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0754 - Als Carmen sich die Köpfe holte

0754 - Als Carmen sich die Köpfe holte

Titel: 0754 - Als Carmen sich die Köpfe holte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und gleichzeitig der Beweis, daß sie es mit etwas unwahrscheinlich Bösem zu tun hatte.
    Wieder schauderte sie…
    Dann ging sie einen Schritt vor, erreichte den Rand der Luke und schaute hinab.
    Die beiden Männer entdeckte sie nicht mehr, dafür noch die tanzenden Punkte ihrer Lampen. Sie wußte ja, wie tief es hinabging, aber sie konnte nicht sagen, ob diese unterirdischen Räume in alter Zeit als Verliese benutzt worden waren oder auch als schreckliche Folterkammern. Es kam ihr vor, als wären John Sinclair und sein Freund in ein Meer von Schatten hineingetaucht, aus dem es keine Wiederkehr mehr gab.
    Ihre rechte Hand legte sie auf den Schwertgriff. Die Berührung flößte ihr wieder Vertrauen ein, denn sie dachte auch daran, daß sie mit dieser Klinge schon manchen Blutsauger erledigt hatte.
    Geköpft!
    Ein hartes Lächeln umhuschte ihre Lippen. Hier oben hatte sie sich den Unholden stellen müssen, und bisher war sie immer die große Siegerin geblieben.
    Scharf saugte sie die Luft ein. Noch immer roch sie nach Staub, und sie hatte auch das Gefühl, einen uralten Moder einzuatmen, der ihr aus der Tiefe entgegenquoll.
    Jetzt waren auch die tanzenden Lichter der Lampen nicht mehr zu sehen. Carmen gefiel das überhaupt nicht, denn es kam ihr vor, als müßte sie die beiden Männer abschreiben, die es gewagt hatten, sich auf den Weg in eine Hölle zu machen.
    Kalte Schauer durchrieselten sie. Es gefiel ihr in dieser Umgebung nicht mehr. Die Trümmer des Turms sorgten bei ihr für ein gewisses Unbehagen. Hinzu kamen die Schatten, die sich allmählich in ihrer Umgebung festsetzten, weil die Dämmerung doch schon Fortschritte gemacht hatte und sich nicht aufhalten ließ.
    Sie huschten herbei, sie waren lautlos, sie waren nicht zu fassen, und sie hüllten alles ein.
    Carmen wollte nicht mehr an diesem Ort stehenbleiben und dorthin gehen, wo es besser für sie war und sie auch eine entsprechende Sicht bekam. Hinzu trat noch etwas anderes. Sie konnte sich nicht helfen, aber der ungute Eindruck ließ sich einfach nicht verleugnen. Zwar sah sie kein Lebewesen, trotzdem kehrte die alte Sicherheit nicht zurück. Sie fühlte sich unter Beobachtung stehend.
    Noch ließ sie das Schwert in der Scheide, aber ihre Hand hatte sie bereits auf den Griff gelegt, und sie war bereit, die Waffe sofort zu ziehen.
    Genau an dem Ort, wo sie den letzten Vampir vernichtet hatte, blieb sie stehen. Es war eine sehr günstige Stelle, denn sie ergab den besten Blick.
    Wenn sie nach Süden schaute, lag ihr Toledo zu Füßen. Der Ort wirkte weit entfernt und erinnerte in seinen Umrissen an ein Gemälde, das ein Künstler gegen den Horizont gezeichnet hatte, um einen anderen Maler damit zu erfreuen.
    Carmen Cavallo freute sich nicht. Statt dessen wuchs ihr Unbehagen. Es vermehrte sich parallel mit der Zunahme der Dunkelheit, und die Schatten schienen ihre Seele zu umklammern.
    War der Himmel jeden Tag so düster, wenn die Dämmerung hereinbrach, oder kam er ihr nur so dunkel vor?
    Reiß dich zusammen, sagte sie sich. Dreh um Himmels willen nicht durch. Du hast es bisher geschafft und wirst den Rest auch noch hinter dich bringen.
    Trotzdem beobachtete sie den Himmel weiter.
    Im Westen hatte die Sonne einen blutroten Abschiedsgruß geschickt, und diese Farbe brachte Carmen automatisch mit dem Blut eines Menschen in einen Zusammenhang, was ihr wiederum einen eisigen Schauer versetzte.
    Den Mond sah sie ebenfalls. Als noch ziemlich blasser Kreis glotzte er auf die Erde nieder.
    Wind erwischte sie.
    Es gab hier oben die ungewöhnlichsten Strömungen, die von allen Dingen von den Vögeln genutzt wurden.
    Carmen konnte ihren Blick von diesem Himmel nicht lösen. Er war für sie wie eine Zeichnung, eine perfekte Mischung aus verschiedenen Grautönen, auf denen sich dunkle Punkte bewegten und die abendlichen Windströmungen genossen.
    Harmlose Vögel - oder…?
    Es gab in den Bergen Raubvögel, aber an die dachte sie nicht. Ihr wollte die Verwandlung des Vampirs in eine Fledermaus nicht aus dem Sinn, und jetzt überkam sie der Eindruck, als bewegten sich zahlreiche Fledermäuse durch die Luft, keine Vögel.
    Die Spanierin schüttelte den Kopf und wischte über ihre Augen. Verrückt, dachte sie, du läßt dich wieder verrückt machen. Das sind normale Vögel, keine Fledermäuse. Was du denkst, ist der reine Schwachsinn. Reiß dich zusammen.
    Trotzdem blieb das Mißtrauen.
    Es erfüllte sie wie eine bittere Säure. Sie umklammerte den Schwertgriff fester, um

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