0759 - Werwolf-Wahnsinn
zurück.
Die Bestie schlug nach ihr.
Sie entkam den Pranken.
Das Tier drehte sich.
Jetzt sahen wir die breite Wunde an der rechten Seite. Leider hatte die Verletzung den Werwolf nicht von seinem Vorhaben abbringen können. Er war geschwächt, aber trotzdem noch tödlich.
Sein mächtiger Körper spannte sich, dann richtete er sich auf und stieg wie ein gewaltiges Urtier aus den Tiefen der Hölle vor der Frau in die Höhe.
Das war der Kampf zwischen David und Goliath. Nur gab Irina nicht auf. Sie hielt den Griff mit beiden Händen umklammert, um genügend Wucht in ihren Angriff legen zu können. Sie wich auch nicht aus, ihr Kampfschrei brandete durch das Gewölbe und bewies uns, daß sie jetzt alles auf eine Karte setzte.
Die Bestie fiel ihr entgegen.
Sie drosch zu.
Es war ein furchtbarer Hieb. Sicherlich hätte er der Bestie den Schädel vom Hals fegen sollen, nur traf sie nicht richtig. Statt dessen erwischte sie die linke Pranke, weil sich der Werwolf noch im Sprung gedreht hatte.
Die Klinge kam durch.
Ziemlich hoch über dem Gelenk schlug sie dem Ungeheuer die Pranke ab.
Sie klatschte zu Boden, prallte auf, zuckte noch, und aus dem Stumpf quoll abermals die dicke Flüssigkeit.
»Das ist Wahnsinn!« ächzte Wladimir Golenkow. »Das ist nicht zu fassen, verdammt!«
Der Werwolf drehte sich. Sein Maul war zum Zerreißen aufgerissen, und in mir stiegen die Hoffnungen, daß Irina es schaffte. Dennoch zerrte ich weiter an den Stricken, rieb sie sogar über das Gestein der Säule, das leider zu glatt war.
Der Kampf ging weiter, auch wenn sich die Bestie zurückgezogen und hinter einer Säule Deckung gesucht hatte. Irina war zu stürmisch gewesen, sie hatte ihn noch erwischen wollen, aber die Klinge hämmerte mit einem hellen Geräusch gegen das Gestein.
»Gleich, John… gleich habe ich es. Das kann nicht mehr lange dauern. Die Fesseln sind…«
Was Wladimir noch sagte, ging unter in einem gewaltigen Gebrüll. Das Untier hatte seinen Platz verlassen. Sein Armstumpf zuckte bei jeder Bewegung hin und her, aber mit dem rechten Arm war er ebenfalls gefährlich. Wieder schlug er nach der mutigen Frau.
Irina mußte zurück.
Der nächste Hieb.
Da rutschte die Frau aus.
Sie war dabei auf irgendeine verdammt glatte Stelle getreten. Das linke Bein schleuderte nach vorn und auch zur Seite. Sie konnte sich nicht mehr halten.
Ich fluchte, weil ich sie fallen sah und nicht eingreifen konnte. Sie landete auf dem Rücken, rollte sich sofort auf den Bauch, um sich wieder abstemmen zu können. Dabei motivierte sie sich selbst durch ihre eigenen Schreie.
Sie schnellte hoch.
Ihr Fehler, daß sie die Bestie für einen Moment aus den Augen gelassen hatte. Vielleicht hatte sie auch die Reichweite der Pranke unterschätzt, denn die erwischte sie.
Die langen Krallen fuhren über das Cape, hakten sich daran fest und zerrten die mutige Frau wieder zu Boden. Sie schrie, sie stach zu. Zuckend fuhr die Klinge immer wieder schräg in die Höhe, verletzte die Bestie an der Schulter, stoppte sie aber nicht, und plötzlich biß das sich senkende Maul zu.
Ich schloß die Augen…
Neben mir stöhnte Wladimir.
Wir hörten ein furchtbares Geräusch, dann einen leisen Schrei. Ich riß wie irre an den Stricken, schaute dann wieder hin und sah, daß Irina noch lebte.
Sie kroch über den Boden.
Verletzt und blutend, denn das zuklappende Maul hatte sie an der linken Körperseite erwischt und dort eine große Wunde gerissen. Zwar hielt Irina noch das Schwert fest, dessen Klinge sie beim Kriechen flach über den Boden schob, aber es würde ihr nicht mehr viel nützen. Sie war so angeschlagen, daß es keinen Sinn mehr hatte, wenn sie sich wehrte. Vielleicht war die Bestie gnädig und tötete sie mit einem Hieb.
Tränen der Wut und der Hilflosigkeit waren in meine Augen getreten. Ich fühlte mich so schrecklich einsam, ich konnte einfach nichts tun, aber ich gab trotzdem nicht auf.
Wieder zerrte ich an den Stricken. Ich wollte meine Hände auseinander bekommen.
Und ich kam frei.
Zuerst konnte ich es nicht glauben, weil ich einfach kein Gefühl mehr in den Händen und Armen hatte. Es gab trotzdem keinen Zweifel. Die Fesseln waren von mir gesprengt worden, denn ihre Reste lagen neben mir.
Wladimir kämpfte noch weiter. Er duckte sich, er keuchte, sein blutverschmiertes Gesicht war nur mehr eine Maske, aber er strengte sich an, und unter der Stirnhaut zeichneten sich dick die Adern ab.
Der Werwolf ließ sich Zeit. Auf uns hatte er nicht
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