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0761 - Der Angst-Atmer

0761 - Der Angst-Atmer

Titel: 0761 - Der Angst-Atmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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Blick suchte verzweifelt nach einer Chance, einem Ausweg aus dieser Situation. Van Voss wollte fort von diesem Ort, der für ihn entsetzlicher war als alles, was er sich vorstellen konnte. In seinen allerschlimmsten Albträumen hatte er noch nichts Schrecklicheres gesehen. Es war, als sei er in seiner ganz persönlichen Hölle gelandet.
    Da, am Rande seines Blickfelds - eine Bewegung! Ganz kurz nur, unbedeutend an sich. Als hätte einer der Vögel, deren Art van Voss nicht einmal erkannte, sein Gefieder gesträubt. Der Niederländer erschrak so heftig, dass er einen schmerzhaften Stich in der Brust verspürte.
    Dann herrschte wieder Reglosigkeit ringsum.
    Aber nur für eine halbe Sekunde, denn diese eine leise Bewegung setzte sich fort - von Baum zu Baum, von Vogel zu Vogel.
    Im nächsten Augenblick war sie überall. Überall regten und rührten sich die Tiere, plusterten ihr Gefieder auf, schüttelten sich wie nach einem Bad.
    Aufgrund der Menge der-Vögel klang dieses Geräusch in van Voss’ Ohren nach den Vorboten eines Gewitters - und für sein Unterbewusstsein zugleich wie ein Startschuss.
    Er machte einen ersten Schritt, unsicher noch, mit zitternden Knien, drohte zu stürzen, als sei sein Körper plötzlich tonnenschwer und das Gewicht zu groß für seine Beine.
    Der zweite Schritt fiel ihm schon leichter. Der dritte tat sich wie von selbst. Und mit dem vierten begann er genau in dem Moment zu rennen, da er irgendwo - aber auf jeden Fall nicht weit genug hinter sich - den ersten Flügelschlag hörte!
    Für Jan van Voss klang der an sich doch kaum vernehmbare Laut wie das Krachen einer Pistole.
    Und für die anderen-Vögel war er das Zeichen zum Aufbruch.
    Gleichzeitig erhoben sie sich von den Ästen, kamen einander dabei zum Teil mit den Flügeln ins Gehege. Im Nu verdunkelte eine schwarze, wie kochend wirkende Masse den bleigrauen Himmel.
    Über van Voss senkte sich eine Nacht, wie er sie noch nie erlebt hatte.
    Und die er nicht zu überleben erwartete…
    ***
    Jan van Voss’ Puls raste. Der Geschmack der Angst füllte seinen Mund, ließ ihn husten, würgen. Beißende Galle stieg ihm in der Speiseröhre hoch.
    Er rannte, ohne zu wissen wohin. Er hatte kein Ziel, es gab nichts, was ihm Sicherheit oder auch nur Zuflucht vor der Unmenge von-Vögeln versprach. Dennoch hielt er nicht inne, sondern setzte rasend schnell einen Fuß vor den anderen. Hartnäckig ignorierte das innere Stimmchen, das ihm einflüstern wollte, dass er ebenso gut einfach stehen bleiben könnte, weil das Ergebnis doch gleich bleiben würde.
    Er konnte den Vögeln nicht entkommen. Unmöglich.
    Und dann hatten die ersten ihn auch schon erreicht und ließen sich auf ihn niederfallen.
    Er spürte ihre Schnäbel und Krallen in seinem Haar, spürte, wie sie ihm über Kopfhaut und Nacken kratzten. Im Laufen schlug er nach ihnen, verscheuchte sie. Doch für jeden, den er vertrieb, kamen in der nächsten Sekunde mindestens zwei weitere.
    Bald wurde sein Lauf noch zielloser, weil er jetzt nicht einmal mehr sah, wohin er rannte, während er fortwährend mit den Armen um sich drosch. Wie ein Betrunkener torkelte er durch den laublosen Wald, der schier zu vibrieren schien unter der Bewegung unzähliger Flügel.
    Fast wunderte sich van Voss, dass er noch auf den Beinen war. Eigentlich müsste ihn diese Unmenge von Vögeln doch schon längst unter sich begraben haben, allein ihrer Masse wegen. Aber vielleicht lag ja gerade darin sein Vorteil - womöglich behinderten sie sich in ihrer Unzahl gegenseitig zu sehr, sodass nicht alle gleichzeitig zum Zuge kommen konnten.
    Da sah van Voss das Haus.
    Vor ihm stand es zwischen den jetzt wirklich kahlen Bäumen, wie am Ende eines Tunnels, den die Vögel freiließen. Van Voss hätte geschworen, dass es vorhin, als er sich umgesehen hatte, noch nicht da gewesen war. Doch die ganze Situation war so surreal, dass er auch dies hinnahm, ohne sich wirklich darüber zu wundem. Vielleicht akzeptierte er es auch deshalb, weil genau in diesem Augenblick hinter einem der Fenster ein Licht aufflammte, um nach einer Sekunde jedoch wieder zu verlöschen.
    Für van Voss sah es aus, als hätte sich ein leuchtendes Auge einen Moment lang geöffnet und dann wieder geschlossen, gerade so, als wolle sich sein Besitzer vergewissern, dass er auch wirklich kam.
    Van Voss schaffte, was er für unmöglich gehalten hatte: Er beschleunigte. Seine Füße schienen den Boden kaum noch zu berühren. Fast meinte er, fliegen zu können - und das

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