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0753 - Die Blutbuche

0753 - Die Blutbuche

Titel: 0753 - Die Blutbuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war mir sicher, daß ich mich nicht geirrt hatte, wunderte mich allerdings über seine rechte Hand, die er unter einem dunklen Handschuh versteckt hielt.
    »John Sinclair, nicht wahr?«
    »Ja.«
    Er reichte mir nicht die Hand, sondern nickte nur und zeigte dabei ein zufriedenes Gesicht. Dann stellte er sich vor und schaute für eine Weile aus dem Fenster dorthin, wo die schwimmende Disco lag und so etwas wie eine andere Welt dokumentierte.
    Er wollte etwas von mir, deshalb hielt ich mich zurück und wartete, bis er mit der Sprache herausrückte, was auch nicht lange dauerte. »Sie haben sich bestimmt über diesen Treffpunkt gewundert, Mr. Sinclair.«
    »In der Tat.«
    »Dazu muß ich Ihnen sagen, daß es nicht eben zu meinen Favoriten zählt, finde aber, daß wir hier ungestört sind, weil sich jeder nur mit sich selbst beschäftigt. Hier können wir reden, Mr. Sinclair.«
    »Dagegen habe ich nichts.«
    »Wunderbar.« Ich bestellte eine Flasche Wasser. Danach bestellte er ebenfalls eine Flasche Wasser und legte seine Rechte so auf den Tisch, daß ich sie unbedingt sehen mußte.
    »Ist das der Grund?« fragte ich.
    »Ja - unter anderem.« Er trank einen großen Schluck. »Damit hat es gewissermaßen begonnen, das ist zu meinem Schicksal geworden, in das ich förmlich hineingefallen bin, auch durch meine eigene Dummheit, wie ich leider zugeben muß. Sie können es auch Ignoranz nennen. Wie ich schon am Telefon sagte, bin ich Waldarbeiter, manche nennen mich auch Vorarbeiter, und wenn der Förster nicht anwesend ist, vertrete ich ihn. Ich habe von einem Bekannten gehört, der in Irland wohnt, daß Sie gegen eine Riesenspinne gekämpft haben.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Gut, kommen wir zu meinem Problem.«
    »Zu Ihrer Hand?«
    Er nickte. »Ich habe einen Fehler gemacht. Ich habe etwas berührt, was ich nicht hätte tun sollen. Von meinen Leuten war es keiner, aber ich mußte leider feststellen, daß sie durch eine Säge brutal verletzt worden war.«
    »Wie heißt die Person?«
    »Mr. Sinclair, es ist keine Person, aber es ist trotzdem ein Lebewesen. Bevor Sie mich jetzt nach einem Tier fragen, muß ich das auch abstreiten. Für mich besteht die ganze Welt aus Lebewesen. Ich zähle vieles dazu, die Pflanzen, die Bäume, die Blumen, die Büsche. Jetzt wissen Sie, wie ich denke.«
    »Gut, Mister. Und weiter?«
    »Eines dieser Lebewesen ist eben verletzt worden.«
    »Kein Tier und kein Mensch«, sagte ich, »da bleibt nur ein…«
    »Baum übrig!«
    Ich hatte die Antwort bekommen und mußte ehrlich zugeben, daß es mir schwerfiel, sie zu begreifen. Ich schaute mein Gegenüber mit gerunzelter Stirn an, enthielt mich aber eines Kommentars, was Carr sehr gefiel, denn er bedankte sich bei mir, daß ich ihn nicht ausgelacht hatte.
    »Dafür besteht kein Grund.«
    »Nein, nicht bei Ihnen. Sie wissen eben Bescheid. Ich will auf den Baum zurückkommen. Nicht jeder Baum ist gleich. Es gibt zahlreiche Arten. Die Eichen, die Birken, die Buchen, um mal bei den Laubbäumen zu bleiben, von den Nadelhölzern will ich keine aufzählen, denn ich bleibe bei der Buche. Bei der Blutbuche.«
    Ich verengte die Augen. »Blutbuche…?«
    »Sie kennen den Baum?«
    »Sagen wir so. Ich habe schon von ihm gehört.«
    »Gut, Mr. Sinclair. Und diese Blutbuche hat irgendeine Person verletzt. Angesägt!« zischte er über den Tisch hinweg. »Es ist so, als hätten Sie einem Menschen mit dem Messer tief ins Fleisch geschnitten. Das ist kaum zu fassen…«
    »Bei einem Baum?«
    Amos Carr fiel zurück und drückte sein Kreuz gegen die Lehne. »Ich verstehe Ihre Skepsis. Ich hätte ebenso reagiert, wenn ich es nicht besser wüßte.«
    »Was denn?«
    »Dieser Baum ist Generationen alt. Er umfaßt die Jahrhunderte. Er ist ein besonderer Baum. Um ihn herum haben sich stets Geschichten und Legenden gerankt. Die Menschen sprachen von einem geheimnisvollen Volk, das unterhalb der Blutbuche leben sollte. Ein kleines Volk. Man kann es als Liliputaner oder Zwerge bezeichnen, aber kein Volk, das angeblich von dieser Welt stammt. Unter der Blutbuche hat es Schutz gefunden. Klingt wie aus einem Kinderbuch oder wie aus Alice im Wunderland, entspricht aber den Tatsachen.«
    »Dann haben Sie das Volk gesehen, Mr. Carr, nehme ich an.«
    Zu meiner Überraschung schüttelte er den Kopf. »Nicht direkt, ich habe es nur geahnt, ich habe davon geträumt, wenn Sie verstehen.«
    »Leider nicht.«
    »Es wird kommen.«
    Ich räusperte mich. Nicht daß mich das Gespräch langweilte, aber

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