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0756 - Tod über der Tunguska

0756 - Tod über der Tunguska

Titel: 0756 - Tod über der Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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seinen Händen wieder zu sich rufen konnte…
    Unwillkürlich zerrte die Dämonenjägerin an ihren Fesseln.
    Nun endlich hob Thaagu seinen mageren Kopf. Sein verknittertes Gesicht verzerrte sich zu einem triumphierenden Lächeln.
    »Da staunst du, falsche Natter! Du hast geglaubt, den alten Thaagu hinter das Licht führen zu können, Nicole! Aber ich habe zum Glück rechtzeitig erkannt, dass du auf der Seite des Bösen stehst! Du bist eine Sklavin jenes dämonischen Himmelskörpers, der sich anschickt, unsere schöne Welt zu rammen und somit zu vernichten!«
    Diese Anschuldigung erschien der Französin so irrsinnig, dass sie einen Moment mit der Antwort zögerte. Thaagu wertete ihr Schweigen offenbar als Schuldeingeständnis.
    »Siehst du, Nicole? Du hast erkannt, dass Leugnen sinnlos ist. Du kannst kein Unheil mehr anrichten, denn du bist nun in meiner Gewalt. Und wenn die fremden Mächte dir noch so viele Kräfte verliehen haben, wirst du deine Fesseln doch nicht zerstören können. Es sind nämlich Zauberstricke, mit denen ich dich gebunden habe!«
    »Ich leugne nicht, weil ich deine Unterstellung nicht begreifen kann! Erst willst du, dass ich dir gegen die fremde Bedrohung helfe, Thaagu. Und dann behauptest du plötzlich, ich sei eine Dienerin des fremden Bösen. Wie kommst du nur auf diesen Unsinn?«
    »Oh, das ist nicht schwer.« Mit einer fast zärtlichen Bewegung strich der Schamane über das Haupt des Siebengestirns von Myrrian-ey-Llyrana. »Du hast dich im Grunde selbst verraten, Nicole. Durch diese mächtige Waffe, die sich nun in meinem Besitz befindet.«
    »Verraten? Durch das Amulett? Ich verstehe kein Wort.«
    »Es ist doch ganz einfach, schöne Frau. Du hast mich angelogen. Du hast behauptet, meine Finger würden schwarz werden, abfallen und verdorren, wenn ich dieses Schmuckstück berühre. Ich habe gleich gespürt, dass du nicht die Wahrheit sagst.«
    »Also gut, das stimmt nicht ganz. Ich wollte einfach verhindern, dass ein Uneingeweihter das Amulett berührt. Verstehst du das nicht? Gibst du deine magischen Gegenstände jedem Fremden in die Hände, Thaagu?«
    »Selbstverständlich nicht. Aber ich habe noch einen zweiten, wirklich schwer wiegenden Beweis dafür, dass du eine Dienerin des Bösen bist.«
    »Da bin ich ja mal gespannt!« Nicole war jetzt wirklich sauer. Erst entführte dieser Schamane sie aus dem Zug und bat sie untertänigst um Hilfe. Im nächsten Moment betäubte er sie mit seinen merkwürdigen Blüten und stempelte sie als Dämonendienerin ab!
    Thaagu musterte die Französin mit einem undefinierbaren Blick.
    »Ich hatte wieder einen Göttertraum, Nicole. Ich habe gesehen, wie ein flammender Dämonenatem über die Wälder an der Tunguska gekommen ist. Weites Land, von Horizont zu Horizont, wurde auf einen Schlag zerstört. Es war entsetzlich. Ich möchte so etwas nicht noch einmal sehen müssen. Und doch wird es geschehen, wenn nicht die Götter ein Einsehen haben.« Der Schamane machte eine kurze Pause. Seine Stimme sank zu einem Flüstern herab. »Ich habe auch dich gesehen, Nicole. Du kamst ebenfalls in diesem Traum vor. Du bist durch die Luft geflogen, heil und unversehrt. Während die Menschen in den Dörfern und die reisenden Hirten mit ihren Herden elend verbrannt sind, bist du gesund geblieben wie ein Fisch im Wasser. Warum sollten die Bösen dich verschonen, wenn du nicht eine der Ihren bist?«
    Was sollte Nicole darauf antworten? Sie hatte ohnehin das Gefühl, Thaagus Meinung nicht mehr beeinflussen zu können. Selbst wenn er ursprünglich auf der Seite des Guten gestanden hatte, war nun sein Geist durch die Gier verschleiert.
    Der Schamane hatte sich Merlins Stern gegriffen. Wahrscheinlich spürte Thaagu instinktiv das ungeheure Potenzial, das in diesem Amulett steckte. Und wenn er Nicole für unschuldig hielt, musste er ihr zwangsläufig ihr Eigentum zurückgeben.
    Und gerade aus diesem Grund wird er darauf beharren, dass ich eine Dämonendienerin bin, dachte Nicole verdrossen.
    Sie versuchte es trotzdem.
    »Das hier ist keine Zeit für dumme Missverständnisse, Thaagu! Du hattest Recht mit deiner ersten Vermutung. Ich bin wirklich hierher gekommen, um gegen das Böse zu kämpfen! Und wir haben keine Zeit, um uns gegenseitig das Leben schwer zu machen!«
    »Und warum nicht?« Die Stimme des Schamanen klang lauernd.
    »Weil heute der neunundzwanzigste Juni 1908 ist! Und morgen früh, gegen sieben Uhr wird das absolute Grauen über die Tunguska-Region hereinbrechen!

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