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0745 - Angst über Altenberg

0745 - Angst über Altenberg

Titel: 0745 - Angst über Altenberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schließlich. »Du bist ein widerliches Produkt, eine Schöpfung, die ich nicht mag, die ich ablehne. Die ich hasse, wenn du verstehst.«
    »Nein, das verstehe ich nicht!«
    Sie bewegte wiegend beide Hände. »Es ist Pech für uns gewesen, daß du dich nicht für eine Seite hast entscheiden können. Du bist ein Zwitter, in dir steckt das eine und auch das andere.«
    »Du meinst das Böse und das Gute?«
    »Richtig, mein Freund.«
    »Da kann ich nichts…«
    »Doch, du bist alt genug. Du hättest dich entscheiden können. Hier entscheiden, aber du bist gegangen. Man hat etwas mit dir vorgehabt, das spüre ich genau. Es ist nicht gelungen, du bist wieder zurückgekehrt, denn du konntest dich auch nicht für eine Seite entscheiden, wie ich gemerkt habe. Es ist alles sehr ungewöhnlich, mein kleiner Freund, und deshalb mag ich dich auch nicht. Ich habe deinen Vater gehaßt, deine Mutter nicht, denn sie ist etwas Besonderes…«
    »Sag mir die Namen!«
    Die Hexe warf den Kopf zurück und lachte schrill. Es hörte sich an, als würde die gezackte Schneide einer Säge über Stahl reiben. »Nein, ich sage sie dir nicht.«
    Elohim senkte den Kopf. Er wußte, daß er auch mit weiteren Fragen bei ihr keine Chance hatte, deshalb kam er wieder auf sie persönlich zurück und wollte wissen, wer sie war.
    »Ich?« kreischte sie.
    »Ja, du!«
    »Ich habe deiner Mutter gedient. Ich bin eine Legende, die es einmal hier gegeben hat. Ich bin ein böses Märchen. Vielleicht ist deshalb in dieser Nähe der Märchenwald errichtet worden. Wer kann das schon alles wissen, Kleiner? Jedenfalls habe ich deine Mutter geliebt, sie hat mich geliebt, und sie hat einmal einen Fehltritt begangen, als sie sich mit deinem Vater einließ. Sie hat es bereut, aber sie gab mir den Auftrag, dich unter Kontrolle zu halten.«
    »Mich? Wann…?«
    »Das habe ich die Zeit über getan, als du in der Schule aufgezogen wurdest. Du hast es nur nicht gewußt. Du hast immer unter meiner Beobachtung gestanden, Elohim, aber ich war schlau genug, um mich nicht sehen zu lassen. Denke zurück. Vielleicht hast du mich gespürt, als ich mit meiner Kraft in deine Gedanken eindrang. Das ist alles möglich, und ich glaube sicher, daß du dich daran erinnern wirst. Doch das ist vorbei, die Vergangenheit zählt nicht mehr. Ich habe dich hassen gelernt, und ich habe mir selbst das Versprechen gegeben, mit dir abzurechnen, wenn du wieder hier erscheinst.«
    Elohim fühlte in der Kehle ein heißes Würgen. »J… jetzt…?« fragte er leise.
    »Heute!« Sie nickte. Es sah aus, als würde ihr alter Kopf wackeln. Er schaute zu Boden.
    Das veranlaßte die Hexe zu einem schrillen Kichern. »Du hast es gesehen, Kleiner, instinktiv erfaßt, denn aus der Erde werden sie kommen und dich holen. Ich habe dich zu einem Liebling der lebenden Leichen gemacht, dem Darling der Zombies…«
    Sie wollte sich ausschütten vor Lachen, so gut hatten ihr diese beiden Vergleiche gefallen.
    Aber nicht dem Jungen.
    Der spürte die Angst wie zähen Schlamm, der durch seine Glieder kroch und nichts in seinem Körper ausließ. Selbst die Seele wollte er überfallen.
    Aus der Tiefe sollten sie kommen. Er war ihr Liebling. Sie hatte von lebenden Leichen gesprochen.
    Gab es die überhaupt? Konnte man sich etwas Schrecklicheres vorstellen?
    »Ja, es ist dein Pech, Junge, daß du dich für die falsche Seite entschieden hast. Du hättest mehr auf deine Mutter hören sollen. Es heißt doch immer, daß die Jungen der Mutter zugeneigt sind. Warum nicht du?«
    »Ich weiß es doch nicht!« keuchte Elohim. »Ich kenne weder meine Mutter noch meinen Vater.«
    Die Waldhexe war unbelehrbar. »Dein Instinkt hätte dich leiten sollen, nur dein Instinkt.«
    »Ich habe ihn nicht gespürt, ich…«
    »Hör auf!« schrie sie.
    Im selben Augenblick streckte sie die Arme noch weiter vor und spreizte auch die Hände.
    Strahlen schossen aus den Spitzen hervor und tauchten ein in das Licht am Boden.
    Es war wie der berühmte Funke bei einem Pulverfaß. Sekunden später erlebte Elohim das Grauen und kam nicht mehr weg…
    ***
    Vor der Tür des Hotels stand ein sehr nachdenklicher Helmut Massow. Er blickte dem Gast nach, und sein Gesicht umwölkte sich allmählich.
    Wenn er darüber nachdachte, was er alles erlebt und gesehen hatte, gefielen ihm die Dinge immer weniger. Der Junge, der weggelaufen war, der Mann, der ihn suchte, und er als Mensch, der praktisch ein Vorreiter gewesen war und in der letzten Nacht diesen unheimlichen

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