Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0761 - Der Angst-Atmer

0761 - Der Angst-Atmer

Titel: 0761 - Der Angst-Atmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
Vom Netzwerk:
Bemerkung erlauben.« Zamorra hatte entschieden, den kauzigen und klischeehaft typischen Professor zu geben.
    »Ich bin in der Tat Amerikaner«, antwortete Horace Bartleby. »Meine Mutter, Friede ihrer Asche, war eine Cardigan und zog noch vor meiner Geburt mit meinem Vater in die Vereinigten Staaten. Wie sich kürzlich herausstellte, bin ich der letzte direkte Nachkomme der Familie. Was mir zu diesem Erbe verhall« Er machte eine etwas unbeholfene Geste, die ganz Cardigan Hall umschließen sollte.
    Zamorra nickte bedächtig. Die Ähnlichkeit Bartlebys mit einigen der Gesichter auf den Porträts draußen an den Wänden des Korridors war in der Tat verblüffend.
    »Dann hatten Sie also die Idee, ein Spukhotel aus diesem Anwesen zu machen?«, führte Zamorra den Smalltalk fort.
    Bartleby hob die Schultern. »Ein-Versuch, wenigstens so viel Geld mit dem alten Kasten zu verdienen, damit ich die dafür fälligen Steuern bezahlen kann. Reich waren die Cardigans nämlich schon lange nicht mehr.«
    »Und der Spuk?«, bohrte Zamorra nach. »Ist er denn nun echt oder…?«
    »Das werden Sie vielleicht am eigenen Leibe erfahren, mein lieber Professor.« Bartlebys Grinsen wollte Zamorra nicht gefallen, schon gar nicht in der Gegenwart eines Toten.
    »So wie Mister Dougal es erfahren hat? Er macht mir nämlich den Eindruck, als habe er in seinen letzten Augenblicken etwas ganz und gar Schreckliches gesehen«, meinte Zamorra.
    »Tja, der gute alte Dougal«, sagte Bartleby mit einem Blick auf den Leichnam. »Hätte er sich nicht während der Arbeitszeit ein Nickerchen gegönnt, würde er vielleicht noch leben.«
    Dieser Zynismus gefiel Zamorra noch weniger als das Grinsen eben. Er war schon drauf und dran, eine entsprechende Bemerkung zu machen, als an der Tür eine Stimme laut wurde.
    »Nummer drei also. Und genau wie die anderen offenbar im Schlaf verstorben.«
    Zamorra wandte den Blick zur Tür. Ein weißhaariger Mann um die 70 Jahre alt mit Trenchcoat und Arzttasche trat ein und reichte Horace Bartleby die Hand.
    »Guten Tag, Sir«, sagte der Arzt. Der Kürze der Zeit nach zu schließen, in der er nach Cardigan Hall gekommen war, war er vermutlich im nahen Dorf zu Hause. »Wir werden ja langsam zu alten Bekannten.«
    »Doktor McFinnes«, begrüßte Bartleby den Arzt mit einem knappen Nicken und stellte auch Zamorra vor.
    »Professor, ja? Der Medizin?«, wollte McFinnes wissen.
    »Nein, nein«, entgegnete Zamorra, und anstatt seine Profession zu verraten, fragte er: »Wie die anderen im Schlaf verstorben, sagten Sie?«
    »Woher wissen Sie…?«, unterbrach Bartleby.
    Zamorra ließ ihn nicht ausreden. »Ihr Hausdiener, Mister Cove, sagte: ›Noch einer!‹, als wir den Toten fanden. Daraus schloss ich, dass es sich nicht um den ersten Todesfall in der jüngsten Zeit handelt.«
    McFinnes trat ans Bett, öffnete seine Tasche und begann, darin herumzukramen.
    »Ja, die beiden anderen starben ebenfalls im Schlaf«, wiederholte er, den kurzen Dialog zwischen Zamorra und Bartleby ignorierend. »Und an extremem Stress. Todesangst. Bei der Autopsie wurden in beiden Fällen immense Rückstände entsprechender Hormone gefunden.«
    »Haben Sie die Autopsien selbst vorgenommen?«, fragte Zamorra.
    Plötzlich kam ihm der Gedanke, dass es ebenso interessant wie wichtig sein könnte, einen Blick auf die anderen beiden Toten zu werfen - mit Merlins Stern.
    Aber diese Gelegenheit würde sich ihm wohl kaum bieten. Sicher waren Marissa Edgecomb und Jan van Voss bereits begraben worden und das bestimmt nicht hier in der Nähe. Schließlich waren sie als Touristen hier gewesen.
    »Nein, dazu hat man sie extra hinauf nach Inverness geschafft«, antwortete Dr. McFinnes. »Aber ich habe mir die Obduktionsberichte schicken lassen.«
    »Mich hat das natürlich auch interessiert«, ließ sich Bartleby vernehmen.
    Zamorra nickte, ohne etwas zu sagen. Natürlich hatte Bartleby das interessiert. Jetzt, da er den Hotelbesitzer ein bisschen näher kennen gelernt hatte, konnte Zamorra sich nur zu gut vorstellen, dass Bartleby die Nachricht über die beiden Todesfälle in die Presse lanciert hatte, um auf sein Etablissement aufmerksam zu machen.
    »Im Schlaf gestorben«, sagte Zamorra noch einmal, »vor Todesangst. Das würde ja bedeuten, dass…«
    McFinnes, der mit der Untersuchung des toten Dougal befasst war, nickte beiläufig. »Genau das.«
    »… dass sie an Albträumen gestorben sind«, brachte Zamorra seinen Satz zu Ende.
    Der Arzt nickte abermals und

Weitere Kostenlose Bücher