Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0753 - Die Blutbuche

0753 - Die Blutbuche

Titel: 0753 - Die Blutbuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
verzweifelt gegen die Macht der verfluchten Blutbuche an. Es war ja nicht der Baum selbst, der umzukippen und auf mich niederzufallen drohte, es waren vielmehr die verdammten Wurzelstränge, die mir vorkamen wie unzählige Arme und durch das Blut der Opfer eine besondere Kraft bekommen hatten.
    Sie packten zu.
    Sie wollten mich fesseln, sie wollten sich mit den abgerundeten Spitzen durch meine Kleidung bohren. Sie kamen mir auch vor wie die Zähne bösartiger Vampire, die es auf mein Blut abgesehen hatten. Und zu allem Überfluß bewegte sich der Untergrund noch weiter, denn er bildete immer wieder neue Formationen, so daß ich so manches Mal in eine Mulde hineinrutschte und an anderer Stelle wieder in die Höhe gedrückt wurde, aber teilweise umklammert von dem federnden Wurzelwerk des Baumes. Einige Stränge schlugen in mein Gesicht, als wollten sie mich bewußt auspeitschen.
    Sie hinterließen Striemen auf meiner Haut, was mich wiederum nicht kümmerte, denn noch gelang es mir, meine Arme zu bewegen. Die rechte Hand schob ich dorthin, wo der Dolch in der weichen Lederscheide steckte. Er war jetzt meine große Hilfe.
    Als ich eine besonders starke Wurzelfessel umklammert hatte und mich auf den Rücken drehte, da glitt die Dolchklinge aus der Scheide. Ich setzte sie bei der starken Klammer an, wollte hineinsägen, doch schon beim ersten Kontakt riß sie auseinander, und die beiden Enden peitschten in verschiedene Richtungen weg.
    Die Kraft des Dolches war eben stärker. Dies wiederum gab mir den nötigen Mut.
    Die Fesseln der Wurzelstränge waren nicht so schlimm, sie befanden sich noch in einem Anfangsstadium, und ich konnte den Dolch sehr gut einsetzen.
    Ich lag dabei auf dem Rücken, schaute an mir selbst herab und ließ mich auch nicht von der zuckenden, vibrierenden Erde beeinflussen. Immer wieder erwischte ich mit dem Dolch die blassen Adern, trennte sie und konnte dabei zuschauen, wie sie zu den Seiten hinwegpeitschten und dabei verfaulten.
    Ich war frei.
    Noch einmal schoß ein beinahe armdicker Strang aus dem Boden. Er tanzte für einen Moment vor mir wie eine zuckende Schlange, bevor sich die Dolchklinge von der linken Seite her mit einer vehementen Wucht näherte und sie kappte.
    Über die Schulter rollte ich mich ab, stand wieder auf den Beinen und sah die Lichtreflexe, die durch das dichte Blätterdach nach unten fielen.
    Das Laub schüttelte sich.
    Es war aber kein Wind, der hineinblies, sondern eine andere Kraft, die auch das Astwerk zum Vibrieren brachte.
    Starb der Baum?
    Ich schaute zu Boden. Nicht weit entfernt von mir entdeckte ich auch den mächtigen Stamm der Blutbuche, und er sah in diesem Augenblick aus, als würde er wandern.
    Dabei bewegte er sich nur an seiner Außenseite, und aus einem bestimmten Grund.
    Er blutete aus.
    Jetzt hatte er nicht nur eine Wunde bekommen, die Rinde war zumindest an meiner Seite vollständig aufgerissen worden, und aus den Lücken krochen Tausende von Würmern hervor.
    Das Bild jedenfalls bot sich mir, bis ich erkannte, daß es keine Tiere waren, sondern einfach nur Blut. Ein Gemisch, das sicherlich auch Menschenblut enthielt und der Buche somit ein Weiterleben garantiert hatte. Die Zeiten sollten vorbei sein. Ich wußte nicht, was ich mittlerweile alles erreicht hatte, mir kam es trotzdem zuwenig vor, und deshalb wollte ich weitermachen.
    Wichtig war der Stamm.
    Wenn es mir gelang, ihn zu zerstören, dann hatte ich auch den Lebensnerv der Blutbuche vernichtet.
    Und nicht nur das. Ich hatte es dann auch geschafft, diesem verfluchten kleinwüchsigen Volk, das unter Guywanos Einfluß stand, den Lebensraum zu nehmen.
    Der gesamte Baum erzitterte.
    Ich bekam allmählich den Eindruck, daß es für mich gefährlich wurde.
    Über mir tobte eine Hölle.
    Ich hörte die trocken klingenden Geräusche, als Äste und Zweige anbrachen. Ich bekam aber auch andere Dinge mit, wie das Rascheln der Blätter, als würden geisterhafte Hände sich gegenseitig applaudieren.
    Das alles drang in mein Bewußtsein, und die Gefahr verdichtete sich wieder.
    Wohin?
    Etwas fiel mir auf den Kopf.
    Es war ein kleinerer Ast, einfach aus dem Gefüge herausgebrochen. Der alte Baum ächzte und wurde durchgeschüttelt wie bei einem Orkan.
    Ich hatte mir längst vorgenommen, ihm den Rest zu geben. Dabei sollten mir der Dolch und das Kreuz behilflich sein. Wenn ich dem Stamm die letzten tödlichen Wunden beibrachte, hörte der Baum auf zu existieren.
    Ich ging wieder näher. Geduckt, als wäre ich

Weitere Kostenlose Bücher