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0757 - Das Monster-Spiel

0757 - Das Monster-Spiel

Titel: 0757 - Das Monster-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der Erste, der sich bewegte. Bis zur Bühne war es nicht mehr weit. Wenn er zwei Schritte vorging und dann noch einen großen nachsetzte, konnte er die Treppe erreichen. Es war ihm auch egal, ob sie ihn sahen oder nicht, er sah es einfach als seine Pflicht an, den Mörder zu stellen.
    Dabei überlegte er, wie lange es wohl her sein mochte, als er zum letzten Mal geschossen hatte. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern. Das musste Jahre zurückliegen.
    Sir James erreichte die Bühne und blieb an deren linkem Rand stehen. Er rechnete damit, dass die Zuschauer von ihren Sitzen sprangen und in einer wilden Panik davonliefen, doch sie blieben starr hocken, als hätte sie jemand dafür bezahlt. Jeder von ihnen stand wie unter einem Bann. Sir James nahm sich die Zeit und schickte einen Blick zu den ersten Reihen, wo die Männer und Frauen auf ihren Plätzen hockten, als wären sie Puppen.
    Das konnte er nicht begreifen. Es hatte auch keinen Sinn, länger darüber nachzudenken, er musste etwas unternehmen und zumindest den verdammten Killer stellen.
    Er war ein Mensch – oder?
    Normalerweise ja, doch es konnte auch möglich sein, dass dieser Mensch von einer dämonischen Kraft beeinflusst und durchdrungen war, und Sir James dachte an die amorphe Gestalt des Spuks, die inmitten der Wolken über dem Geschehen schwebte.
    Vielleicht hatte er sogar eingegriffen und seinen Geist in die Körper der Akteure hineinfließen lassen.
    Der schwarze Killer stand noch immer vor der obersten Stufe der Steintreppe. Sein toter Widersacher lag zu seinen Füßen. Er war auf eine furchtbare Art und Weise getroffen worden. Von seinem Gesicht war nicht mehr viel zu sehen.
    Der Schwarze starrte ihn nur an. Das Schwert hielt er mit beiden Händen. Die Klinge schwebte noch über dem Toten, als wartete sie darauf, im nächsten Augenblick nach unten zu jagen.
    Sir James stand auf der provisorischen Bühne. Er wünschte sich, jetzt dreißig Jahre jünger zu sein. Da dies nicht möglich war, musste er die Sache auch so durchziehen.
    Er duckte sich. Sein Blick war auf den Killer gerichtet, der ihn nicht sehen konnte, weil er ihm den Rücken zudrehte. Seine Kutte schien ihm zu groß zu sein, sie warf an zahlreichen Stellen des Körpers dicke Falten, und der Superintendent kam sich bald selbst wie ein Schauspieler vor, als er den nächsten Schritt tat, die Waffe vorstreckte und dabei sein rechtes Gelenk mit der linken Hand stützte.
    Die Mündung zielte auf den Rücken des Kuttenträgers. »Lass das Schwert fallen!«
    Die Worte klangen in der Stille übernatürlich laut. Viele hatten sie gehört, auch die jenseits des Kerzenlichts stehenden Akteure auf dem Bühnenboden. Doch auch sie bewegten sich nicht. Ihre Gesichter sahen aus wie in die graue Schwärze des Hintergrunds fleckig eingezeichnet.
    Das war nicht normal, hier hatte der mächtige Dämon Spuk eingegriffen, und das Monster-Spiel lief nun nach seiner Regie ab.
    Der Schwarze rührte sich nicht!
    Sir James wiederholte den Befehl. Er dachte nicht darüber nach, dass er als einzelne Person gegen eine Übermacht stand. So etwas hätte ihn nur von den eigentlichen und wichtigen Dingen abgelenkt.
    »Ich wiederhole den Befehl kein drittes Mal! Wenn Sie nicht das Schwert fallen lassen, schieße ich!«
    Zum ersten Mal zuckte die Gestalt. Sie sah so aus, als wäre sie eben aus einem tiefen Schlaf erwacht. Sehr gemächlich richtete sie sich aus ihrer gebückten und angespannten Haltung auf. Der Mörder zählte nicht zu den großen Menschen, und auch jetzt, als er endlich stand, kam er Sir James ziemlich klein vor, aber er würde ihn auf keinen Fall unterschätzen.
    Der Schwarze drehte sich um.
    Sein Schwert hielt er noch fest. In Hüfthöhe beschrieb die Waffe einen Kreis, bis sich beide Männer anstarrten und die Spitze auf Sir James zeigte.
    Der Superintendent stand glücklicherweise nicht so, dass ihn einer der beiden Scheinwerfer geblendet hätte. Der Scheinwerfer am gegenüberliegenden Bühnenrand warf sein Licht an ihm vorbei und hinterließ auf den Bohlen eine blasse Fläche.
    Anders verhielt es sich mit dem Kuttenträger. Zwar wurde er nicht direkt geblendet, aber schon angestrahlt, sodass Sir James ihn jetzt auch deutlich von vorn erkennen konnte.
    Der Mörder hatte ein hartes Gesicht, das wie geschnitzt wirkte. Es konnte auch daran liegen, dass er es geschwärzt oder bemalt hatte.
    Da hätte Sir James nicht genau sagen können, was nun stimmte oder nicht. Jedenfalls zeigte dieses Gesicht keinerlei

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