0753 - Die Blutbuche
Licht?«
»Ja. Es hat existiert.«
»Und woher kam es? Warum ist es erschienen?« keuchte er. »Das muß doch eine Erklärung geben.«
»Die gibt es, Mr. Carr, doch ich möchte sie vorerst noch für mich behalten, wenn es Ihnen recht ist. Ich kann Ihnen aber versichern, daß mich dieses Experiment von Ihren lauteren Absichten überzeugt hat. Wir werden zusammenarbeiten.«
»Danke, Sir, danke…« Er brachte den Satz stotternd heraus. Wahrscheinlich vor Freude.
Ich kam wieder auf die Masse zu sprechen. Mein Kreuz hatte sie nicht vertreiben können. »Sagen Sie, spüren Sie etwas, Mr. Carr? Ist die Masse weicher geworden?«
»Nicht daß ich wüßte. Sie ist so hart oder so weich und geschmeidig wie immer.«
»Okay, dann lassen wir es.«
Das wollte Amos Carr nicht unterschreiben. »Moment mal, Sir, soll das heißen, daß ich in Zukunft mit einer derartig verunstalteten Hand umherlaufen muß?«
»Zumindest in naher.«
Amos Carr schluckte. »Das ist ein Hammer, das ist ein starkes Stück. Ich kann meine Hand doch nicht vor aller Welt verborgen halten. Meiner Frau ist natürlich auch schon einiges aufgefallen. Noch habe ich sie beruhigen können…«
»Wir biegen das schon wieder hin.«
»Und wann, bitte?«
»Morgen.«
Carr sah enttäuscht aus. »Das heißt, Sie werden jetzt zurück nach London fahren und nicht mit zu mir kommen.«
»So ist es.«
Begeistert war er nicht. »Schade, ich hatte gedacht, Sie überzeugen zu können.«
»Das haben Sie bereits, Mr. Carr.«
»Aber anders.«
»Sehen Sie mal, auch ich muß noch einige Vorbereitungen treffen. Ich werde morgen bei Ihnen eintreffen. Gegen Mittag, nehme ich an. Und ich komme nicht allein. Ich werde noch einen Kollegen zur Unterstützung mitbringen. Sie sehen also, daß Sie sich auf mich verlassen können und ich Ihre Probleme ernst nehme.«
»Das habe ich auch erwartet.«
»Danke.« Ich lachte leise. »Haben Sie eine so gute Meinung von mir, Mr. Carr?«
»Mittlerweile ja. Ich glaube auch, daß Sie mich nicht enttäuschen werden.«
»Das lassen Sie uns mal beide hoffen.« Ich winkte die Bedienung herbei, um zu zahlen.
Noch immer kamen wir uns wie Fremdkörper vor. Der Kellner, er trug ein Flatterhemd und eine enge Hose aus rotem Stoff mit einer Perlenstickerei an den Seiten, war wohl froh, uns endlich loszuwerden. Er kassierte sehr schnell und verabschiedete sich nicht einmal.
Durch die Massen der Gäste drängten wir uns nach draußen, wo Carr stehenblieb und den Kopf schüttelte. »Ich danke Ihnen, Mr. Sinclair. Nie im Leben hätte ich gedacht, daß ich einmal mit derartig unerklärlichen Vorgängen konfrontiert werden würde.«
»Da haben Sie recht. Es klingt zwar banal, Mr. Carr, aber man steckt nie drin.«
»Sicher.«
Wir verabschiedeten uns und gingen in verschiedene Richtungen davon. Daß ich damit einen Fehler begangen hatte, konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen…
***
Amos Carr war weg, und seine Frau Betty fühlte sich so wahnsinnig allein.
Nicht daß es ihr neu gewesen wäre, allein zu sein - ihr Mann mußte des öfteren fort -, das hier war einfach etwas anderes. Sie fühlte sich allein gelassen. Es gab keine Hilfe mehr, es gab keinen, an den sie sich wenden konnte. Das Haus, das ihr Mann und sie so liebten, war ihr auf einmal fremd, als hätte es sich in eine gigantische Falle verwandelt, der immer mehr Luft entzogen wurde, denn es fiel ihr plötzlich schwer, normal zu atmen.
Schweiß brach ihr aus.
Dabei gab es keinen Grund, denn niemand war da, der sie angriff. Und doch klopfte ihr Herz schneller.
Ein harter, schneller Rhythmus, den sie persönlich nicht beeinflussen konnte. Etwas zog sich auch in und um ihrer Brust zusammen und bereitete ihr Beklemmungen.
Etwas ging da vor…
Betty fragte sich nur, was das war. Im Haus konnte sich niemand versteckt halten. Da war es ruhig geblieben, beinahe schon zu still. Sie wünschte sich ein bekanntes Geräusch herbei.
Betty war zwanzig Jahre jünger als ihr Mann, gerade dreißig. Sie hatten sich durch eine Annonce in einem Fachblatt kennengelernt, denn beide liebten die Natur und suchten einen Partner. So waren sie dann zusammengeblieben und hatten auch gemeinsam dieses Haus aufgebaut.
Alles war glattgegangen.
Beinahe alles…
Bis zu dem Zeitpunkt, als ihr Mann sehr verändert von einem Besuch bei seinem Lieblingsbaum, der Blutbuche, zurückgekehrt war. Da hatte er sich verändert gehabt und war den Fragen seiner Frau immer wieder ausgewichen. Er war nachdenklicher und
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