0753 - Strategen des Universums
die Position des Unglücksraben durchgeben, der unwissentlich an die Bioponblocks geraten war.
Ich drang durch einen Schacht in das Sperrgebiet um das Zellplasma ein und arbeitete mich durch das Gewirr aus Kabeln, Verstrebungen, Verteilern und Speicherelementen der Positronik vor.
Das war kein ungefährliches Unterfangen, weil der gesamte Sektor unter Energiespannung stand. Außerdem setzte ich mich permanenter Verletzungsgefahr aus, denn die Zwischenräume waren oftmals so eng, daß ich meine Körpermasse nur mühsam durchzwängen konnte.
Wenn das meine Willys gesehen hätten - die hätte glatt der Schlag getroffen. Vermutlich hatten sie von meinem Unternehmen ohnehin bereits erfahren und rotierten aus Angst um mein körperliches Wohlbefinden.
Dabei ging ich so vorsichtig wie nur möglich zu Werke, weil ich selbst kein Interesse hatte, mich zu verletzen und mir ein neues Körperersatzteil einzuhandeln.
Langsam kam ich dem gefährdeten Sektor immer näher. Das Zellplasma hatte die Gefahrenzone auf drei Bioponblocks abgrenzen können.
„Funktioniert die Hypertoyktische Verzahnung noch?"
erkundigte ich mich schwitzend über Funk.
„Ja", antwortete das Zellplasma. „Bisher hat der Eindringling noch keinen Eingriff vorgenommen."
Ich versuchte, mit dem Selbstmordkandidaten, der so leichtsinnig gewesen war, hier einzudringen, in Sprechfunkverbindung zu treten, bekam aber keine Antwort.
Endlich sah ich in dem mechanischen Durcheinander unweit von mir eine Bewegung. Beim Näherkommen erkannte ich eine menschliche Gestalt in einer enganliegenden Kombination.
„He, können Sie mich hören?" rief ich den Unbekannten an. Die Gestalt zuckte erschrocken zusammen. „Bewahren Sie die Ruhe.
Machen Sie keine falsche Bewegung, sonst werden Sie geschmort. Die Leitungen hier stehen alle unter Hochspannung.
Warum antworten Sie denn nicht?"
Der Eindringling drehte sich herum, daß ich sein Gesicht und seine Vorderfront sehen konnte. Mich traf fast der Schlag. Es war eine Frau.
Es war Thaleia.
Sie lächelte mir zu und raunte: „Schalte dein Visiphon aus, Galto. Es braucht niemand zu hören, was wir uns zu sagen haben."
Ich war so geschockt, daß ich gehorchte.
„Was ... was hast du denn dir dabei überhaupt gedacht", brachte ich hervor. „Nicht nur, daß du dich selbst in Gefahr gebracht hast, hättest du das Nervenzentrum des Schiffes zerstören können."
Sie schüttelte den Kopf.
„Ich wußte genau, was ich tat. Ich habe mir alles genau überlegt. Du kannst stolz auf mich sein, Galto."
„Wirklich?"
„Jawohl, denn ich habe das alles nur auf mich genommen, um mit dir allein zu sein."
„Willst du sagen, daß du hier eingedrungen bist, um mich anzulocken?"
„Genau. Ich wußte, daß mich das Zellplasma entdecken und jemanden zur Behebung des Schadens schicken würde. Ich wußte auch, daß dieser Jemand nur du sein konntest. Und ich habe recht behalten."
Mir brach der Schweiß aus allen Poren aus, als sie mir näherrückte und mich in ihre Arme zu schließen versuchte.
Jeder, der die engen Platzverhältnisse in der Hyperinpotronik eines Fragmentraumers kennt, wird mich verstehen können.
„Aber wozu das alles?" wollte ich wissen und versuchte, Thaleias Annäherungsversuche abzuwehren.
„Ich wollte bei dir sein", antwortete sie. „Und da du mir ausgewichen bist, blieb mir kein anderer Ausweg, als dich aufzusuchen."
„Und das ausgerechnet hier!"
„Findest du es hier nicht romantisch? Und ist das nicht der einzige Ort, wo wir nicht einmal durch deine Aufpasser gestört werden?"
Letzterem mußte ich zustimmen, aber andererseits fand ich auch, daß jeder andere Ort romantischer war, als die Hyperinpotronik einer BOX.
„Wir können hier nicht bleiben", beschwor ich Thaleia, als sie mich wieder zu umarmen versuchte. „Solange wir hier sind, sind fast alle wichtigen Schiffsfunktionen lahmgelegt, weil die Verbindung zwischen der Positronik und dem Zellplasma unterbrochen ist."
Das war zwar etwas übertrieben, aber um Thalia von hier fortzubekommen und sie loszuwerden, war mir jedes Mittel recht.
„Ich gehe nur unter einer Bedingung mit dir", sagte sie.
„Und die wäre?"
„Du darfst mich nicht verraten", verlangte sie. „Wenn es bekannt wird, was ich getan habe, dann stellt man mich unter Arrest. Und dann habe ich keine Gelegenheit mehr, dich zu sehen."
Das wäre die ideale Lösung! dachte ich. Laut sagte ich jedoch: „Gut, ich werde dich nicht verraten. Aber dafür mußt du mir versprechen,
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