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0753 - Die Blutbuche

0753 - Die Blutbuche

Titel: 0753 - Die Blutbuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Zurücklaufen?
    Ich fürchtete mich davor, den Kriegern den Rücken zuzuwenden. Noch bevor der Arm des Kuttenträgers nach unten fallen konnte, rannte ich so schnell wie möglich zurück.
    Mir war nicht klar, ob ich die anderen damit überrascht hatte. Jedenfalls verfolgten sie mich nicht, aber ich vernahm einen dünnen Schrei. Er mußte so etwas wie ein Befehl sein.
    Ich drehte mich und stürzte vor.
    Speere jagten in meine Richtung, was ich noch bei der Drehung aus dem Augenwinkel mitbekommen hatte. Eine Flutwelle der Furcht schoß glühend heiß in meinem Innern hoch. Ich befürchtete einfach, zu spät gekommen zu sein.
    Da erreichte ich die Grenze!
    Es fällt mir schwer, diesen Augenblick zu beschreiben. Es war so, als hätten mich starke Hände für einen winzigen Moment in ein schwarzes Tuch gehüllt, das auch meine Augen verdeckte und mir gleichzeitig auch die Sinne raubte.
    Als ich wieder klar denken konnte, da hatte sich alles um mich herum verändert. Es war wieder normal geworden, auch ich hatte mich zurück in einen normalen Menschen verwandelt.
    Zeit, darüber großartig nachzudenken, nahm ich mir nicht. Ich drehte mich nur wieder um und schaute zurück.
    Die Szene war die gleiche geblieben, doch das Bild hatte sich verändert.
    Die Krieger und auch der Kuttenmann liefen hin und her. Sie verstanden noch nicht, daß ich hatte entkommen können. Der Kuttenmann ballte die Hand und drohte in meine Richtung.
    Mehr sah ich nicht mehr.
    Das Bild verschwand. Es tauchte ein in einen Hintergrund und verblaßte dabei mehr und mehr.
    Geschafft!
    Zunächst jedenfalls. Ich dachte aber daran, daß noch einige Krieger unterwegs waren und auch Menschen auf dem Gewissen hatten. Und ich stand unter der Blutbuche, deren Ast- und Blattwerk über meinem Kopf ein dichtes Dach bildete.
    Vielleicht bildete ich es mir auch ein, aber ich hatte einfach das Gefühl, daß der Blutgeruch stärker geworden war. Er drang aus dem Stamm, aus der Rinde, aus den Blättern, die allesamt ein fleischiges Aussehen hatten.
    Etwas stimmte hier nicht.
    Ich steckte die Beretta weg und holte mein Kreuz hervor. Für mich war es jetzt ein Indikator.
    Es leuchtete in einem sehr schwachen Grün, das sich aber verstärkte, je mehr ich auf den Stamm zuging. Betty Carr hatte es nicht mehr ausgehalten und ihm eine Wunde zugefügt. Sie hatte es bestimmt nicht einmal ihrem Mann erzählt. Für diesen Frevel hatte sie sterben müssen wie auch der Waldarbeiter. Ihr Blut war in den Baum geflossen und hatte für mehr Kraft gesorgt.
    Auch ich sollte diesen Weg gehen.
    Nur wollte ich das nicht. Ich hatte vor, mich dem Baum zu stellen und ihn zu vernichten.
    Deshalb verließ ich den düsteren Ort nicht und ging auf den Stamm zu. Wobei ich wieder den weichen Boden berührte, der meine Schritte zurückfedern ließ.
    Das gefiel mir auch nicht so sehr, denn dieses Federn konnte ich keinesfalls als normal ansehen. Ich hatte mehr den Eindruck, mit den mächtigen Tritten eines Elefanten zu gehen. Jedes Auftreten verursachte Vibrationen, die auch als Echos zurückkehrten.
    So etwas war nicht normal.
    Ich blieb stehen.
    Es gelang mir nicht mehr, mich auf die Vibrationen zu konzentrieren, denn plötzlich bewegte sich der gesamte Untergrund unter meinen Füßen. Es kam mir vor, als hätte er gewaltige Stöße bekommen, und einen Moment später spaltete er sich in meiner Nähe auf.
    Löcher und Risse entstanden.
    Etwas schnellte hervor.
    Ich wollte weg, sprang auch noch hoch, aber die durch Menschenblut kraftvoll gewordenen Wurzelstränge waren stärker und auch schneller als ich. Sie erwischten mich mitten im Sprung und rissen mich kurzerhand von den Beinen.
    Mit dem Bauch zuerst fiel ich auf die weiche Erde.
    Rechts und links von mir quollen die Wurzeln hoch wie altes, zähes Gestrüpp. Ich hatte sie kaum entdeckt, als sie sich schon von verschiedenen Seiten her auf mich zubeugten.
    Diesmal konnte ich der Auseinandersetzung nicht entfliehen. Ich mußte mich der verfluchten Blutbuche stellen…
    ***
    Das Bild hatte Suko tief getroffen. Geschockt saß er am Tisch und war einfach unfähig, sich zu rühren. In seiner Kehle lag ein dicker Kloß, der Schweiß stand auf seiner Stirn, und er dachte verzweifelt darüber nach, was er jetzt noch tun sollte.
    Helfen konnte er Amos Carr nicht mehr. Diese andere Magie hatte an ihm gezeigt, wie stark sie war.
    Auch Carr rührte sich nicht. Er starrte auf seine Hand, die zwar zu ihm gehörte, aber nicht mehr mit seinem Körper verbunden war.

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