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0755 - Die Flucht der Kelosker

Titel: 0755 - Die Flucht der Kelosker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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würde gleich das Mahl beginnen, wußte er. Zwar reichte das Fleisch niemals aus, um alle Ontaker satt zu machen, aber besser ein halbvoller als ein leerer Magen.
    Der Jäger wußte, daß er es nicht mehr lange aushalten würde.
    Er würde hinabsteigen, obwohl er wußte, daß man ihn fortjagen würde. Aber vielleicht konnte er schnell noch ein Stück Fleisch stehlen, bevor man ihn vertrieb.
    Plötzlich kam ihm eine Erleuchtung.
    Er brauchte ja nichts davon zu sagen, daß die Mabbahabas ihn verscheucht hatten. Wenn er erzählte, sie hätten ihn für seine Ungeduld bestraft, aber angedeutet, daß sie bereit wären, sich am nächsten Tag für das Fest der Großen Münder zur Verfügung zu stellen, würde man ihn vielleicht nicht fortjagen sondern als Überbringer einer guten Nachricht an einem Feuer Platz nehmen lassen.
    Lemmos Hunger war so stark, daß er nicht länger zögerte, sondern sofort mit dem Abstieg begann. Es gab eine schmale Treppe, die vom Stamm in mühseliger Arbeit mit Bronzeäxten und -hacken in die Felswand geschlagen worden war, und es gab schmale Simse, die als Verbindungsstege zwischen den einzelnen Höhlen dienten.
    Die Höhle, die dem oberen Steilküstenrand am nächsten lag, war die Wächterhöhle. Die beiden Krieger, die zur Zeit Wache hatten, streckten ihre Bronzespeere aus, als Lemmo sie erreichte. Sie trugen sogar kunstvoll gehämmerte Bronzehelme.
    Nur Krieger durften sich diesen Luxus erlauben.
    „Erkennt ihr mich nicht?" fragte der Jäger. „Ich bin Lemmo."
    Einer der Krieger grinste so breit, daß sich die Mundwinkel bis zu den Ohren zogen.
    „Ich sehe nur, daß du von Schande gezeichnet bist. Wenn du dich mit Stein würfen vertreiben lassen willst, dann nur zu!"
    Lemmo fühlte sich gedemütigt, dennoch gab er sich Mühe, eine stolze Haltung einzunehmen.
    „Ich habe eine wichtige Nachricht für Apasch-Faraday!"
    verkündete er.
    Der Krieger wurde unsicher.
    „Befinden sich die Wing-Bool-Kaf-Sin auf dem Pfad des Unfriedens?" erkundigte er sich.
    „Nein", antwortete Lemmo. „Es ist eine erfreuliche Nachricht.
    Aber ich darf sie nur dem Shamanen mitteilen."
    „Dann geh!" knurrte der Krieger.
    Lemmo kletterte weiter. Die Stufen waren schmal und teilweise mit Eis bedeckt. Wenn man nicht aufpaßte, fand man sich nach einem Sturz tot am Fuß der Steilwand wieder.
    Er zitterte, als der Geruch gebratenen Fleisches ihm immer stärker in die Nase stieg. Der Hunger drohte ihm den Verstand zu rauben. Doch er wußte, daß er sich noch nicht an einem Feuer zeigen durfte.
    Das Klappern von Kupferpfannen und Bratspießen begleitete ihn auf seinem Weg zur Mitte der Wand, wo sich die Höhle des Schamanen und seiner Helfer und Dienerinnen befand. Zwei Rundschilde aus Kupfer, die jeden Tag auf Hochglanz poliert wurden, waren im Fels neben dem Höhleneingang befestigt.
    Lemmo blieb davor stehen, schluckte und rief: „Jäger Lemmo bittet, Apasch-Faraday eine Nachricht überbringen zu dürfen!"
    Ein Helfer steckte den Kopf aus der Höhle. Sein Mund war fettverschmiert, und in der linken Hand hielt er einen halbgaren Fleischfetzen.
    Seine Augen weiteten sich, als er die Beule auf Lemmos Stirn sah. „Wie kannst du es wagen, deine Schande zum Schamanen ...?" fing er an.
    Lemmo unterbrach ihn. Ein Helfer des Schamanen stand nicht über einem Jäger.
    „Halt den Mund, Gosom! Ich bringe Freude für den ganzen Stamm!"
    „Komm herein, Lemmo!" ertönte die kräftige Stimme des Schamanen aus dem Hintergrund der Höhle.
    Der Jäger ging an Gosom vorbei und blieb vor dem Feuer stehen, neben dem der Schamane saß.
    Apasch-Faraday war. noch sehr rüstig für sein hohes Alter. Die alten Frauen des Stammes erzählten, er wäre als Junge von den Doa-Ban eingefangen worden und erst nach Jahren wieder zurückgekehrt. Das „Faraday" in seinem Namen sollten ihm die Doa-Ban gegeben haben.
    „Du bist sehr mutig, daß du mit zweifacher Schande an mein Feuer trittst, Lemmo", sagte der Greis. „Laß deine Nachricht hören!"
    Lemmo wurde so aufgeregt, daß er zuerst nicht sprechen konnte. Dann stieß er hastig hervor.
    „Mabbahabas! Ich habe drei Mab-bahabas getroffen, Apasch-Faraday!"
    Das Gesicht des Schamanen blieb unbewegt. Die linke Hand griff nach hinten und kam mit einem scheibenförmigen Gegenstand wieder, unter dessen Glasabdeckung sich eine zweifarbige breite Nadel zitternd bewegte und dann in einer bestimmten Stellung stehenblieb.
    „Der Kompaß zeigt immer nach Norden", sprach Apasch-Faraday langsam und

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