076 - Der magische Schrumpfkopf
Leiche war erfolgt.
Am Abend ließ sich Lord wieder zur Universitätsklinik fahren. Wieder wartete er voller Spannung und Angst. Die Operation dauerte lange, bis nach 23.00 Uhr.
Als der Professor Lord diesmal entgegentrat, war er völlig erschöpft, aber voller Zuversicht. Er strahlte förmlich, denn es war ihm gelungen, etwas beinahe Unmögliches zu vollbringen.
„Ihr Sohn wird leben, Herr Lord“, sagte er. „Die Operation ist sehr gut verlaufen. Stellen Sie sich vor, beim zweiten Eingriff waren einige Gehirnquetschungen und Verletzungen gar nicht mehr oder kaum noch festzustellen. Ich kann es nicht anders nennen, Herr Lord: Es ist ein Wunder.“
Lord stiegen die Tränen in die Augen. Mit bewegter Stimme dankte er dem Professor. Sehen könne Lord seinen Sohn noch nicht, sagte der Professor, doch wenn sich das Befinden des Jungen nicht akut verschlechtere, wäre das am Sonntag möglich.
Lord kehrte wieder nach Hause zurück. Dort angelangt, merkte er erst, wie hungrig er war. Der Fabrikant fiel über den wohlgefüllten Kühlschrank her und verzehrte heiße Würstchen, westfälischen Schinken und als Abschluß eine Dose Schaschlik.
Danach ging Lord zu Bett, satt und fast zufrieden. An den Schrumpfkopf, der wieder in seinem Safe lag, dachte er nur flüchtig.
Lange währte Lords Schlaf nicht. Wieder plagten ihn Alpträume, spürte er die Beklemmung in der Brust, Todesangst und bis in die Fingerspitzen des linken Arms ausstrahlende Schmerzen. Und dann erschienen ihm der bucklige Antiquitätenhändler und der Schrumpf kopf.
„Zahle“, rief der Antiquitätenhändler. „Zahle, eher wirst du deine Schmerzen nicht los.“
Der Schrumpfkopf kicherte teuflisch.
„Du Narr!“ sagte er immer wieder. „Du verstrickst dich immer mehr in meine Netze, du Narr, was du auch tust.“
Lord schreckte aus dem Schlaf hoch, erwachte. Die Steigerung des Alptraums vom Vortag blieb diesmal aus. Doch die Schmerzen kehrten periodisch wieder, wurden immer schlimmer.
Obwohl Lord völlig erschöpft war, fand er keine Ruhe in dieser Nacht.
Am Morgen stand er schon früh auf, bleich und übernächtig. An diesem Tag sollte die Beerdigung stattfinden.
Auch in der Nacht nach der Beerdigung kehrten die Alpträume und die Schmerzen wieder. Als Lord sich am Sonntagmorgen erhob, war sein Entschluß gefaßt. Er ließ sich von Zischka fahren, denn er fühlte sich so elend, daß er sich nicht selbst ans Steuer setzen mochte.
Zischka erschrak, als er den Fabrikanten sah.
„Mein Gott, Herr Lord, wie sehen Sie denn aus?“
Lord winkte ab.
In der Stadt angelangt, gab er dem Fahrer die Adresse an, die sich in sein Gehirn eingebrannt hatte wie keine zweite. Die Adresse des Antiquitätenhändlers Francisco Cazador.
Es war zwar Sonntag, doch auf der Klingelleiste im Hinterhof fand Lord den Namen Cazador. Er stieg hinauf bis in den vierten Stock, wo Cazador wohnte. Es war eine hübsche Tortur, und Lords Herz klopfte wie ein Schmiedehammer.
Die Aufregungen, die schlaflosen Nächte machten sich bemerkbar. Lord verschnaufte erst eine Weile auf dem Treppenabsatz. Dann klingelte er bei dem Antiquitätenhändler.
Nach einer Weile öffnete der Bucklige. Er war nicht im mindesten überrascht, den Fabrikanten zu sehen.
„Sie wollen mir sicher das restliche Geld bringen“, sagte er händereibend. „Kommen Sie herein, Herr … Lord war der Name doch, ja? Sie riefen mich vor vier Tagen an. Araquui hat Ihnen also geholfen, und Sie wollen jetzt den vereinbarten Preis zahlen. Es bleibt Ihnen auch nichts anderes übrig, denn Araquui hat so seine Art, die Leute willfährig zu machen.“
„Halten Sie den Mund, ja!“ sagte Lord. „Sonst vergesse ich mich. Ich schreibe den Scheck aus, dann haben Sie mich zum letztenmal gesehen.“
Cazador wiegte den Kopf, schaute drein, als zweifle er daran. Er sagte nichts mehr, konnte sich aber das Händereiben nicht verkneifen.
Lord trat in die Diele, die mit antiken und primitiven Waffen geschmückt war, alles ausgewählte Kostbarkeiten. Eine Zimmertür stand offen. In dem Zimmer konnte Lord wiederum Antiquitäten und Sammlerstücke sehen, die ihn unter anderen Umständen sehr interessiert hätten.
Auch jetzt stellte Lord fest, daß alle erlesene, außerordentlich kostbare Stücke waren. Er fragte sich, weshalb ein Mann, der über solche Werte verfügte, sich in einem so heruntergekommenen Mietshaus verkroch.
Der Fabrikant schrieb den Scheck aus, legte ihn auf die Kommode.
„Da liegt Ihr
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