0753 - Die Blutbuche
Am Ende des Gelenks war sie abgtrennt worden, und normalerweise hätte das Blut in einem gewaltigen Schwall daraus hervorströmen und den Tisch überschwemmen müssen.
Nicht ein Tropfen quoll hervor.
Suko sah auch keine Adern, kein Fleisch, keine Hautstücke, dafür schaute etwas anderes aus dem Armstumpf, und das wiederum erinnerte ihn an trockenes Gestrüpp, das von einem Sägemesser abgeschnitten worden war.
Amos Carr war still. Er hatte geschrien, jetzt konnte er nicht mehr. Er starrte auf seine abgetrennte Hand, die Lippen bewegten sich zuckend, nur drang kein Laut hervor.
In seinen Augen jedoch stand das blanke Entsetzen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er begriffen hatte und durchdrehen würde. Davon ging Suko aus, denn auch er konnte auf gewisse Erfahrungen bauen. Deshalb war es besser, wenn er nichts sagte und den Mann zunächst einmal unter Kontrolle hielt.
Amos Carr atmete lauter. Sein Mund zuckte.
Er saugte den Atem ein, der sich in seiner Kehle zu einem röchelnden Geräusch verdichtete. Er wollte auch sprechen, das schaffte er nicht, sein irrer Blick war allein auf die Hand gerichtet, und er konnte das Grauen auch jetzt nicht fassen.
Durch seine Schulter rann ein Zucken. Für Suko wiederum der Beweis, daß Carr versuchte, die Hand zu bewegen, nur konnte ihm das nicht mehr gelingen.
Sie lag getrennt!
Dann weinte er plötzlich. Sein Kopf sackte nach vorn. So tief, als wollte das Kinn die Brust berühren.
Suko entspannte sich für einen Moment.
Vielleicht war das genau der Augenblick, auf den Amos Carr nur gewartet hatte. Sein Weinen veränderte sich zu einem irren Schrei, und urplötzlich reagierte er mit vehementer Wucht.
Er sprang auf und schleuderte in derselben Sekunde den Tisch in die Höhe.
Suko war durch diesen kraftvollen Akt überrascht worden. Die Tischkante rammte in seinen Bauch, sie schleuderte ihn mitsamt dem Stuhl nach hinten, dann wuchs in seinem Bliccfeld die Tischplatte hoch, und er hörte wieder Carrs Schrei, der sich mit dem Echo seiner Tritte vermischte, denn der Mann befand sich bereits auf dem Weg zum Flur.
Suko lag am Boden. Der Tisch war gekippt und auf ihn gefallen. Mit der Schulter hatte er ihn abfangen können. Jetzt aber stemmte er ihn in die Höhe, um sich zu befreien.
Er rollte sich noch zur Seite und stand schließlich auf den Füßen. Amos Carr war weg. Er hörte dessen Schreie aus dem Flur, und sie klangen furchtbar.
Suko setzte nach. Er rannte durch die Tür in den Gang und war überrascht, weil er den Mann im ersten Augenblick nicht entdeckte. Die Geräusche hörte er auf der Treppe.
»Kommen Sie her, Carr!«
Er hörte nicht.
Ging weiter…
Suko durcheilte den Flur, um an die erste Treppenstufe zu gelangen. Er mußte den Mann holen, bevor dieser sich noch etwas antat oder von den drei kleinen Killern erwischt wurde, denn die durfte man auch nicht vergessen.
Amos Carr stand auf der Treppe. Er schaute nach oben und drehte Suko den Rücken zu, so daß er ihm auch den Blick auf diese obere Hälfte der Treppe nahm.
Dann zuckte er zusammen.
Er schrie dabei, er zuckte wieder. Sein Kopf bewegte sich ruckartig nach rechts, und Suko sah für einen Moment so etwas wie einen dünnen Schatten in Höhe der Stirn oder des Auges schräg hervorschauen.
Im nächsten Augenblick ging der Mann zurück. Nur war es kein normaler Tritt, der ihn zurückbrachte, und es gelang ihm auch nicht, sich zu fangen.
Er drehte sich und prallte mit dem Rücken gegen die Wand des Treppenhauses.
Dann fiel er.
Suko gelang es deshalb, an ihm vorbei nach oben zu schauen. Er sah dort einen der kleinen Killer stehen, eine bösartig wirkende Figur mit verzerrtem Gesicht.
Dann war sie weg.
Der schwere Körper des Mannes wäre zusätzlich noch zerschlagen worden, wenn Suko ihn nicht abgestützt hätte. Er zerrte Amos Carr weiter, löste seine Hände dann unter den Achselhöhlen und legte den Vorarbeiter neben der Treppe zu Boden.
Carr war tot!
Wie auch bei Graham Czisko steckten zwei Lanzen tief in seinem Gesicht, und die dritte hatte sich genau an tödlicher Stelle in die Kehle des Mannes gebohrt.
Amos Carr hatte seine Panik mit dem Leben bezahlt. Suko wollte nicht darüber entscheiden, ob es für ihn am besten gewesen war, denn mit nur einer Hand hätte er kaum sein weiteres Leben fristen können. Er wußte jetzt, was er zu tun hatte, denn die drei kleinen Killer befanden sich tatsächlich noch im Haus.
Suko begann mit seiner Jagd auf das tödliche Trio!
***
Und ich kämpfte
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