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0745 - Angst über Altenberg

0745 - Angst über Altenberg

Titel: 0745 - Angst über Altenberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Hotels, trug einen Frack, hielt die Hände auf dem Rücken verschränkt und kam auf mich zu.
    Lächelnd stellte er mir die übliche Frage.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Das weiß ich nicht, Herr…«
    »Massow, Helmut Massow.«
    »Ich heiße John Sinclair.«
    »Sie sind der neue Gast.«
    »Stimmt. Ich kam nur nicht allein, sondern mit einem Jungen. Zwölf Jahre alt.« Ich gab eine kurze Beschreibung und kam zum Kern des Problems. »Jetzt ist er verschwunden.«
    Massow runzelte die Stirn. »Heißt das, er ist Ihnen weggelaufen, Herr Sinclair?«
    »Exakt.«
    »Den habe ich gesehen, glaube ich.«
    »Tatsächlich? Wo und wann?«
    »Es ist noch nicht lange her.« Er schaute auf die Uhr. »Einige Minuten vielleicht. Da sah ich ihn, wie er die Treppe runterkam. Er bewegte sich etwas scheu, schaute sich auch um. Ich hatte ihn schon ansprechen wollen, bin aber abgelenkt worden. Als ich ihn dann wieder sah, glich das mehr einem Zufall, weil ich aus dem Fenster schaute und er schon quer über den Parkplatz gegangen war. Für mich sah es so aus, als wollte er sich die Umgebung einmal anschauen.«
    »Wo und in welche Richtung ist er gegangen?«
    »Kommen Sie mit vor die Tür.« Der Ober öffnete sie und ließ mir den Vortritt.
    Ich schaute hinein in die Dämmerung, die sich mit dem letzten Tageslicht mischte und es geschafft hatte, eine irgendwie klare Luft zu erzeugen, in der sich die beiden Farben mischten. Ich konnte noch gut sehen, und Massow, der neben mir stand, hob seinen linken Arm. Er wies dann schräg nach vorn, am Dom vorbei und in die Richtung, aus der wir gekommen waren. »Dorthin ungefähr ist er gelaufen.«
    »Ja«, murmelte ich.
    »Hat das etwas zu bedeuten?«
    Ich hob die Schultern. »Möglicherweise, Herr Massow. Der Junge kennt sich hier aus, er hat einige Jahre hier gelebt und ist hier auch unterrichtet worden.«
    »Ja, ich weiß schon Bescheid. Sie meinen die Begegnungs- und Lehrstätte. Dort ist immer was los.«
    »Richtig.«
    »Dann werden Sie ihn dort möglicherweise finden.«
    »Das ist möglich«, murmelte ich nachdenklich. »Obwohl ich es eigentlich nicht glaube, denn er hat auf der Fahrt hierher ziemlich seltsam reagiert, als wir ein bestimmtes Waldstück passierten.« Die Worte hatten mehr mir selbst gegolten als dem Ober, doch Helmut Massow spannte sich plötzlich, und da wurde ich aufmerksam.
    »Haben Sie was?«
    Er strich über sein Haar. »Nun, das kann ich Ihnen so genau nicht sagen, Herr Sinclair…«
    »Versuchen Sie es trotzdem.«
    »Wenn Sie die gleiche Stelle meinen wie ich, dann ist es schon ungewöhnlich. Ich hatte in der vergangenen Nacht ein Erlebnis, das mich schon beunruhigt hat.«
    »Welches?«
    Er schaute mich an und trotzdem durch mich hindurch. »Wenn ich Ihnen davon erzähle, lachen Sie mich möglicherweise aus und halten mich für einen Spinner.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Gut, auf Ihre Verantwortung.« Er lächelte etwas schief und begann mit seinem Bericht.
    Ich hörte ihm zu, ohne ihn ein einziges Mal zu unterbrechen. Schließlich wollte ich wissen, wo genau er dieses Erlebnis gehabt hatte.
    »Im Wald.«
    »Können Sie, mir einen Fixpunkt sagen.«
    Er versuchte es, sprach von der Straße, die in eine Kurve hineinlief, und da wußte ich Bescheid.
    »Alles klar, Herr Massow. Das ist genau die Stelle, wo auch ich aufmerksam wurde. Das heißt, der Junge hat sich seltsam verhalten und bekam Furcht.«
    Der Ober schluckte. »Wenn das so ist, scheine ich mich nicht geirrt zu haben.«
    »Wieso, Sie waren doch im Wald.«
    »Ja, schon.« Er verzog die Lippen. »Das ist ja alles richtig, was Sie da sagen, aber ich habe mich später gefragt, ob ich mir das alles nicht eingebildet habe. So etwas kann es doch nicht geben. Licht, das aus dem Boden dringt, dann dieses Kratzen, die zischelnde Stimme. Irgendwo ist mir das suspekt. Ich wüßte auch nicht, wer sich da in der Erde hätte eingraben sollen. Vielleicht Jugendliche, die sich eine Bude gebaut haben.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, daran glaube ich nicht. Jedenfalls war mir unheimlich zumute, und ich habe den Wald fluchtartig verlassen. Wie jemand, dem der Teufel auf den Fersen sitzt.«
    »Teufel ist gut«, murmelte ich und schaute nach vorn. Ich hatte das Gefühl, gehen zu müssen und bedankte mich bei dem Mitarbeiter für seine Offenheit.
    »Und was wollen Sie tun?« fragte er mich.
    »Ich suche den Jungen.«
    »Dann geben Sie acht, daß Sie nicht an die verkehrte Stelle kommen. Dieser Wald kam mir vor, als wäre er verhext.

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