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0759 - Werwolf-Wahnsinn

0759 - Werwolf-Wahnsinn

Titel: 0759 - Werwolf-Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der oberen Hälfte der Treppe entstand eine Bewegung.
    Dort kam jemand.
    Eine Gestalt erschien, ein Mann, und wir kannten ihn beide. Es war Oleg Blochin…
    ***
    Er mußte es nicht mehr ausgehalten haben. Sein Verhältnis zu dieser Bestie war mir auch jetzt noch nicht klargeworden, aber das mußte ich zurückdrängen. Wichtig war nur, wie Blochin sich verhielt.
    Ob er uns als zu tötende Feinde ansah oder nicht.
    Freundlich war er nicht gerade. In der rechten Hand hielt er die Beretta, deren Mündung schräg in die Tiefe zeigte.
    »Keiner bewegt sich!« brüllte er.
    Ob ihn auch der Werwolf verstanden hatte, wußten wir nicht. Jedenfalls blieb er stehen, schräg zur Treppe hin, damit er in verschiedene Richtungen schauen konnte.
    Blochin blieb nicht lange dort oben stehen. Mit zitternden Schritten kam er vor und tauchte ein in diesem dumpfen Geruch aus Blut, Schweiß und Tod.
    »Halt, Oleg!« rief ich.
    Er stoppte tatsächlich. »Was willst du?«
    »Du solltest dir jetzt genau überlegen, was du tust. Laß deine Gefühle aus dem Spiel. Sieh alles realistisch, dann werden wir schon zu einer Einigung kommen.«
    »Die Bestie soll euch töten!« kreischte er.
    »Warum?«
    »Weil ich damit… weil ich damit meine Frau erlösen kann. Ich will nicht, daß sie sich opfert. Ich weiß alles, ich habe es immer gewußt. Ich habe doch der Bestie die Opfer angeboten, um meine Frau von ihr wegzulocken. Ich habe allen Theater vorgespielt, keiner im Dorf wußte Bescheid, verdammt! Nur wenn ich ihr die Opfer gab, konnte ich Irina wieder zurückgewinnen und sie von dem Wahnsinn abhalten.«
    Jetzt wußten wir Bescheid. Aber es stand auch fest, daß Oleg Blochin sich verrechnet hatte.
    Bevor ich etwas sagen konnte, meldete sich Wladimir Golenkow. »Hör zu, Oleg. Ich kann nicht glauben, was du gesagt hast. Ist das wirklich dein Ernst gewesen?«
    »Ja, mein voller Ernst.«
    »Dann hast du dafür gesorgt, daß diese Familie, Eltern und Kinder, von der Bestie angefallen wurden.«
    Blochin hob die Schultern. Wahrscheinlich fühlte er sich unwohl und wollte es nicht zugeben.
    Wir hatten auch so verstanden, und Wladimir schüttelte den Kopf. Er schluchzte förmlich auf, als er sagte: »Verdammt noch mal, ich packe es nicht. Ich kann es einfach nicht begreifen. Das ist der reine Wahnsinn. So schlimm kann ein Mensch nicht sein.«
    »Ich wollte Irina zurück!«
    Den Satz hatte auch ich verstanden und brüllte ihm zu. »Irina wolltest du? Schau gegen die Säule, Blochin. Dort liegt deine Frau. Ihr geht es verdammt schlecht. Sie hat nicht aufgegeben, trotz deiner ungewöhnlichen Hilfe. Und der Werwolf hat sie auch nicht angenommen. Sein Trieb ist stärker, viel stärker, als du denkst. Er läßt sich von keinem Menschen vorschreiben, wie er zu reagieren hat!«
    Blochin konnte von seiner Position aus nichts Genaues erkennen und kam deshalb vor.
    Etwa auf der Treppenmitte blieb er stehen und drehte den Kopf nach links. Sehr weit war die Bestie nicht mehr von ihm entfernt. Sie hätte ihn mit einem Sprung erreichen können.
    Blochin sah seine Frau.
    Da wurde es still.
    Mir kam es vor, als hätte eine höhere Macht um Ruhe gebeten. Sekundenlang dauerte diese bedrückende Stille an. Sie hatte sich wie eine Mauer zwischen Leben und Tod gestellt.
    Blochin unterbrach die Ruhe. »Irina…?« flüsterte er.
    Keine Antwort.
    Er holte Luft. Dann sprach er lauter. »Irina… Irina! So melde dich doch, verdammt!«
    Irina schwieg. Nicht einmal mehr ein. Stöhnen drang über die Lippen der Schwerverletzten.
    Blochin zitterte plötzlich. Noch einmal rief er den Namen seiner Frau. Diesmal hörte sich seine Stimme an, als wollte sie ein Klagelied beginnen.
    Auch ich hatte das Gefühl, in einer Eissäule zu stehen, und Wladimir erging es nicht anders. Wir erlebten hier die irrsinnige Enttäuschung eines Menschen, dem durch die Ereignisse klargemacht worden war, daß er auf die falsche Karte gesetzt hatte. Dieser Weg war für ihn völlig falsch gewesen.
    Ich befürchtete bei ihm einen Zusammenbruch. Das konnten wir auf keinen Fall gebrauchen.
    Schließlich besaß er die mit geweihten Silberkugeln geladene Beretta, und mein Dolch befand sich ebenfalls in seinem Besitz.
    Ich mußte ihn aufbauen. »Blochin!« rief ich deshalb. »Blochin, hör mir zu!«
    Er drehte zumindest den Kopf und schaute in meine Richtung. »Ich weiß nicht, was mit deiner Frau geschehen ist, aber vor einer Minute hat Irina noch gelebt.«
    »Sie ist tot!« brüllte er.
    Echos schlugen zurück und

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