0757 - Das Monster-Spiel
nicht verpassen.«
Das wollte ich auf keinen Fall. Durch die menschenleere und kühle Halle schritten wir. Sie war völlig normal, mir aber kam sie nicht so vor. Ich hatte einfach das Gefühl, dass sich hier etwas anbahnte und gewisse Dinge in der Luft lagen.
Sir James fiel mein unsteter Blick auf. »Was ist mit Ihnen los, John? Stimmt etwas nicht?«
»Noch stimmt alles.«
»Aber…?«
»Es kann sich auch ändern. Meiner Ansicht nach wird der Beginn des Spiels zu einem regelrechten Horror-Trip. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Kopfjäger einfach nur zuschauen wird. Was diese Fantasy-Fans aufführen, das ist doch eigentlich seine Welt. Und ich frage mich, ob er zwischen Spiel und Wirklichkeit unterscheiden kann.«
»Hoffentlich malen Sie nur schwarz.«
»Das hoffe ich auch.«
Wir hatten den hinteren Ausgang erreicht. Auch diese Tür öffnete sich, wenn wir auf einen Kontakt getreten hatten. Sie schwang vor uns zurück, der Blick in den Garten war frei. Aber nicht nur er, auch der Blick in den Himmel.
Und da sah ich etwas, was mir nicht so recht gefallen wollte. Ein nicht Eingeweihter wäre wohl davon ausgegangen, dass sich der Himmel in der Zwischenzeit noch mehr verdunkelt hatte. Aber ich war eingeweiht und sah diese große schwarze Wolke hoch über dem Garten nicht als normal an. So dunkel konnte sie nicht sein. Für mich stand fest, dass wir Besuch bekommen hatten. Und zwar von einem Wesen, über das ich nicht eben begeistert war, dem Spuk…
***
Sir James, der stets genau beobachtete, fiel mein Schweigen auf, und er sprach mich darauf an. »Was ist mit Ihnen los, John? Stimmt etwas nicht? Sie sind mir zu ruhig.«
»Was nicht stimmt, kann ich Ihnen sagen, Sir. Schauen Sie mal in die Höhe.«
»Und dann?«
»Bitte, sehen Sie hin.« Ich zeigte ihm die Richtung mit dem ausgestreckten Finger an.
Mein Chef legte den Kopf zurück, er ließ sich auch Zeit, er musste das Gleiche sehen wie ich auch, nur kam er zu keinem Schluss, und das sagte er mir auch. »Sorry, John, aber ich kann nichts entdecken, was anders gewesen wäre.«
»Die Wolke, Sir James, es ist die schwarze Wolke. Sie sehe ich nicht als normal an.«
»Sondern?«
»Wir haben Besuch bekommen. Jemand ist aus seinem Reich erschienen, um uns zu beobachten.«
Mehr brauchte ich nicht erklären, Sir James wusste auch so Bescheid. »Das ist der Spuk?«
»Genau.«
Mein Chef war überrascht und musste sich erst einmal räuspern.
Danach hatte er sich wieder gefangen. »Himmel, was soll das? Was will er denn hier? Was hat er…?«
»Zodiak.«
»Sie meinen, dass er ihn sucht? Seinen Kopfjäger, der eigentlich erst in der Zukunft existiert?«
Ich bejahte die Frage nicht, sondern sagte: »Was ist schon Zukunft, Sir? Was sind die Zeiten für Mächte, die so unwahrscheinlich stark sind und andere überlebt haben? Der Spuk ist ein gestaltloses Wesen geworden. Er stammt von den Sternen, das wissen wir. Ich will ihn mal als einen Weltall-Dämon bezeichnen, überspitzt gesagt sogar als ein magisches schwarzes Loch. So frage ich Sie, Sir, was er dann noch großartig mit der Zeit zu tun hat. Nichts, gar nichts. Er wird sich darum kaum kümmern, braucht sich auch nicht darum zu kümmern.«
»Ich kann nicht dagegen sprechen, John.« Seine Stimme klang ziemlich leise, »aber es gibt gewisse Dinge, die auch ich jetzt anders sehe. Könnte es sein, dass sich die Mitglieder dieser Fantruppe in einer starken Gefahr befinden?«
»Das weiß ich auch nicht.«
»Er kümmert sich doch um andere Dinge. Er will sein Reich erweitern. Er braucht die Seelen vernichteter Dämonen, aber nicht die getöteter Menschen. Das unterscheidet ihn ja vom Teufel und den verfluchten Mächten der Hölle.«
»Alles wahr.«
»Dann wäre sein Problem einzig und allein der Kopfjäger Zodiak, den er wieder zurückhaben will.«
»Wir werden es sehen, Sir, und zwar sehr bald schon. Mein Gefühl verstärkt sich. Ich glaube einfach daran, dass sich hier etwas Fürchterliches anbahnt, und wenn wir nicht aufpassen, werden wir auch zwischen diese Mühlsteine geraten.«
»So pessimistisch kenne ich Sie gar nicht, John.«
Mein Lächeln wirkte kantig. »Wissen Sie, Sir, es gibt da gewisse Erfahrungswerte, die ich mir im Laufe der Zeit aneignen konnte. Und hier reagieren sie nun mal sehr negativ. Jedenfalls sollten wir den Spuk im Auge behalten. Möglicherweise ist er auch nur ein Wächter, der alles überblicken und dafür sorgen will, dass das Spiel auch Spiel bleibt und nicht in blutigen
Weitere Kostenlose Bücher