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0748 - Maori-Zauber

0748 - Maori-Zauber

Titel: 0748 - Maori-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Austin Osman
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Moment stehen, bevor sie ihre Form änderte und erst dann und unnatürlich langsam in sich zusammensank. Die Welle, die jetzt dem Buckel eines Schwertwals glich, setzte sich in Bewegung. Erst langsam, dann immer schneller durchquerte sie die Bucht. Weitere Wellen folgten.
    Sie rauschten ganz nahe an der Frau vorbei. Und obwohl sich in deren Bewusstsein Unglaube und Todesangst zu einem rasenden Wirbel vermischten, beobachtete sie alles. Sie registrierte es mit einer Genauigkeit, die für sie selbst ebenso unverständlich wie schmerzhaft war.
    Was sie sah, waren Mischwesen aus Wal und Mensch. Kraftvoll und elegant durchschnitten sie die Bucht und betrachteten die Frau in ihrer Verwirrung mit kalten, mitleidlosen Blicken.
    Und doch waren es keine Lebewesen. Es war vielmehr so, als hätte sich eine unbekannte Macht des Wassers bemächtigt und würde dessen Moleküle nach ihrem Willen formen. Daher schwammen diese Wesen auch nicht wirklich, sondern ihre Gestalten glitten durch das Wasser, mühelos, leise und schnell.
    Bevor sich die Frau drehen konnte, waren die Wesen am Horizont verschwunden. Die Schwimmerin paddelte wie ein Hund und erreichte mit letzter Kraft den Strand. Das Wasser schien sich verändert zu haben. Es war zu einer zähen Substanz geworden, die den Menschen feindlich gesinnt war.
    Die Frau ergriff ihr Kleid und rannte in den Wald. Dornen rissen ihre Haut auf, Wurzeln brachten sie ins Taumeln und ließen sie stürzen. Sie achtete nicht auf das blutende Knie, verbiss sich den Schmerz und stürmte nur weiter vorwärts. Ihre Augen waren noch immer weit aufgerissen, aber die Dinge, die sie umgaben, nahm sie nicht wirklich wahr.
    So registrierte sie auch die Lichtung kaum und bemerkte die beiden Männer nicht, die dort saßen, als hätten sie auf die Frau gewartet.
    Sie hielt keuchend inne. Sie wollte nicht stehen bleiben, alles in ihr schrie, sie solle weiterlaufen, aber ihre Beine gehorchten einem fremden Befehl. Träge schlurfend näherte sie sich den Männern.
    Unter anderen Umständen wären diese beiden Männer ein Anlass zu wildem Gelächter gewesen. Sie bildeten ein absurdes Paar. Sie sahen aus, als würden sie sich seit Jahrzehnten um das Essen streiten und als wäre es immer der eine, der den Kampf gewinnen würde.
    Dieser eine war ein unglaublich fetter Fleischberg. Der kahle Kopf ruhte auf mehreren Fettringen, die einmal der Hals gewesen waren. Der restliche Körper bestand aus Lawinen von Fett, die zu überquellenden Ringen und Hautlappen erstarrt waren. Ganz im Gegensatz zu der Tradition der Maori war nicht nur der Kopf des Mannes mit Tätowierungen bedeckt. Der gesamte Körper verschwand unter verschlungenen Linien und mythologischen Symbolen.
    Sein Begleiter war wesentlich kleiner, und er wirkte wie ein Skelett, dem nur die absolute Mindestausstattung an Muskeln und Sehnen und eine viel zu knappe Haut geblieben war.
    Der Dicke winkte die Frau heran. Als sie vor ihm stand, hob er schnaufend einen Arm und drückte ihr seine verschwitzte Handfläche gegen die Stirn. Der Dünne legte seinerseits die Fingerspitzen an die Schläfe des Dicken.
    Mit geschlossenen Augen verharrten sie eine Weile. In ihrem Bewusstsein formten sich die Ereignisse, die die Frau miterlebt hatte. Die beiden Männer nahmen alles in sich auf, registrierten jede Empfindung, jedes Gefühl, jeden Gedanken.
    Nach einer Weile hob der Dicke träge seine schweren Lider.
    »Wir werden handeln müssen!«, sagte er leise.
    Sein Begleiter nickte. »Eine Wahl haben wir wohl nicht«, bestätigte er. »Aber es wird ein schwerer Kampf, und der Ausgang ist ungewiss.«
    »Der Krieger fragt nicht nach dem Sieg, sondern nach der Schlacht!«, entgegnete der Dicke. Mit einer beiläufigen Handbewegung schickte er die Frau fort. Wie in Trance verließ sie die Lichtung und wanderte zurück zur Bucht.
    »Wir sollten sie töten«, sagte der Rakikeke, der dünne Mann.
    Der Manivatu, der Dicke, schnaufte unwillig und deutete eine Kopfbewegung an. »Es bringt keine Ehre, ein Weib zu töten.«
    »Manchmal verlangt es die Klugheit, ein Weib zu töten«, antwortete der Rakikeke unbeirrt.
    »Klugheit ohne Ehre ist der Weg der Schlange, nicht der Weg des Kriegers. Ich habe der Frau die Erinnerung genommen, das reicht völlig.«
    ***
    Herrlich blau war der Himmel. Wenn sich die Frau vom Wasser treiben ließ, dann hatte sie das Gefühl, sich nur abzustoßen zu müssen, um hinaufzuschweben in das gute Blau.
    Die Frau badete, bis sie vor Kälte bibberte. Erst dann

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