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0754 - Der Zeitsauger

0754 - Der Zeitsauger

Titel: 0754 - Der Zeitsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Constantin
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Ordnung. Zahlen Sie schon mal und holen Sie ihr Auto. Ich muss noch mal zur Toilette.«
    Seufzend machte sich der Parapsychologe auf den Weg zur Toilette. Der Tag wurde immer anstrengender.
    Vor allen Dingen hatte sich ein nagender Verdacht, den er schon die ganze Zeit gehabt hatte, angesichts dieses Vorschlags erhärtet. Zamorra machte sich Gedanken darum, warum der Detektiv so wild darauf sein sollte, dem Fremden noch heute Abend einen Besuch abzustatten.
    Anfangs hatte er gezögert, darüber zu reden, dann war er vor dem Unheimlichen davongelaufen, jetzt suchte er die Konfrontation. Das konnte nicht nur am Alkohol liegen.
    Als er an der Tür zu der Toilette stand, hielt Zamorra inne. Sorgfältig vergewisserte er sich, dass Wilde den Pub bereits verlassen hatte, um das Auto zu holen. Dann ging er zur Theke und wechselte eine Fünf-Pfund-Note in Kleingeld.
    Es war an der Zeit für ein weiteres Telefonat…
    ***
    Kathy Harrold saß noch hinter ihrem Schreibtisch.
    Bis auf die paar Polizisten, die Nachtdienst hatten, waren ihre Kollegen längst nach Hause gegangen, die Flure der Polizeiwache waren mittlerweile dunkel und menschenleer.
    Sie hatte Zamorra zwar schon nach Hause geschickt, aber sie selbst wollte noch ein paar Dinge überprüfen, bevor sie sich ebenfalls auf den Heimweg machte.
    Kathy Harrold war eine gründliche Polizistin - und darauf war sie stolz. Was sie am meisten hasste, war Schlamperei.
    Schon in ihren ersten Tagen bei der Polizei war sie von der Lässigkeit und Behäbigkeit ihrer Kollegen schockiert gewesen. Viele Polizisten waren so abgestumpft, dass sie die Dinge so sahen, wie sie auf den ersten Blick zu sein schienen, ohne weiter nachzufragen.
    Das führte zu Fehlern, die anderen zum Verhängnis werden konnten. Und letztlich führte diese Einstellung zu Korruption. Da sie üblicherweise in der Abteilung für interne Ermittlungen arbeitete, wusste Kathy das nur zu gut.
    Die Arbeit eines Polizisten war oft frustrierend. Nur die wenigsten Täter wurden gefasst, und von denen, die gefasst wurden, wurden bei weitem nicht alle verurteilt. Viele, die als Idealisten zur Polizei gekommen waren, verloren angesichts des rauen Alltags schnell ihren Enthusiasmus.
    Und wenn es einem Polizisten erst einmal gleichgültig war, ob er die Wahrheit herausgefunden hatte oder nicht, wenn es ihm nur noch darum ging, einen Fall zu den Akten zu legen, war das der erste Schritt in die falsche Richtung.
    Ein Polizist, der so dachte, würde sich irgendwann auch denken: Wenn man sowieso nichts ändern konnte, warum sollte man sich dann nicht auch mal dafür bezahlen lassen, dass man mal wegschaute?
    Kathy Harrold war nicht so.
    Sie war gründlich.
    Also hatte sie Wildes Informationen überprüft. Und war - ohne es zu wissen - auf dasselbe Ergebnis gestoßen wie Nicole.
    Der Mörder hinterließ seit Jahren eine Spur von Verschwundenen kreuz und quer durch England.
    Kathy hatte aber noch mehr getan, sie hatte Wilde selbst überprüft.
    In den Datenbanken der Polizei waren alle lizenzierten Privatdetektive Englands registriert, und Kathy hatte gerade eine Anfrage eingegeben.
    Das Ergebnis war: Es gab keinen John Wilde.
    Wer war dieser Mann? Und warum hatte er behauptet, Privatdetektiv zu sein?
    Und warum hatte sie sich seinen Ausweis nicht angesehen?
    Wütend hieb sie mit der Faust auf den Schreibtisch.
    Schlampig!
    Irritiert starrte Kathy auf den Bildschirm, als ihr Mobiltelefon klingelte.
    »Ich kann nicht lange sprechen, also hören Sie mir bitte gut zu und unterbrechen Sie mich nicht«, sagte Zamorra am anderen Ende der Leitung…
    ***
    Als Zamorra den Pub verließ, stand Wilde schon mit seinem Wagen auf der Straße und wartete. Von innen stieß er die Beifahrertür auf.
    »Kommen Sie, Professor, steigen Sie ein!«
    Zamorra setzte sich, schnallte sich an, und Wilde fuhr los.
    Besorgt beobachtete der Parapsychologe den Detektiv, der in leichten Schlangenlinien fuhr. Es war ihr Glück, dass es mittlerweile schon so spät war, dass kaum noch jemand unterwegs war. Zamorra hatte wenig Lust, dabei zu sein, wenn Wilde den Führerschein verlor.
    »Vielleicht sollte ich lieber fahren«, bot Zamorra an. »Sie haben schließlich schon so einiges intus.«
    Wilde machte eine wegwerfende Handbewegung. »Keine Sorge. Wie gesagt, ich halte eine Menge aus. Und mal abgesehen davon sind Sie schließlich kein Brite. Mal ehrlich, einen Europäer in England ans Steuer zu lassen, ist reiner Selbstmord. Ihr versucht ständig, auf der falschen

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