0752 - Lauras Leichenhemd
Person, die sich darum kümmert.«
Marion schwieg. Sie überlegte. »Was meinen Sie denn mit dieser Person? Haben Sie einen Verdacht?«
»Nicht direkt, da bin ich ehrlich.« Glenda wollte sich ihrem Ziel auf Umwegen nähern. »Könnte es denn sein, dass ich dieses Motiv in Ihrer Familie finden kann?«
»Bei uns?«
»Zum Beispiel.«
»Aber das würde bedeuten, dass…« Sie hatte sich etwas aufgerichtet, sackte jetzt aber wieder zusammen. »Nein, das würde bedeuten, dass einer von uns.«
»Wo ist denn Laura?«
Glenda hatte die Frage sehr schnell gestellt, noch in die Antwort der anderen Frau hinein, und sie sah auch das tiefe Erschrecken der Marion Saracelli.
»Wollen Sie damit sagen, dass Sie Laura in Verdacht haben, etwas mit der Sache hier…?«
»Ich habe nur gefragt, wo sie ist. Ich sah sie nicht, als ich kam. Sandra begrüßte mich.«
»Laura ist weg.«
»Wohin?«
»Ich glaube, sie wollte in die Schule.«
Glenda runzelte die Stirn und schaute auf die Uhr. »Das kann ich schwer nachvollziehen, Mrs. Saracelli. Um diese Zeit ist die Schule zumeist schon beendet. Was wollte sie…?«
»Mit jemandem sprechen.«
»Kennen Sie ihn?«
»Nein, sie will Freunde treffen, glaube ich. Sie wollen lernen. Laura ist nicht die beste Schülerin. Sie kann es sich einfach nicht leisten, lange zu fehlen. Sie möchte bald in den Beruf, und da muss sie sich anstrengen. Außerdem wird sie es in unserem Totenhaus nicht ausgehalten haben. Schon wieder eine Beerdigung und…«
»Wo kann ich die Schule denn finden?«
»Sie müssen schon etwas weiter fahren. Laura wollte unbedingt dort lernen. Die Schule hat einen guten Ruf, deshalb ist sie dort hingegangen.« Glenda bekam die genaue Wegbeschreibung, merkte sich die Straßen und erkundigte sich dann, ob sie mal telefonieren dürfte.
»Sicher. Der Apparat steht ja hier.«
»Danke.« Glenda nahm den Hörer hoch und wählte die Nummer des Büros. Dort warteten John Sinclair und Suko auf ihre Nachricht.
Es war John, der abhob.
»Ich bin hier, gut eingetroffen, John, aber ich habe Laura nicht gefunden.«
»Nein? Warum nicht?«.
»Sie ist nicht da.«
»Wo steckt sie? Hast du das herausfinden können?«
Glenda räusperte sich. »Das ist mir tatsächlich gelungen. Laura ist wieder zu ihrer Schule gegangen.«
John war erstaunt. »Was sagst du da?«
»Ja, ihre Muter sagte es mir.«
Der Geisterjäger überlegte, und Glenda gab ihm die Zeit. Einige Male betrachtete sie Marion Saracellis Gesicht. Sie hatte schon viel durchgemacht und ihre Lippen jetzt fest zusammen gepresst, wobei sie stoßweise durch die Nase atmete.
Glenda hatte sich schon gedacht, dass John Sinclair überrascht sein würde. Sie war es ja nicht minder. Schließlich hörte sie wieder seine Stimme. »Das ist schon seltsam. Also ich kann mir keinen Grund vorstellen, wirklich nicht.«
»Da hast du recht.«
»Aber mal weiter, Glenda. Weißt du, wann sie gegangen ist?«
»Ich werde fragen.«
Mrs. Saracelli erklärte ihr, dass Laura erst kurz vor Glendas Ankunft gegangen war. Und diese Antwort teilte sie auch dem Geisterjäger mit. Sie hörte, wie er tief durchatmete.
»Hast du was, John?«
»Ja, denn auf dieselbe Schule geht auch Johnny Conolly. Ich habe keinen Beweis, nur einen Verdacht, aber ich fürchte, dass er sich bestätigen könnte.«
»Johnny…?«
»Ich täusche mich nicht.«
»O Gott«, sagte Glenda nur und spürte, wie sie anfing zu zittern.
Sie den Kräften, denen sie zugetan war, dachte an die vier Toten, die keine Chance gehabt hatten. Sollte Johnny Conolly jetzt der fünfte werden…?
Laura Saracelli fiel überhaupt nicht auf, denn sie gab sich so locker wie jeder andere Teenager in ihrem Alter auch. Nachdem sie das Haus verlassen hatte, war sie ziemlich schnell gegangen, manchmal sogar gelaufen, und stoppte erst, als sie die Bushaltestelle erreicht hatte, wo nur zwei ältere Frauen standen, die auf den Bus warteten.
Laura stellte sich etwas abseits hin und hielt ihre Tasche mit dem für sie wertvollen Inhalt gut fest Sie hatte sich den Riemen über die Schulter gehängt und die Tasche selbst noch unter den Arm geklemmt. Man musste immer vorsichtig sein. Es gab genügend Typen, die sich darauf spezialisiert hatten, Taschen zu rauben. Sie huschten fast lautlos auf ihren Rädern heran, griffen blitzschnell zu, dann war die Tasche weg, noch bevor sich der Besitzer versah.
Laura wartete.
Sie stand im Schatten eines Baumes und dachte an die Zukunft.
Drei Personen gingen ihr nicht aus
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