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0756 - Tod über der Tunguska

0756 - Tod über der Tunguska

Titel: 0756 - Tod über der Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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beispielsweise. Ist es kälter oder wärmer geworden? Oder die Tiere - sind sie unruhiger als sonst?«
    Im fahlen Licht des Fuchsbaus konnte Zamorra sehen, wie Oleg ihm einen seltsamen Blick zuwarf. »Hat die Ochrana dich gefoltert, Zamorra?«
    »Noch nicht. Wieso?«
    »Na, weil du hier über das Wetter und über Tiere redest, was absolut nichts mit unserer revolutionären Arbeit zu tun hat. So, als wärst du irre geworden… ah, ich verstehe! Das ist ein Code, nicht wahr?«
    Zamorra begriff, dass er einen Fehler gemacht hatte. Dieser junge Oleg lief offenbar mit Scheuklappen durch die Welt. Für ihn zählte nur der Traum von der bevorstehenden Revolution. Die ganze Welt um ihn herum konnte explodieren, und es würde ihn nicht kümmern. Außer natürlich, wenn es dem Zaren schadete…
    »Hast du nicht daran gedacht, dass die Wänäe hier Ohren haben können?«, fragte Zamorra.
    Oleg schwieg beschämt. Dadurch hatte der Dämonenjäger etwas mehr Zeit, um seine Gedanken zu ordnen. Falls sich Zamorra nicht verrechnet hatte, befand er sich in diesem Moment im Tunguska-Gebiet des Jahres 1908, und zwar am 29. Juni. Am nächsten Morgen, dem des 30. Juni, würde die Tunguska-Katastrophe stattfinden.
    Wenn Zamorra in die Ereignisse eingreifen konnte, dann nur mit Hilfe von Merlins Stern. Dieser befand sich momentan allerdings im Besitz von Nicole. Aber er konnte das Amulett ja jederzeit per Gedankenbefehl rufen.
    Zamorra fragte sich, was seine Gefährtin gerade machte. Etwas Ernsthaftes konnte ihr nicht zugestoßen sein. Das hätte Zamorra gespürt. Es gab ein unzerstörbares mentales Band zwischen Zamorra und Nicole. Er hätte sofort bemerkt, wenn sie beispielsweise tödlich verwundet würde…
    »Ich frage mich, wie lange wir hier schmoren müssen«, sagte er. Kurz hatte er überlegt, einen Ausbruchversuch zu starten. Aber diesen Plan hatte er schnell wieder verworfen. Schließlich war er in erster Linie gekommen, um gegen die geheimnisvollen Kräfte zu kämpfen, die hinter der Tunguska-Katastrophe standen. Da machte es keinen Unterschied, ob er hinter Gefängnismauern saß oder nicht.
    Und wenn der Dämonenjäger sich bei einem Fluchtversuch eine Kugel einfing, konnte er niemandem mehr helfen. Noch nicht einmal sich selbst.
    »Wie lange wir im Fuchsbau verrotten? Du wirst lachen, Zamorra. Aber das hängt allein von Leutnant Baldews Laune ab. Wenn es ihm gefällt, lässt er Leute einfach totprügeln. So wie den alten Gregor, beispielsweise. Das war übrigens der Genosse, der dein Erscheinen angekündigt hat.«
    Oleg vergaß schon wieder, seine Zunge zu hüten. Aber Zamorra erinnerte ihn nicht daran. Der junge Anarchist hatte ihn neugierig gemacht.
    »Mein Erscheinen angekündigt, Oleg? Wie das?«
    »Nun, er sprach von einem Genossen in eleganter Kleidung, der uns die Freiheit bringen würde. Und der Name dieses Genossen sollte mit Z anfangen. Bevor Gregor genauer werden konnte, ist er an seinen furchtbaren Wunden krepiert.«
    Nun wurde Zamorra einiges klar. Offenbar stand er im Zentrum einer Reihe von Missverständnissen und Zufällen. Aber weder der Geheimdienst noch der Lagerchef Leutnant Baldew waren in Zamorras Augen eine ernst zu nehmende Bedrohung.
    Da sah es mit der geheimnisvollen Macht, die am nächsten Morgen die Tunguska-Region heimsuchen würde, schon anders aus.
    Trotz dieses beunruhigenden Gedankens fielen Zamorra irgendwann die Augen zu. Die Anstrengungen der letzten Zeit forderten einfach ihren Tribut. Noch nicht einmal Olegs Schnarchen hinderte den Dämonenjäger daran, tief einzuschlafen.
    ***
    Als Nicole die Augen aufschlug, konnte sie sich nicht mehr rühren. Sie war so stark gefesselt, dass sie kaum noch Luft bekam.
    Thaagu hatte sie gegen einen Baumstamm gestellt und Stricke um ihren Oberkörper und ihre Beine geschlungen. Die Fesseln versprühten permanent kleine bunte Funken, und ein seltsames Prickeln ging von den Leinen aus. So, als würden sie unter Schwachstrom stehen.
    Der Schamane hockte ein Stück weit von Nicole entfernt auf dem Boden. Allerdings beachtete er seine Gefangene überhaupt nicht. Er hielt Merlins Stern in beiden Händen. Seine knorrigen Finger glitten über die geheimnisvollen Hieroglyphen auf der erhabenén Oberfläche. In Thaagus Augen glitzerte die Besitzgier.
    Die Französin war sicher, dass der Schamane das Amulett nicht freiwillig wieder herausrücken würde. Trotzdem hatte sie keine Lust, klein beizugeben. Ganz abgesehen davon, dass sie das magische Kleinod jederzeit aus

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