0759 - Die Nacht der Höllenfürstin
zusammen. »Bellaux lebt noch!«, stieß er erleichtert hervor und sah sich nach Asmodis und Nicole um. Plötzlich runzelte er die Stirn. »Wie konnten diese Halunken Calderone beschwören, ohne ein Blutopfer zu bringen?«
»Ich weiß es nicht«, gestand Asmodis. »Manchmal gibt es Dinge, die niemand erklären kann.«
Zamorra löste Bellaux’ Fesseln.
»Wie geht es Ihnen?«, fragte er. »Können Sie aufstehen?«
»Sie sind zu spät gekommen«, wiederholte Bellaux. »Ich bin bereits tot.«
»Nein. Sie leben. Sie bewegen sich, Sie sprechen…«
»Und ich denke, ja. Trotzdem bin ich tot.«
Nicole fühlte nach seinem Puls, doch sie konnte ihn nicht finden.
»Es stimmt«, murmelte sie betroffen. »Er ist tot.«
»Ein Zombie«, sagte Asmodis. »Ihr könnt ihn nicht mehr retten, ihn nicht mehr zum Leben erwecken.«
Zamorra nickte bitter.
Aber es gab noch etwas, das er tun konnte.
Dazu brauchte er ein wenig Zeit, sehr viel Kraft und die Energie seines Amuletts.
Und er tat, was nötig war…
***
Danke , vernahm er irgendwann die Gedankenstimme des Mannes, dessen Augen geschlossen waren und dessen Gesicht friedlich aussah, frei von jeder Angst. Ich sehe ein Licht…es ist so nah… so wunderbar … so hell …
Die Gedankenstimme wurde immer leiser und verstummte schließlich.
Giscard Bellaux hatte seinen Seelenfrieden gefunden…
Nachdem Amos herausgefunden hatte, wo sie sich befanden, rief Nicole Duval über Handy die örtliche Polizei, um die betäubten Satansanbeter festnehmen zu lassen. Gemeinsam mit Asmodis erfand sie eine halbwegs glaubwürdige Geschichte, wie sie auf die Satanisten gestoßen waren, das Unheil aber nicht mehr hatten abwenden können.
Zamorra saß abseits auf einer der Bänke. Er war erschöpft und sehr, sehr müde. Er hatte gehofft, Bellaux retten zu können, aber es war ihm nur gelungen, seiner Seele den Weg in die bessere Welt zu öffnen. Das machte ihm zu schaffen.
Dass er Calderone verletzt hatte, möglicherweise schwer, half ihn nicht. Solange der Dämon lebte, konnte er immer wieder triumphieren. Und Stygia -war es das alles wert, sie als Bündnispartnerin zu erpressen? Ein Pakt mit der Hölle zog immer einen Pferdefuß hinter sich her.
Irgendwann brachte Sid Amos sie zurück ins Dorf.
Mostache hatte noch geöffnet, und Zamorra beschloss, sich an diesem Abend tierisch zu besaufen, um die Trauer um Bellaux und die Selbstvorwürfe, zu spät gekommen zu sein, zu betäuben. Er wusste, dass Alkohol keine Probleme löst, sondern nur neue schafft, doch in dieser Nacht musste es einfach sein.
Er wollte sich nur noch fallen lassen und für ein paar Stunden einfach alles vergessen…
***
Unterdessen bauten sich in den sieben Kreisen der Hölle allmählich die Fronten auf.
Stygia wusste, dass sie vorsichtiger sein musste als je zuvor. Calderone würde ihr nicht mehr glauben, dass sie mit der Sache nichts zu tun hatte. Er konnte es nur noch nicht beweisen, und deshalb würde er wohl noch nicht riskieren, ein Tribunal einzuberufen, um sie anzuklagen und abzuurteilen.
Aber er würde von jetzt an alles tun, sie zu vernichten.
Und: er stand in der Hierarchie über ihr. Sie konnte nur wenig dagegen tun, außer zu intrigieren und sich abzusichern.
Auf der einen Seite die Erpressung durch Zamorra, auf der anderen Seite Calderone!
Ihre Chancen, zu überleben, waren nicht besonders gut…
ENDE
[1] Siehe Professor Zamorra Nr. 750 »Todesfaktor Calderone«
[2] Siehe Professor Zamorra Hardcover Nr. 5 »Merlins Mörder«
[3] Siehe Professor Zamorra Nr. 659 »Invasion!«, und folgende
[4] Begriff aus der jüdischen Mythologie: ein Geist, der in den Körper eines Menschen fährt und dessen ursprünglichen Geist verdrängt. (Diese Erklärung ist stark vereinfacht)
[5] Siehe Professor Zamorra Nr. 728 »Lichter der Verdammnis«
[6] Siehe Professor Zamorra Nr. 753 »TV-Dämonen«
[7] Siehe Professor Zamorra Nr. 250 »Der Höllensohn«, und folgende
[8] Siehe Professor Zamorra Nr. 257 »Der Teufel mit dem Lorbeerkranz«, und folgende
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