0763 - Sarkanas Rache
unterwegs, um irgendwas zu erledigen.
Zamorra dachte an die ersten Jahre, in denen es im Château noch mehr Personal gegeben hatte als einen Butler und eine Köchin, die einmal täglich aus dem Dorf heraufkam. Aber teilweise war den Leuten Zamorras Tätigkeit suspekt gewesen, ganz abgesehen von den seltsamen unerklärlichen Vorfällen, die stattfanden, ehe das Château durch ein weißmagisches Kraftfeld geschützt wurde. Zum anderen hatte Zamorra aus Kostengründen frei werdende Stellen nicht wieder besetzt. Er besaß keinen Goldesel. Die Verpachtung der Weinberge brachte zwar einiges an Geld, auch seine Fachartikel und Bücher, aber seine Reisen kosteten auch eine Menge. Erst viel später waren sie teilweise vom heute nicht mehr existierenden Möbius-Konzern oder Tendyke Industries mitfinanziert worden. Und erst als die Regenbogen entdeckt wurden, wurden Fernreisen zumindest auf bestimmten Strecken endlich wirklich billig.
Nicole schenkte ein, schlug die langen Beine übereinander und wartete ab.
Ted stürzte fast den halben Glasinhalt in einem Zug herunter.
»Mann, die muss aber eine gewaltige Laus über die Leber gelaufen sein«, kommentierte Nicole.
»Carlotta ist verschwunden«, sagte Ted. »Die Ewigen haben sie entführt!«
»Wie bitte?«, entfuhr es Zamorra. Er stellte das Kristallglas, aus dem er selbst gerade hatte trinken wollen, wieder auf dem Tisch zwischen ihnen ab.
»Sie ist weg«, sagte Ted rau.
»Was ist passiert? Bist du deshalb so schnell heimgekehrt, ehe wir mit allem fertig waren? Hast du etwa eine Nachricht erhalten?«
»Nachricht?« Ted lachte bitter auf. »Ja, ich habe eine Nachricht erhalten. Hinterher. Verdammt!«
»Komm, erzähl«, verlangte Zamorra. »Und lass dir nicht jede Einzelheit aus der Nase ziehen, Mann!«
Der blonde Hüne, der aussah wie ein Wikinger auf Raubzug, kippte den Whiskyrest und lehnte sich wieder zurück. Zamorra beobachtete ihn aufmerksam.
Ted war Reporter und hatte in jungen Jahren bereits ein Vermögen erwirtschaftet. Längst brauchte er nicht mehr in seinem Beruf zu arbeiten und tat das nur noch, wenn bestimmte Dinge ihn ganz besonders interessierten. Alles andere überließ er dem »Nachwuchs«.
Aber er war mehr als nur ein Reporter. In ihm floss, über Generationen weitergegeben, das Blut des Zeus, der sich einst auf dem Olymp von den Griechen als Gott hatte verehren lassen, bis es ihm zu viel wurde und er mit den Seinen die Erde wieder verließ. Zeus war damals der ERHABENE der DYNASTIE DER EWIGEN gewesen.
Und er hatte seinen Machtkristall, einen Dhyarra 13. Ordnung, an Ted vererbt. So war auch Ted vorübergehend ERHABENER geworden, legitimiert durch den blau funkelnden Sternenstein mit seiner ungeheuren magischen Kraft.
Längst schon war er es nicht mehr.
Aber er wurde immer noch stets wieder aktiv, wenn es einen Grund dafür gab, oder wenn er seinen Freunden mit seinem Wissen oder technischen Hilfsmitteln unter die Arme greifen konnte Aber in der letzten Zeit, den letzten zwei, vielleicht drei Jahren, gab es zunehmend Probleme. Teds Freundin Carlotta stellte sich quer. Sie verlangte, dass Ted keine riskanten Abenteuer mehr auf sich nahm. Sie bedrängte ihn, zu Hause zu bleiben, bei ihr in der Villa im Norden von Rom.
Andererseits hatte sie dann einige Male - nachdem sie begriffen hatte, dass sie ihn nicht festhalten konnte -selbst an diesen Einsätzen teilgenommen. Und das in geradezu selbstmörderischer Form, gerade so als suche sie den Tod.
Niemand verstand ihr Verhalten, am wenigsten Ted Ewigk selbst, der sie doch am besten kannte.
»Als ich mit euch dieses unterirdische Geheimlabor aufsuchte«, sagte Ted leise, »war sie bei meiner Abreise nicht im Haus. Als ich zurückkehrte, auch nicht. Dafür fand ich eine Nachricht. Ausgerechnet in der Küche Hier.«
Er griff in die Hemdtasche und zupfte einen mehrfach gefalteten Bogen Papier heraus. Während er den Zamorra gab, griff er mit der anderen Hand nach der Flasche, um sein Glas wieder zu füllen. Nicole furchte die Stirn.
Zamorra faltete das Papier auseinander. Es enthielt eine handschriftliche Botschaft, die ihn innerlich erschauern ließ.
Ted, ich verschwinde aus deinem Leben.
Bitte suche nicht nach mir. Ich möchte nicht gefunden werden!
Nicht von dir ; nicht von anderen. Erfülle mir diese letzte Bitte.
Es war gut, solange es eben ging. Es war eine wunderschöne Zeit mit dir. Aber jetzt ist es vorbei.
Leb wohl Carl öl ta
***
»Ziemlich fahrig geschrieben, als stände sie unter
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