0754 - Als Carmen sich die Köpfe holte
sollten.
Dieser Stollen zumindest war leer!
Ich ging weiter, trat an den nächsten heran und leuchtete dort hinein. Auch ohne Erfolg.
Suko war zur anderen Seite des Ganges geschritten, wo sich weitere Stollen öffneten.
Ich hörte ihn leise fluchen, demnach hatte auch er keinen Erfolg gehabt. Sie waren nicht mehr da, aber ich konnte sie riechen, und Suko erging es ähnlich, denn er verzog die Nase.
»Alter Vampirgestank«, flüsterte er, bevor er die Lippen zusammenpreßte und wieder in ein Loch strahlte. Die Wände bekamen einen hellen Glanz, doch zu sehen war nichts.
Er zog sich zurück.
Ich war bereits an ihm vorbeigegangen. Uns blieb praktisch nur mehr eine Hoffnung. Carmen hatte uns von einem Hauptstollen berichtet, wo auch ein alter Brunnen stehen sollte. Unter Umständen fanden wir sie dort versammelt. Viel Hoffnung hatten wir beide jedoch nicht.
Die Luft verschlechterte sich zusehends. Es war schwierig genug, Atem zu bekommen. Wir hatten beide den Eindruck, durch weichen Schlamm zu laufen, und der penetrante Gestank wollte ebenfalls nicht weichen. Ich schmeckte ihn im Mund, er hing im Rachen fest, er hatte sich auch in meine Kleidung gesaugt und klebte in ihr wie Blei.
Auf einmal erwischte der Strahl ein Hindernis. Ein heller Kreis zeichnete sich an der Mauer ab. Wir sahen die alten Steine, teilweise waren sie brüchig, aber in der Regel auch mit der grünlichweißen Schimmelschicht überzogen. An einigen Stellen wurde das Licht sogar von ihnen etwas reflektiert.
Suko, der seine Hand nach links gedreht hatte, fand ein anderes Ziel.
Es war der alte Brunnen, von dem Carmen gesprochen hatte. Beim ersten Hinsehen sah der Brunnen sehr leer und verlassen aus. Er war aus Steinen gebaut, hatte eine runde Form, und über ihm zeichnete sich ein brüchiges Holzgestell ab, das in seiner Mitte etwas eingedrückt war und bei dem die Winde fehlte.
Wir entdeckten keinen Vampir. Nicht einmal einen alten Kleiderfetzen von ihm.
»Reingefallen«, sagte Suko leise.
»Durch wen?«
Er hob die Schultern.
»Oder hast du Carmen in Verdacht?«
Er runzelte die Augenbrauen. »Bisher fehlt uns ja der Beweis. Abgesehen von dem Schädel, den sie dir als Geschenk mitgebracht hat. Aber das kann auch getürkt gewesen sein.«
»Ist möglich, obwohl ich daran nicht so recht glauben will, wenn ich ehrlich bin.«
»Warum nicht?«
»Ich weiß es nicht, Suko. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß sie ein falsches Spiel treibt.«
»Hör auf, das hast du bei Jessica Long auch nicht gedacht. Dann bist du fürchterlich reingefallen.«
Ich sagte nichts. Er hatte durch seine Bemerkung eine Wunde bei mir aufgerissen, was er auch an meiner Reaktion merkte und sich dafür entschuldigte.
»Schon gut, Alter.«
Während Suko es genau wissen wollte und die Höhe absuchte, trat ich direkt an den Brunnen heran, beugte mich auch vor, um in ihn hineinschauen zu können.
Ein noch schlimmerer Gestank wehte mir entgegen. Ein fürchterlicher Geruch, der mir den Magen in die Höhe trieb und Übelkeit verursachte. Was dort unten gelegen haben mochte, mußte Jahrhunderte in der Tiefe verborgen gewesen sein.
Ich schüttelte mich und brachte die Hand mit der Lampe über den Rand hinweg, um nach unten leuchten zu können. Bisher hatte ich darüber hinweggestrahlt.
Mein Atem stockte.
Ich wollte es nicht glauben und mich zurückziehen, aber das Etwas dort war schneller.
Aus einem grauen Knäuel aus Schmutz, alten Steinen und Dreck löste sich etwas hervor und fuhr mit der Blitzartigkeit einer zubeißenden Schlange in die Höhe.
Es packte zu.
Ich hatte dir rechte Hand noch zur Seite drücken wollen, das gelang mir nicht mehr.
Die bleichgraue Vampirklaue war schneller und umklammerte mein rechtes Gelenk…
***
Carmen Cavallo war zurückgeblieben und hatte die Augen für einen Moment geschlossen, als die beiden Männer in der Tiefe des Schachts verschwunden waren.
Aus, vorbei!
Sie würden mit den Blutsaugern kurzen Prozeß machen, was sie auch geschafft hatte, aber es waren eben zu viele gewesen, und dies hatte ihre Nerven strapaziert.
Hinzu kam dieser Dracula II.
Wenn sie an ihn und an sein Auftreten dachte, überkam sie noch jetzt ein eiskalter Schauer. Er war so lautlos herangeschlichen und wie ein Phantom am Rand des Pools aufgetaucht. Sie erinnerte sich an sein Gesicht, das ausgesehen hatte, als wäre es mit einer bleichen Farbe bestrichen worden. Und sie dachte natürlich an das blutrote D auf seiner Stirn. Sein Fanal, sein Zeichen
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