0757 - Das Monster-Spiel
Sie kämpften nicht nur auf den Holzbohlen, sondern näherten sich hin und wieder der Treppe und gerieten dabei noch deutlicher in das Licht der Scheinwerfer.
Sir James konnte sie sehr genau sehen. Es waren schon zwei wilde Gestalten, die sich gegenseitig einen erbarmungslos aussehenden Schaukampf lieferten, der von einem echten Fight kaum zu unterscheiden war, denn die Männer gehörten wirklich zu den Könnern.
Einer von ihnen trug nur einen Lendenschurz. Sein schwarzes Haar glich einer wilden Mähne. Er war mit einem Schwert bewaffnet und hatte sich noch einen Schild als Deckung besorgt. Damit wehrte er die mächtigen Schwerthiebe seines Gegners ab, der ihm in punkto Aussehen in nichts nachstand, aber völlig anders wirkte und gleichzeitig sehr unheimlich war.
In seiner schwarzen Kutte wirkte er wie ein böser Ninja-Killer.
Auch er kämpfte mit einem Schwert, und er hatte sein Gesicht sogar teilweise geschwärzt. Er verkörperte das Böse an sich, während der Held im Lendenschurz mehr an Conan, den Barbaren, erinnerte, einen Mann auf der Seite des Guten.
Der Dunkle war flinker. Er bewegte sich wie ein Irrwisch, führte sein Schwert mit einer nahezu artistisch anmutenden Grazie, sodass der Halbnackte Mühe hatte, die Schläge abzuwehren.
Beiden konnte nur Beifall geklatscht werden, was die Zuschauer auch taten. Im Hintergrund der Bühne standen die anderen Akteure, die in dieser Szene nichts zu tun hatten. Sie spielten trotzdem mit und mimten das Volk, das dem Ende des Kampfes entgegenfieberte, wobei klar ersichtlich war, dass sie auf der Seite des halbnackten Helden standen.
Beide boten eine tolle, eine große Schau. Für einen Laien war nicht zu erkennen, dass sie sich nicht richtig töten wollten. Sie droschen aufeinander ein, sie waren perfekt eingespielt, und der Böse bewegte sich immer schneller. Er trieb den anderen zurück, der bereits auf der Steintreppe stand und die Schläge nur abwehren konnte.
Beide Schwerter waren geschliffen. Manchmal, wenn das Licht in einem bestimmten Winkel auf die Klingen traf, leuchteten sie auf wie zuckende Blitze.
Aus dem Hintergrund gellte zuerst eine Frauenstimme auf. Dann löste sich die Person. Sie war ziemlich kräftig gebaut, hatte den Körper einer Bodybuilderin und war nur unzureichend bekleidet. Ihre Brüste schaukelten beim Laufen. Sie schrie noch immer, es sah so aus, als wollte sie den Schwarzen angreifen oder ihn irritieren.
Der ließ es nicht zu. Dafür irritierte sie den anderen.
Der Held bekam die Quittung. Ein Schlag erwischte seine Waffe.
Er war so hart geführt worden, dass der Lendenschurzträger es nicht mehr schaffte, sein Schwert festzuhalten. Es wurde ihm aus den Händen gewirbelt und flog mit torkelnden Bewegungen über die Bühne, bis es einmal gegen den Rand tickte und darüber verschwand.
Der Schwarze hatte freie Bahn. Er schrie auf und hob seine Waffe mit beiden Händen über den Kopf.
Die Frau, die den Helden irritiert hatte, klammerte sich an dem Schwarzen fest. Sie flehte um Gnade für ihren Geliebten, der auf der obersten Stufe der Steintreppe auf die Knie fiel und seine Hände verzweifelt gegen den Himmel reckte.
Es sah alles sehr gut aus, und das Licht beleuchtete die Szene so günstig, dass jeder Zuschauer – egal, wo er saß – alles detailgetreu mitbekommen konnte.
Der Schwarze schüttelte den Kopf. Er wollte nicht auf die Bitten und Vorschläge der Frau eingehen. Sein Lachen dröhnte von der Bühne her bis über die Köpfe der Zuschauer hinweg. Dabei wechselte er das Schwert in die rechte Hand. Mit der linken stieß er die bittende Frau so hart zur Seite, dass sie auf den Bühnenboden fiel und sich dort überrollte.
War das noch Spiel?
Sir James, der seitlich stehende Zuschauer, konnte es nicht fassen.
Das alles sah ihm verdammt echt aus, denn so perfekt konnten Laien eigentlich nicht spielen.
Der Schwarze war noch nicht fertig. Er schleuderte den Zuschauern einen Fluch oder eine Beschwörung entgegen und wandte sich dann seinem Gegner zu. Der Mann im Lendenschurz kniete noch immer in einer bittenden Haltung vor ihm, sprach den Schwarzen an, der jedoch auf die Worte oder die Bitte keine Rücksicht nahm und demonstrativ den Kopf schüttelte.
Er hob das Schwert. Seinen Kopf hatte er gesenkt und starrte seinen Gegner an. »Bist du verrückt?«, flüsterte der andere.
Das gehörte nicht dazu. Sir James war wohl der Einzige, der diese Worte erfasste. Er dachte an die Anwesenheit des Bösen, die auch schon John
Weitere Kostenlose Bücher