0749 - Drei Schöne für die Hölle
zurechtkommen mußten.
Deshalb schauten sich Margot und Freya an, als hätte die dritte im Bunde nicht mehr alle Tassen im Schrank.
Katie stand an der Motorhaube, die beiden anderen hielten sich am Heck des Golfs auf. Freya hatte auch die andere Hand auf das Blech gelegt. Vor ihr tanzte der Waldrand, sie konnte das Wechsellicht an den Augen nicht vertragen und überlegte bereits, ob sie nicht die Sonnenbrille aus dem Golf holen sollte.
Margots Stimme unterbrach ihre Gedanken. »Sag doch mal, was du damit gemeint hast, Katie.«
»Die Stille.«
»Stille?« echote Margot.
»Ja, verflixt. Die kann man sogar hören.« Katie mußte über diesen Vergleich selbst lachen.
Freya holte tief Luft. »Ja, die Stille. Sie hat recht. Katie hat recht. Die Vögel singen nicht mehr.«
»Und warum nicht?« Margot schaute Freya staunend an.
»Angst, vielleicht haben sie Angst.«
Margot wollte lachen. Es wurde nichts daraus, sie verzog nur die Lippen. »Vor wem denn? Vor uns?«
Freya schüttelte den Kopf. Sie ging einen zögernden Schritt vor. »Da ist irgendwas anderes in unserer Nähe. Ihr könnt mich ja auslachen, aber ich habe das Gefühl, daß wir umzingelt sind. Dieser Wald ist mir schon immer unheimlich gewesen, und ich habe recht behalten. Ja, ich habe recht. Da stimmt was nicht.«
»Was sollte denn nicht stimmen?« Katie meldete sich von der Motorhaube her.
»Das weiß ich auch nicht.«
»Es ist unheimlich«, sagte Margot.
»Richtig, richtig!« bestätigte Freya und nickte. »Unheimlich ist genau das Wort. Da kommt«, sie schluckte und räusperte sich dann, »da kommt was auf uns zu.«
»Und was, bitte?«
»Keine Ahnung, Katie. Etwas Schreckliches. Die Vögel haben es gemerkt, sie sind verschwunden. Das sollten wir auch.«
»Ja, Katie«, sagte auch Margot. »Laß uns das Gepäck holen, und dann nichts wie weg.«
Die drei Models hatten es sich vorgenommen, aber keine von ihnen rührte sich. Sie standen auf ihren Plätzen wie Schauspieler bei einer Beleuchtungsprobe. Jeder wollte etwas tun, doch keine traute sich, den Anfang zu machen. Ein ungewöhnlicher Bann lag über ihnen und der unmittelbaren Umgebung.
Es war Katie Clapton, die sich mit dem Begriff Zauber der Natur vertraut machte. So und nicht anders fühlte sie sich auch. Von der Natur verzaubert, und es gelang ihr nicht, diesen Zauber zu sprengen. Ihr Sichtfeld wurde eingeengt, es gab nur den Wald, die Straße, das fleckige Licht, bestehend aus vielen hellen Punkten, die allesamt eine geheimnisvolle Botschaft für sie zu haben schienen.
Katie atmete laut. Sie spürte einen leichten Schwindel, als sollte sie zur Seite gedrückt werden. Es war ihr längst klargeworden, daß etwas nicht stimmte. Da war der Alltag aus dem Lot geraten. Warum hatte der Motor plötzlich seinen Geist aufgegeben, wo der Golf doch ein Leihwagen war und der wiederum als äußerst zuverlässig beschrieben wurde? Es war auch ohne Vorwarnung geschehen, ein kurzes Stottern, noch einige Yards weit fahren, dann war es vorbei.
Einfach so…
Was steckte dahinter? Oder - besser gesagt - wer steckte dahinter? Gab es eine gefährliche Kraft oder Macht, an deren langer Leine die drei Frauen liefen?
Es wirbelte so viel durch ihren Kopf, zu einem klaren Gedanken fand sie nicht zurück. Die Umgebung hatte sich zwar nicht verändert, aber innerlich war sie eine andere geworden. Da waren gewisse Kräfte dabei, die Kontrolle zu übernehmen.
Katie hörte ein leises Stöhnen und drehte den Kopf. Freya Kiss hatte den Laut ausgestoßen. Sie stand auch nicht mehr auf dem Fleck. Den Körper hatte sie leicht nach vorn gebeugt und eine Hand gegen den Hals gepreßt, als wollte sie Luft holen, ohne dabei jedoch tief durchatmen zu können.
Bevor Katie etwas sagen oder Freya beistehen konnte, hatte diese sich wieder gefangen und aufgerichtet.
Margot Tander rührte sich nicht. Sie glich in ihrer Haltung einer Wachsfigur. Den Kopf leicht gedreht, schaute sie gegen einen imaginären Punkt irgendwo im Wald, wo nur sie etwas Bestimmtes sah, andere Dinge aber keine Rolle spielten.
Dann erwischte es sie gemeinsam. Obgleich es so aussah, hatten sie sich nicht untereinander abgesprochen, als sie in eine bestimmte Richtung schauten und zwar dorthin, wohin sie hätten fahren müssen. Die Bewegungen geschahen nicht hastig, sie liefen in einem gewissen Zeitlupentempo ab, aber sie waren gleichzeitig so bestimmend, daß sich keine von ihnen dagegen wehren konnte.
Sie schauten die Straße entlang, die wie ein schmaler
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