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0761 - Der Angst-Atmer

0761 - Der Angst-Atmer

Titel: 0761 - Der Angst-Atmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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die Kneipe schwungvoll wie ein Showstar die Bühne, klopfte Mostache im Vorbeigehen mit dem handlosen Unterarm jovial auf die Schulter, und schon saß er am Montagne-Tisch.
    »Ist ja nicht zu fassen«, brummte Mostache. »Ist also wirklich was dran an der alten Redensart…« Es lag zwar schon ein paar Stunden zurück, dass im Gespräch mit Zamorra der Name des Ex-Teufels gefallen war, aber dass ihm Asmodis gerade an diesem Tag noch seine Aufwartung machte, war schon sehr verdächtig.
    Sid Amos, wie sich der Erzdämon bevorzugt nannte, winkte ab. »Mitnichten! Ich müsste mich ja zerreißen, wenn ich überall dort auftauchen wollte, wo die Rede von mir ist. Auch mir sind Grenzen gesetzt, mein Guter.«
    Aber offenbar wusste er, dass heute hier von ihm gesprochen worden war. Und das allein fand Mostache schon unheimlich.
    Was aber nicht hieß, dass ihn die Gegenwart des Teufels außer Dienst einschüchterte - keineswegs.
    »Was willst du?«, fragte er in dem unwirschen Ton, der unwillkommenen Gästen Vorbehalten blieb.
    »Das Übliche«, erwiderte Sid Amos. Wer ihn nicht kannte, hätte ihn für einen seriösen Geschäftsmann gehalten -gepflegte Erscheinung, teurer Anzug, gewinnendes Lächeln. An einen Teufel erinnerte nur das neckische Spitzbärtchen.
    »Einen Cognac also.«
    »Zwei«, rief Amos, als Mostache sich schon zur Theke umwenden wollte. »Du trinkst doch ein Schlückchen mit mir, oder?«
    »Hast du auch vor zu bezahlen?«, wollte Mostache wissen.
    »Aber nein! Zamorra lädt uns ein.«
    »Zamorra zahlt deine Zeche schon lange nicht mehr.«
    »Und? Ist das meine Schuld?«, tat Amos erstaunt.
    »Umsonst gibt’s bei mir nichts«, erklärte Mostache. »Lass erst mal sehen, ob du Geld hast.«
    »Nichts leichter als das.« Asmodis grinste, langte in die Innentasche seines Jacketts und holte ein Bündel druckfrischer Geldscheine heraus.
    Mostache seufzte. Dieser Halunke konnte ihm mit seiner Magie doch jederzeit ein X für ein U vormachen - oder eben Geld zeigen, welches das Papier nicht wert war, auf das es nicht einmal wirklich gedruckt war…
    Er wusste selbst nicht genau, weshalb er Amos nicht einfach auf dem Trockenen sitzen ließ. Mochte der Teufel wissen, was der Schurke mit ihm anstellte, um ihn immer wieder herumzukriegen.
    Mostache grinste bei diesem wortspielerischen Gedanken, drehte sich um und ging mit müden Schritten zum Tresen. Tage wie heute, an denen es kaum etwas zu tun gab, schlauchten ihn seltsamerweise mehr als solche, an denen Hochbetrieb herrschte.
    Hätte Mostache noch irgendetwas zu Asmodis gesagt, nur ein paar Sekunden gezögert, dann hätte er auf dem Gesicht des Ex-Teufels einen Ausdruck entdeckt, wie er ihn dort noch nie gesehen hatte.
    Erschrecken!
    Und dann…
    Aber all das bekam Mostache nicht mit. Als er sich mit zwei Cognacschwenkern und einer Flasche umwandte, um zum Montagne-Tisch zurückzukehren, sah er - nichts mehr.
    Niemanden.
    Sid Amos war spurlos verschwunden!
    »Da brat mir doch einer ‘nen Ziegenbock!«, entfuhr es dem Wirt, und er ließ ums Haar Gläser und Flasche fallen.
    Schnüffelnd sog er die Luft ein. Nein, es roch nicht einmal ansatzweise nach Schwefel, wie es für gewöhnlich der Fall war, wenn Amos auf die ihm eigene Weise »verduftete«.
    Kopfschüttelnd nahm Mostache am Tisch Platz, schenkte sich einen Schluck ein und trank.
    »Vielleicht hab ich mich ja geirrt«, murmelte er im Selbstgespräch. »Oder ich hab mir insgeheim gewünscht, dass doch wenigstens der Teufel zu mir kommen möge, wenn schon niemand sonst.«
    Er schenkte sich nach, trank wieder und beschloss, diese sonderbare Episode als abgeschlossen zu betrachten.
    Für Asmodis jedoch nahm sie gerade erst ihren Anfang…
    ***
    »Jemine!«, rief Cove atemlos aus. »Noch einer! Und… Ach du liebe Güte, das ist ja Dougal!«
    Der riesenhafte Hausdiener kauerte fast im niedrigen Türrahmen und schaute an Zamorra vorbei ins Zimmer.
    »Dougal?« fragte Zamorra.
    »Unser Faktotum«, sagte Cove mit zittriger Stimme, die durch seine Körpergröße fast komisch wirkte. »Was hatte er hier nur zu suchen?«
    Zamorra zuckte die Achseln. »Vielleicht hat er ein Nickerchen gemacht.« Er wandte sich zu Cove um, dessen Züge entgleist waren und alle Gleichgültigkeit verloren hatten, die er zuvor zur Schau trug. »Verständigen Sie einen Arzt, Cove. Schnell!«
    »Ja. Ja, natürlich.« Ungelenk machte der Butler kehrt, richtete sich auf und stakste davon.
    Selbst über die Distanz von vier oder fünf Schritten konnte

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