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0748 - Maori-Zauber

0748 - Maori-Zauber

Titel: 0748 - Maori-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Austin Osman
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Teil Heuchelei dabei ist. Denn keiner hat sich bei uns um Niedriglöhne und unfairen Handel gekümmert, solange es uns gut ging. Aber jetzt, und das macht den Unterschied, geht es uns in Europa an den Kragen. Nun ist das Gejammer groß. In diesem Sinne: zum Wohl, Nicole - Prost, Zamorra.«
    Joris Huysmans hob mit ironischer Begeisterung sein Glas und nickte seinen Gastgebern zu. Professor Zamorra leerte sein Glas und beugte sich vor, um Wein nachzuschenken. Er nutzte die Gelegenheit, um einen unauffälligen Blick auf seinen alten Bekannten zu werfen.
    So wie er dort lässig im Sessel lungerte, war er ganz der alte Joris Huymans. Zamorra hatte mit ihm manchen Zug um die Häuser gemacht und manche Nacht kühne, wenn auch alkoholgeschwängerte Theorien diskutiert. Sie hatten sich für sehr lange Zeit aus den Augen verloren. Um so erfreuter war Zamorra gewesen, als Huysmans vor zwei Tagen angerufen und seinen Besuch angekündigt hatte.
    Es passte. Da in Kürze die Semesterferien begannen, standen für Zamorra keine Gastvorlesungen an diversen Universitäten an, und es schien auch endlich wieder einmal für ein paar Tage Ruhe an der ›Dämonenfront‹ zu geben. Auch wenn die Unsichtbaren wieder auf dem Plan erschienen waren und niemand wusste, ob der Erzdämon Astardis wirklich tot war oder vielleicht doch nicht. Nicole Duval war sicher, ihn getötet zu haben, dennoch schien er nach wie vor aktiv zu sein.
    Wenigstens das Problem mit dem Zeitbrunnen in Merlins Zauberwald Broceliande schien endgültig bereinigt zu sein, wenngleich sich die beiden ungleichen Brüder Asmodis und Merlin dabei fast gegenseitig umgebracht hätten.
    Für einen der nächsten Tage hatte nun Zamorras Freund Robert Tendyke einen Besuch im Château Montagne angedroht - um wieder einmal Zamorras Weinkeller zu plündern, wie er es formulierte. Dazwischen kam nun Huysmans.
    Beim Dotterbart der Panzerhornschrexe, wie lange war es nun schon her, seit sie sich zuletzt gesehen hatten? Zwanzig Jahre? Oder noch viel mehr?
    Äußerlich schien Huysmans ganz der Alte geblieben zu sein. Er gehörte zu den Menschen, denen die Jahre nicht viel anhaben konnten. Seinerseits wunderte er sich aber darüber, dass Zamorra noch annähernd ebenso jung aussah wie damals.
    Zamorra verzichtete darauf, ihm von der Quelle des Lebens und der daraus resultierenden relativen Unsterblichkeit zu erzählen, die er und seine Gefährtin Nicole erlangt hatten. Sie alterten beide nicht mehr, seit sie vom Wasser der Quelle getrunken hatten. Aber auch alte Kameraden wie Joris Huysmans mussten nicht alles wissen…
    Huysmans war wie damals völlig in Schwarz gekleidet, mit kinnlangen, lockigen schwarzen Haaren und bleicher Haut. Damit und mit seinen schwarzen Augen und der großen Nase war Huysmans das Idealbild eines spanischen Priesters. Tatsächlich aber stammte er aus dem flämischen Belgien.
    Obwohl Huysmans nicht über seine letzten Jahre sprach, schien es ihm nicht gut gegangen zu sein. Jedenfalls entgingen den scharfen Blicken Zamorras weder die schief gelaufenen Schuhe noch die abgewetzten Ärmelsäume des Jacketts. Und in allem, was Huysmans sagte, mischte sich ein Zynismus und eine Bitterkeit, die Zamorra an ihm noch nicht kannte und auch nicht besonders schätzte.
    »Sicherlich hast du Recht«, sagte der Dämonenjäger. »Im Grunde waren die portugiesischen Karavellen, Kolumbus und Cook auch etwas, das man unter den Begriff Globalisierung fassen muss. Damals waren es die Ureinwohner, die an den Krankheiten starben, die die Europäer eingeschleppt haben. Inzwischen bringen die Touristen hässliche Krankheiten aus dem Urlaub mit nach Hause.«
    »Wie tröstlich das alles klingt«, murmelte Nicole und kuschelte sich in ihre Decke.
    »Immerhin verdanke ich dem Herrn Cook meinen neuen Job. Zumindest auf Umwegen. Hätte er Neuseeland nicht entdeckt…« Huysmans lächelte.
    Zamorra war froh, dass sie endlich bei einem anderen Thema angekommen waren.
    »Du hast so eine Andeutung gemacht, lass hören«, forderte er seinen Gast auf.
    »Viel gibt es nicht zu erzählen. Ich bin ja sozusagen auf der Durchreise zu meiner neuen Stelle. Kurz gesagt gibt es einen ziemlich bescheuerten Adligen, der eine seit Generationen zusammengetragene Sammlung von Maori-Kunstwerken besitzt. Tatsächlich ist es nicht nur eine der größten Privatsammlungen auf diesem Gebiet, sondern eine der größten Sammlungen überhaupt. Kein Museum kann sich solcher Schätze rühmen. Mein Arbeitgeber hat selbst viel

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