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0745 - Angst über Altenberg

0745 - Angst über Altenberg

Titel: 0745 - Angst über Altenberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und seiner Gestalt einen fremden Glanz verlieh. Das Licht setzte sich in seinen Augen fest, die Pupillen hatten eine andere Farbe angenommen. In seinen Beinen spürte er das Blut wie flüssiges Blei. Es bereitete ihm Mühe, die Füße hochzuheben.
    Er mußte weiter.
    Er würde herausfinden, was mit ihm damals geschehen war, und so betrat er die Lichtquelle, den Blick nach unten gesenkt. Er wurde enttäuscht. Aus dem Boden drang zwar der Schein, doch er ließ es nicht zu, daß Elohim in die Erde hineinschaute. Dort unten versickerte alles in einem geheimnisvollen Dämmer.
    War dort das Rätsel verborgen, um das sich auch seine Vergangenheit drehte? Der Junge fand zwar keine logische Erklärung, aber was war schon logisch in einem Fall wie diesem. Hier spielten andere Kräfte eine Rolle und natürlich auch Gefühle.
    Der Ort, an dem er stand, gefiel ihm nicht. Er wollte die Lichtbahn überqueren und zu dem mächtigen Baumstamm gehen. Seine Rinde sah aus wie eine dunkle, von zahlreichen Falten durchzogene Haut. Die Füße des Jungen schleiften über den Boden, verursachten dabei kratzende Geräusche.
    Tatsächlich seine Füße?
    Elohim blieb stehen, weil er sich dies kaum vorstellen konnte. Er schaute nach unten und hörte das Kratzen abermals, obwohl er sich nicht bewegte.
    Da war etwas unter der Erde, für das er keine Erklärung fand. Geheimnisvolle Wesen, die sich gereckt hatten, um an ihn heranzukommen. Sie wollten etwas von ihm, sie schabten, sie kratzten, als wären es Totenfinger mit langen Nägeln.
    Furchtbar…
    Er huschte weiter, prallte gegen den Stamm und atmete hektisch. Auf seinem Gesicht lag ein Schweißfilm, den er mit einer matten Bewegung wegwischte.
    Elohim ging davon aus, daß er dicht vor dem Ziel stand. Hinter den Schläfen spürte er den leichten Schmerz. Der Magen bildete in seinem Körper einen Klumpen, und er hörte auch das geheimnisvolle Rascheln in seiner unmittelbaren Nähe.
    Als er den Kopf drehte, war nichts zu erkennen. Kein Mensch, kein Tier, aber das Rascheln blieb.
    Er sah auch nicht, daß sich irgendwelche Zweige oder Blätter bewegt hätten, über ihr verteilte sich das mächtige Astwerk des Baumes wie ein düsteres Dach, das ihn von der übrigen Welt abschirmen wollte.
    Ich muß bleiben, hämmerte er sich ein. Ich muß einfach hier an dieser Stelle bleiben, sonst ist alles verloren. Dann lebe ich weiterhin mit meinem Nichtwissen und komme daraus nicht mehr hervor.
    Deshalb kann ich nicht weg, auch wenn es noch so schlimm ist.
    Er machte sich selbst Mut, wobei er hoffte, daß ihn die anderen Mächte positiv gegenüberstanden.
    Das rätselhafte Flüstern blieb. Diesmal jedoch konzentrierte es sich auf einen bestimmten Punkt, den der Junge auch durch genaues Hinhören herausfand.
    Rechts von ihm…
    Mit dem Rücken lehnte er gegen den starken Stamm und drehte nur den Kopf.
    Sehr langsam, sehr vorsichtig…
    Er war auf alles gefaßt, und er spürte wieder, daß sein Inneres aufgewühlt wurde, als wollte die eine Kraft in seiner Seele gegen die andere rebellieren, wobei nicht feststand, welche Seite den Kampf nun für sich entschied.
    Eine Bewegung!
    Schattenhaft nur, auch nicht zu hören, doch Elohim hatte sie gesehen und hielt den Atem an.
    Bum… bum… bum… so schlug sein Herz. Als Echos tobten die Schläge durch seinen Kopf.
    Kam jemand?
    Schlich ein unheimlicher Geist heran, der sich über ihn hermachen würde?
    Stand er jetzt auf der Schwelle des Todes?
    Die Furcht kroch in seinen Nacken. Er hatte das Gefühl, sich zu verkleinern, als die Gänsehaut seinen Körper umspannte. Seine Augen schmerzten, hinter den Augäpfeln war der Druck immer größer geworden. Er reagierte wie ein normaler Junge, der von seinen Beschützern verlassen worden war.
    Jetzt kannte er nur die Angst.
    Wieder entdeckte er die Bewegung. Sie kam ihm wellenförmig vor, als würde die andere Gestalt bei jedem zweiten Schritt in die Knie sinken, um sich anschließend wieder zu erheben und normal weiterzugehen. Dann raschelte Laub. Elohim fiel der Vergleich zu trockenen Totenhänden ein, die ihre Handflächen übereinander rieben.
    Furchtbar…
    Er starrte in das Dunkel. Der Lichtschein strahlte ihn an, ohne ihn allerdings zu blenden. Er konnte jetzt erkennen, daß sich vor ihm etwas tat.
    Die Bewegung in der Dunkelheit war erstarrt und bildete nun eine Gestalt.
    Elohim hielt den Atem an.
    Wie ein Schattenriß oder ein Scherenschnitt kam ihm die Gestalt vor. Sie war nicht einmal groß, sie hätte ein Kind

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