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0754 - Zwischenspiel auf Rolfth

Titel: 0754 - Zwischenspiel auf Rolfth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Augen schienen aus ihren Höhlen quellen zu wollen.
    Rasch unterbrach ich den Stromfluß wieder.
    Rorvics Körper sackte in sich zusammen. Dann wurde die breite Brust von einem tiefen Atemzug gedehnt. Der kugelförmige Kopf drehte sich langsam nach links, bis das bleiche Vollmondgesicht mir zugewandt war.
    Rorvics Augen sahen mich anklagend an.
    „Was haben Sie schon wieder angestellt, Captain Hainu?" quoll es dumpf zwischen den Lippen des Tibeters hervor.
    Ich machte ein unschuldiges Gesicht und erwiderte: „Überhaupt nichts, Sir. Wir sind von einer sechsdimensionalen Magnetsturmbö getroffen worden. Dabei hat sich die Schiffszeile kurzzeitig aufgeladen. Haben Sie es auch gespürt? Es hat ganz schön gekitzelt, Sir."
    „Gekitzelt?" echote Rorvic gedehnt. „Na, ja, mit Ihrem ausgetrockneten Kichererbsengehirn müssen Sie ja fast gefühllos sein. Wenn Sie mitten im Explosionszentrum einer Fusionsbombe stehen, denken Sie wahrscheinlich, daß es ein besonders heißer Sommertag wäre. Mir kam es jedenfalls vor, als wäre ich unter eine atomar angetriebene Schmiedepresse geraten."
    Ich blinzelte.
    „Ihrer Form hat das jedenfalls nicht geschadet, Sir - beziehungsweise nichts genützt. Aber wenn Sie schon einmal wach sind, könnten Sie eigentlich versuchen, unsere Position zu bestimmen."
    „Unsere Position bestimmen!" wiederholte der Tibeter entrüstet.
    „Soll das etwa heißen, Sie hätten die GHOST geflogen, ohne zu wissen, wo in diesem verflixten Universum wir uns befinden, Sie marsianischer Sandbeißer?"
    „Ungefähr weiß ich es", erklärte ich. „Die GHOST fliegt innerhalb der Milchstraßengalaxis an den Grenzen des inneren Zentrumsrings. Sie brauchen also nur noch festzustellen, wo wir uns relativ zu einigen bekannten Bezugspunkten befinden.
    Danach können wir versuchen, den Aufenthaltsort der Gruppe 26 zu finden."
    Dalaimoc Rorvic stöhnte.
    „Ich soll also wie üblich die Suppe ausbaden, die Sie verschüttet haben, Captain Hainu. Erst fliegen Sie ziellos in einem Magnetsturm herum und dann fragen Sie mich nach dem Weg. Ich muß ganz schön blöd sein, daß ich mich überhaupt noch mit Ihnen abgebe."
    „Ja, Sir", sagte ich höflich.
    Nachdem Dalaimoc Rorvic über eine Stunde lang versucht hatte, Messungen anzustellen, sie vom Bordcomputer auswerten zu lassen und bekannte Bezugspunkte auszumachen, trat endlich ein Erfolg ein.
    Das lag allerdings weniger an Rorvics Bemühungen, sondern daran, daß der Magnetsturm plötzlich abflaute. Dadurch lieferten die Ortungstaster wieder brauchbare Ergebnisse. Die Umgebung der GHOST sah auch gleich viel freundlicher aus.
    Der Tibeter fing den letzten Rechenstreifen aus dem Auswerfer des Bordcomputers auf, hielt ihn vor sein feistes Gesicht und sagte in seinem unausstehlichen Phlegma: „Wir sind rund achtzehn Lichtjahre vom Kurs abgekommen, Captain Hainu. Es ist mir zwar schleierhaft, wie Sie das geschafft haben, aber es ist leider wahr."
    „Mir ist auch etwas schleierhaft!" entgegnete ich ärgerlich.
    „Nämlich, wie der Astrogator eines Raumschiffes seelenruhig weiterschläft, obwohl das Schiff sich in einem Magnetsturm befindet."
    „Ich habe nicht geschlafen, sondern meditiert", korrigierte Dalaimoc Rorvic in schulmeisterlichem Tonfall. „Aber es wäre wohl zuviel von Ihnen verlangt, die große Bedeutung der Meditation für die Erweiterung des menschlichen Geistes hervorzuheben. Jemand, dessen Gehirn nicht größer ist als ein Staubkorn, kann logischerweise gar keinen Geist besitzen."
    „Wie vereinbart sich das damit, daß Sie angeblich Ihren Geist wandern lassen, Sir?" erkundigte ich mich gespannt.
    Rorvic wandte mir erneut sein Gesicht zu. Seine rötlichen Augen starrten mich an wie die Augen eines Kindes, das soeben erfahren hat, daß es keinen Weihnachtsmann gibt.
    „Ich werde Ihnen helfen, sich Ihrem Vorgesetzten gegenüber unverschämt aufzuführen, Sie marisanischer Dörrbohnenparasit!"
    schnauzte das Scheusal. „Zur Strafe bekommen Sie drei Tage Nahrungsmittelentzug."
    Er wickelte die Rechenfolie um einen Apfel, den er aus den unergründlichen Taschen seiner Bordkombination gefischt hatte und warf mir alles an den Kopf.
    Ich fing das Wurfgeschoß auf, wickelte den Apfel aus und biß hinein. Der Geschmack war sehr eigentümlich. Ich hatte allerdings schon so lange keinen Apfel mehr gegessen, daß ich ihn dennoch aufgegessen hätte, wäre mir nicht der lauernde Blick Rorvics aufgefallen. Er bewog mich dazu, den Apfel genau anzusehen.
    Ich stellte

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