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0760 - Die Geisterfee

0760 - Die Geisterfee

Titel: 0760 - Die Geisterfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Decke. Er hatte den Block, die Stifte und auch den Recorder aus einer Tasche geholt. Schließlich war er gekommen, um ein Interview zu führen.
    »Dein erster Eindruck, John?«
    »Das wollte ich dich gerade fragen.«
    »Ja, aber ich war schneller.«
    »Mal abwarten. Die Dame schien mir allerdings etwas nervig zu sein. Oder nicht?«
    »Ja, den Eindruck hatte ich auch. Ängstlich sogar, um dann beruhigt zu sein, als sie hörte, wer wir sind. Wir werden sehen, wie sich die Dinge noch entwickeln werden, aber es kommt noch etwas hinzu, John. Du darfst nicht vergessen, daß man sie auch als eine Aussteigerin aus dem Dunstkreis des Teufels bezeichnen kann. Das bleibt ja irgendwo in den Knochen hängen. Ich bin gespannt, welches Vorleben sie geführt hat und wie sie überhaupt zu dem Begriff Hexe steht.«
    Darüber hatte ich mir keine Gedanken gemacht. Mir ging es um andere Dinge, denn immer wieder drehte ich den Kopf, um in eine bestimmte Richtung zu schauen.
    Das offene Fenster des Nachbarhauses zog mich magisch an. Ich überlegte dabei, ob ich es schaffte, eine logische Verbindung zwischen der Tat und der Anwesenheit der Hexe zu ziehen. So sehr ich auch grübelte, es wollte mir nicht in den Sinn. So mußte ich vorerst weiterhin an einen Zufall glauben.
    Alexa Santos kehrte zurück. Auf einem weißen Tablett standen bunte Saftgläser. Der vitaminreiche Drink befand sich in einer Glaskaraffe.
    »Darf ich einschenken?« fragte sie.
    »Gern«, sagte Bill lächelnd.
    Ich enthielt mich der Stimme. Alexa stand im Gegenlicht. Die Sonne berührte ihr Kleid und schien hindurch, so daß ich erkennen konnte, wie wenig sie unter der Seide trug. Nur einen schmalen, hauchdünnen Slip. Ihre Brustwarzen malten sich wie kleine, dunkle Kirschen ab.
    Wir nahmen Platz, und es war Alexa, die ihr Glas hochnahm und uns zuprostete. Diesmal sah sie locker aus, als wäre ihr eine Last vom Herzen gefallen.
    Der Saft war gut gekühlt, eine wahre Wohltat für unsere Kehlen. Bill Conolly erklärte ihr, wie er sich das Interview vorgestellt hatte. Er wollte nicht direkt mit irgendwelchen Fragen beginnen, sondern das Band noch nicht einschalten und zunächst ein Vorgespräch in Form einer lockeren Unterhaltung führen. »Sind Sie damit einverstanden, Miß Santos?«
    »Sehr sogar, aber sagen Sie Alexa. Ich wußte bis heute nicht, daß Reporter so rücksichtsvoll sind.«
    »Sein können«, korrigierte Bill. »Nicht alle bewegen sich auf meiner Wellenlänge. Es gibt auch Kollegen, die darunter laufen, aber diese Sensationsmache lehne ich ab.«
    Um es noch überzeugender wirken zu lassen, nickte ich. Ich war froh über diese positive Atmosphäre und überließ Bill das Feld, ohne mich allerdings in meiner Wachsamkeit einschläfern zu lassen.
    Bill wollte zuerst einiges über Hexen wissen und tat dabei völlig unwissend, was ihm ausgezeichnet gelang.
    Wir erfuhren beide etwas über Schwarze Messen, an denen Alexa teilgenommen hatte. Sie war sogar international bekannt und tätig gewesen, denn diese schrecklichen Feiern hatte es in vielen Städten Europas gegeben.
    Später hatte sie dann eingesehen, daß es der falsche Weg war und sich aus dem Kreis gelöst.
    »Hat man das hingenommen?« fragte Bill.
    »Ja und nein.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Meine Hexenschwestern hatten wohl nichts dagegen, anders verhielt es sich mit unserem Herrn und Meister.«
    »Dem Teufel?«
    »Richtig.«
    »Dann hatten Sie Kontakt, Alexa?«
    Zum erstenmal seit Beginn des Gesprächs verlor sie etwas von ihrer Sicherheit. Sie bewegte nervös ihre Hände, rieb die Flächen gegeneinander, schluckte auch den Speichel hinab und schaute sich unruhig um, als suchte sie nach irgendwelchen Feinden. »Ja, Bill, ich hatte Kontakt.«
    »Wie? Sagen Sie nur nicht, daß Sie den Teufel gesehen haben! Daß er Ihnen als bockfüßiger Gehörnter erschienen ist? Das kann ich meinen Leserinnen schwer verkaufen und…«
    »So war es auch nicht.« Sie trank einen Schluck Saft, räusperte sich und sprach weiter. »Der Teufel hat sich uns nicht als Gestalt gezeigt. Nicht als Satan, nicht als Monster, nicht so, wie ihn die Menschen immer dargestellt haben. Er war anders, ganz anders. Er war für uns ein Geist. Wir spürten, daß er sich in unserer Mitte befand, denn wir merkten allesamt den kalten und gleichzeitig auch warmen Hauch, der über unsere Gesichter und Körper streifte.« Sie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. »Das war nicht gemacht, Bill, das war kein Trick, um irgendwelche Teenager

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