0757 - Welt ohne Menschen
beschädigt sein.
Wenn ich nur nicht schlafen müßte.
Ich lege mich dann vorn neben den Eingang, mit dem Körper quer vor die Tür, damit ich merke, wenn sie jemand von außen öffnen will. Dann habe ich aber Angst, daß die Kerle mich überraschen oder so.
Sie werden mich bestimmt nicht wecken und rufen: „Wach auf, Kleiner Arlo! Wir sind hier, um die Sachen zu rauben."
Nein! Das werden sie bestimmt nicht tun.
Schleichen werden sie.
Es hört überhaupt nicht mehr auf zu regnen. Etwas stimmt hier nicht.
Natürlich könnte ich 'rausgehen auf den Platz, um mich umzusehen. Aber dann könnten die Kerle jederzeit reinkommen und die Sachen klauen. Außerdem hat Fosconti einmal gesagt: „Es ist besser, wenn du diese Räume nicht verläßt, Kleiner Arlo.
Draußen sind die Aphiliker, die haben kein Verständnis mit einem psychisch Kranken."
Nicht, daß mir was fehlt oder so!
„Früher", sagte der Kardinal, „hätte man dich wahrscheinlich geheilt, Kleiner Arlo. Die Aphiliker jedoch haben kein Verständnis für Menschen wie dich," Wahrscheinlich sind die Kerle, die an die Sachen wollen, auch Aphiliker.
Ich eß noch eine Dose, verdam-mich!
Ich werde immer unruhiger. Warum kommt der Kardinal nicht endlich zurück?
Wenn ich ein paar Kisten aufeinanderstaple, kann ich vielleicht bis an das große runde Fenster auf der Rückseite des Büroraums gelangen und runtersehen auf den Platz.
Die Dose stelle ich so lange weg. Es ist immer so still, aber ich kann den Regen hören.
Die Kisten sind nicht schwer, ich schleppe sie rüber in den Büroraum. Dann mache ich an der Wand eine Treppe.
Das würden die Kerle sicher nicht glauben, daß der Kleine Arlo so was kann!
Ich klettere die Kisten hoch. Sie wackeln. Wenn sie umkippen, kann ich mir die Knochen brechen. Dann bin ich hilflos. Trotzdem steige ich auf die obere Kiste. Ich packe den Fenstersims und ziehe mich hoch.
Nun kann ich auf den Platz blicken.
Ich glaub', ich seh' nicht recht!
Dort unten ist kein einziger Mensch!
Aber ich denke, sie haben nur Angst vor dem Regen, weil es hier doch nie regnet und sie nicht naß werden wollen.
Vielleicht liegt's am Regen, daß der Kardinal nicht zurückkommt. Ich hab' schon wieder Hunger und bin müde. Lege ich mich neben die Tür oder esse ich die Dose fertig?
Sah doch seltsam aus, dieser große, verlassene Platz.
Macht mir Angst.
Ich gehe in den Raum mit den Sachen zurück. Die Regalreihen müssen abgegangen werden, daß keiner sich dort versteckt.
Von den Sachen, die da stehen, kann Fosconti dreiundzwanzig Sprachen lesen. Das hat er gesagt.
„Es ist schlimm, daß die Menschheit so enden muß", hatte der Kardinal gesagt. „Vielleicht ist es eine besondere Form des Jüngsten Gerichts."
Der Kardinal kann Sachen sagen wie kein anderer. Der weiß, wovon er redet. Er ist ein feiner Kerl, glaube ich. Er würde prima aussehen in den Kleidern der alten Kardinale auf den Bildern.
Nun ist die Dose auch leer.
Ich muß langsamer essen, sonst ist bald der nächste Marsch in die Kantine fällig.
Mein Gott, ich heule ja!
Das gibt's doch nicht!
8.
Als Langur sicher war, daß es auf dem Planeten, den er umkreiste, weder lebende Intelligenzen noch funktionstüchtige Abwehranlagen gab, entschloß er sich zur Landung.
Bevor er jedoch das entscheidende Manöver einleitete, öffnete er eine der Taschen, die an seinem Körpergurt hingen, und holte LOGIKOR hervor.
LOGIKOR war ein kugelförmiges Gebilde, besaß einen Durchmesser von achtzig Millimetern und leuchtete silberfarben.
Sobald man ihn aktivierte, begann er leicht zu oszillieren. Auf seiner Oberfläche besaß LOGIKOR sechs kleine Plättchen, die jede Art von einfallender Energie aufnahmen und in zweckentsprechend transformierter Form verarbeiteten.
LOGIKOR war ein Rechengerät in Mikrobauweise. Sein wichtigster Teil war ein Kommunikationssektor.
Langur gab alle ermittelten Daten an das kleine Gerät und erklärte, daß er entschlossen war, auf dem unbekannten Planeten zu landen.
„Das geht über den eigentlichen Auftrag hinaus", stellte LOGIKOR fest. „Wir sollen einzig und allein Sonnensysteme beobachten und statistische Werte ermitteln."
Langur war ungehalten darüber, daß er so unvermittelt an seine Pflichten erinnert wurde. Er wußte selbst, daß er seine normalen Befugnisse überschritt, aber angesichts der Situation, in der er sich befand, erschien ihm das auch angebracht.
„Wir sind vom MODUL getrennt", verteidigte er sich. „Die
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