0759 - Die Nacht der Höllenfürstin
Zunge, doch sie schwieg.
Plötzlich erschien es ihr unpassend. Asmodis’ Sorge um seinen Bruder machte ihn menschlich.
Und Asmodis gestand ein, dass er Rat brauchte.
Er beugte sich vor.
»Helft Merlin!«, sagte er. »Bitte!«
***
Giscard Bellaux war nicht wieder zur Arbeit gegangen, obgleich er sich kerngesund fühlte. Er nutzte jeden Tag seiner offiziellen Krankschreibung aus. Aber jeden Tag musste er auch wieder an die Frau denken, die ihn geheilt hatte.
Nie und nimmer hatte ihm sein Hausarzt diese Frau geschickt!
Ihr haftete etwas Dunkles an, etwas Böses, Teuflisches. Doch er fühlte sich auch zu diesem Teuflischen hingezogen.
Woran war er eigentlich erkrankt? Er wusste es nicht, und sein Arzt hatte es ihm auch nicht sagen können. Oder er wollte es vielleicht nicht…?
Jedesmal, wenn Bellaux darüber nachgrübelte, glitten seine Gedanken automatisch wieder ab zu dieser Frau. Er konnte nichts dagegen tun. Er war nicht in der Lage, über die Erkrankung nachzudenken, doch er wünschte sich, dieser Frau wieder zu begegnen.
Und in ihm war ein Drang, den er nie zuvor gespürt hatte, der aber immer deutlicher in den Vordergrund trat. Der Drang, zu zerstören.
Zu töten!
Seltsamerweise ging es ihm dabei nicht um Menschen oder Tiere. Er ahnte, dass er keinem Menschen etwas antun konnte. Keinem wirklichen Menschen. Höchstens Kreaturen, die wie Menschen aussahen, sich als solche tarnten.
»Was ist mit mir los?«, fragte er sich, fand jedoch keine Antwort.
Bis er die Frau wiedersah…
***
Sie öffnete die Beifahrertür, gerade als er seinen Wagen starten wollte, und stieg ein. Ihr unterkühltes Lächeln jagte ihm Schauer über den Rücken.
»Ich will, dass Sie mir einen Gefallen tun, Monsieur Bellaux«, sagte sie unvermittelt. Dabei räkelte sie sich auf dem Sitz.
»Warum?«, fragte er. »Ich weiß ja nicht einmal, wer Sie sind.«
»Das müssen Sie bestimmt auch nicht wissen«, erwiderte sie.
»Steigen Sie aus!« Er wollte ein paar Einkäufe tätigen und danach einen früheren Arbeitskollegen im Nachbardorf besuchen. Gerade jetzt war die beste Tageszeit dafür - niemand seiner Arbeitskollegen konnte ihn dabei erwischen, während er offiziell noch krankgeschrieben und bettlägerig war. Aber er war einige Tage nicht aus dem Haus gekommen, und sein Kühlschrank leerte sich allmählich.
»Haben Sie schon vergessen, dass ich Sie geheilt habe?«, fragte sie. »Sie schulden mir etwas, Monsieur Bellaux.«
»Ich wäre auch so wieder genesen«, behauptete er.
»Sie wären jetzt tot. Ihr Hausarzt kennt die Krankheit nicht einmal, an der Sie litten.«
»Er hätte mich rechtzeitig an einen Spezialisten überwiesen.«
»Unsinn. Die kennen die Krankheit auch nicht.«
»Aber Sie kennen sie, wie?«, knurrte er. »Mademoiselle Superschlau!« Allmählich steigerte sich seine unterschwellige Aggressivität. Da war er wieder, der Drang zu zerstören und zu töten, den er von früher her überhaupt nicht kannte.
»Ja. Es ist eine Krankheit, die es auf der Erde nicht gibt - noch nicht gibt«, fügte die unbekannte Schöne hinzu.
Für einen Moment empfand er Furcht. Sie sprach so ernsthaft, und von ihr ging eine diabolische Aura aus, die ihn allmählich zu erdrücken begann. Er war nahe daran, aus dem Auto zu springen und in seine Wohnung zu flüchten.
Doch irgendwie ahnte er, dass er diese Frau damit nicht von sich fernhalten konnte.
»Und wie konnte ich mich dann damit infizieren?«, fragte er mit gekünsteltem Spott.
»Sie wurden infiziert«, sagte sie. »Und ich habe Sie geheilt. Sie werden mir doch den Gefallen nicht abschlagen, oder?«
»Ich habe Sie nicht gebeten, mir zu helfen«, sagte er schroff. »Und Sie haben mich belogen, als Sie sagten, mein Hausarzt habe Sie geschickt. Steigen Sie aus! Ich habe zu tun.«
»Ja«, sagte sie. »Sie haben damit zu tun, Ihre Schuld mir gegenüber zu begleichen. Sie werden jemanden töten.«
»Sie sind ja verrückt«, keuchte er.
»Sie werden jemanden töten«, wiederholte sie. »Einen Dämon.«
***
»Merlin helfen…«, echote Nicole Duval. »Das ist gut gesagt. Aber wie können wir das tun? Er lässt sich ja nicht helfen!«
Sid Amos zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, wie… Sonst wäre ich ja nicht zu euch gekommen. Ich dachte, wir finden gemeinsam eine Lösung. Es muss irgendetwas in seiner Vergangenheit geben, das ihm zu schaffen macht. Das ihn so werden ließ. Wir sind Brüder. Wir sind im gleichen Alter. Unser… Erzeuger ist noch viel älter als
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