Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0752 - Lauras Leichenhemd

0752 - Lauras Leichenhemd

Titel: 0752 - Lauras Leichenhemd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
geschnittenes Gesicht. Da hätte sie schon Modell für einen Engel stehen können.
    »Ich heiße Glenda Perkins, und deine Mutter erwartet mich, denn ich habe mit ihr telefoniert.«
    »Ja, das weiß ich.«
    »Wer bist du denn?«
    »Sandra.«
    »Dann kannst du Glenda zu mir sagen.« Sie streckte dem Mädchen die Band entgegen, und Sandra schlug ein. »Jetzt sind wir sogar Freundinnen«, sagte Glenda lächelnd.
    »Meinst du?«
    »Sicher.«
    Wenig später hatte sie das Haus betreten, und Sandra schloss hinter ihr die Tür.
    Ein Kälteschauer rieselte über Glendas Rücken. Plötzlich kam sie sich eingeschlossen vor. Sie mochte auch den Geruch nicht. Etwas Muffiges strömte ihr entgegen und gleichzeitig eine absonderliche Kühle. Es kam ihr vor, als hätte der Sensenmann bereits seine Spuren hinterlassen. Eine Kälte, die mit der weltlichen nicht zu vergleichen war. Sogar die Tränen der Menschen glaubte Glenda riechen zu können, wobei sie auch daran dachte, dass es Momente gab, wo Menschen keine Tränen mehr hatten, wenn ihnen zuviel Leid zugefügt wurde.
    Sandra ging leise und blieb neben Glenda stehen. »Meine Mama ist oben im Zimmer.«
    »Schläft sie?«
    Das Kind hob die Schultern. »Ich weiß es nicht. Manchmal sieht sie so aus.«
    »Wir werden sehen.« Glenda nahm das Mädchen bei der Hand.
    Gemeinsam gingen die beiden auf die Treppe zu und stiegen mit gleichförmigen Bewegungen die Stufen hoch.
    Im Prinzip ist es ein nettes Haus, fand Glenda. Ihr gefielen die Bilder an den Wänden, aber die Schatten des Todes ließen sich einfach nicht unterdrücken. Sie waren da, und sie würden auch noch in Zukunft bleiben.
    In der ersten Etage stand eine Tür offen. Dahinter vernahm Glenda ein Hüsteln.
    »Mrs. Saracelli?« rief sie.
    »Ja, ich bin hier.«
    »Darf ich zu Ihnen kommen? Mein Name ist Glenda Perkins. Wir haben miteinander telefoniert.«
    »Bitte, kommen Sie.«
    Glenda Perkins betrat das Zimmer und war verwundert über die herrschende Düsternis. Es lag an den geschlossenen Vorhängen, die so dicht waren, dass sie kaum Licht durchließen. Sie mochte die Atmosphäre des Raumes nicht und fröstelte.
    Marion Saracelli lag auf der Couch. Als Glenda eintrat, bewegte sich die Frau und schaltete die Lampe ein. Weiches Licht streifte ihr Gesicht, das verhärmt wirkte, von der Qual und der Trauer der letzten Tage gezeichnet. Die blonden Haare wirkten auf Glenda wie eine Perücke, und die Augen der Frau lagen tief in den Höhlen. Sie wirkte sehr apathisch, stand unter Beruhigungsmitteln.
    »Sind Sie die Polizistin?«
    »Ja«, erwiderte Glenda und hoffte, dass sie nicht nach dem Ausweis gefragt wurde.
    Das war nicht der Fall. Marion Saracelli schenkte ihr auch so Vertrauen. »Bitte, setzen Sie sich.«
    »Danke.«
    Nachdem sich Glenda einen Stuhl herbeigeholt hatte, schaute die Frau sie prüfend an. Sie suchte nach Worten, um den ersten Satz formulieren zu können. Schließlich fragte sie: »Glauben Sie eigentlich an ein Verbrechen, Mrs. Perkins?«
    »Warum?«
    »Weil Sie von der Polizei sind und nun neben mir sitzen. Polizisten tauchen doch nur auf, wenn es um ein Verbrechen geht. Bei uns hat es vier Tote gegeben. Vier Tote in einer Familie. Ich kann es nicht fassen, es, ist unwahrscheinlich.« Sie sprach langsam und suchte nach jedem Wort. Dabei hätte sie sich bei der Tragweite dieser Geschehnisse aufregen müssen, doch das Beruhigungsmittel wirkte.
    »Es ist natürlich sehr schwer, diese Frage zu beantworten, Mrs. Saracelli. Wenn ich von den äußerlichen Gegebenheiten ausgehe, dann ist es kein Verbrechen. Die Menschen sind eines natürlichen Todes gestorben oder Unglücksfällen zum Opfer gefallen.«
    »Aber gleich so viele!«
    »Das ist eben das Problem.«
    »Die Leute reden nicht nur über uns, sie meiden uns bereits. Wir sind hier zu Aussätzigen geworden, zu Menschen die von einem Fluch getroffen wurden. Ich kann das alles nicht begreifen. Ich weiß nicht, was wir getan haben, dass wir mit einem derartigen Schicksal bestraft worden sind. Das will mir nicht in den Kopf.«
    »Für alles gibt es einen Grund«, sagte Glenda leise.
    »Das glaube ich Ihnen. Das stimmt sogar. Es ist doch vieles vorgeschrieben. Ich hätte auch verstanden, wenn meine Schwiegermutter gestorben wäre, sie ist schon alt. Aber die anderen…«
    »Möglicherweise gibt es da ein Motiv.«
    »Nein!«
    »Ich habe es auch nicht behauptet, aber es ist durchaus zu verstehen, Mrs. Saracelli. Es wird ein Motiv geben, und es gibt möglicherweise auch eine

Weitere Kostenlose Bücher