0763 - Sarkanas Rache
Zeitdruck oder unter Zwang«, sagte Ted. »Das ist Carlottas Handschrift, aber nicht in ihrer normalen Form. Die kenne ich nur zu gut nach all den Jahren.«
»Daraus schließt du also, dass sie von den Ewigen entführt wurde? Ein ziemlich dürftiger Schluss, mein Freund.« Zamorra reichte das Papier an Nicole weiter. Die griff mit der einen Hand danach und mit der anderen fischte sie Ted die Whiskyflasche vor den Fingern weg, die er gerade an sich bringen wollte.
»Du siehst aus, als hättest du in den letzten zwei Tagen schon genug getankt«, sagte sie rigoros. »Und diese Marke ist zu gut und zu teuer, um sie einfach wie billigen Fusel zu kippen.«
Ted runzelte die Stirn.
»Hältst du mich für einen Säufer?« knurrte er.
»Ich halte dich für jemanden, der momentan nicht ganz fit ist«, erwiderte sie. »Und der uns durch seine Unkonzentriertheit vor ein paar Tagen in Gefahr brachte.«
Ted erhob sich. »Was willst du damit sagen? Willst du mir Vorwürfe machen? Ich dachte, wir wären Freunde. Ich bin hergekommen, weil ich dachte, ihr könntet mir helfen.«
»Wir können dir nicht helfen, indem wir dich mit Alkohol abfüllen«, mischte Zamorra sich ein. »Du solltest selbst wissen, was…«
»Natürlich weiß ich das selbst!«, unterbrach der Reporter ihn. Er deutete auf das Papier. »Verdammt, Zamorra, ich liebe die Frau. Wie würdest du reagieren, wenn jemand Nicole entführte?«
»Ich würde mir den Entführer schnappen, statt mich zu betrinken«, erwiderte der Dämonenjäger ruhig. »Aber ich würde mir auch überlegen, ob es wirklich eine Entführung ist.«
»Was soll es denn sonst sein? Carlotta liebt mich so, wie ich sie liebe. Sie hat keinen Grund, mich zu verlassen.«
»Wirklich nicht?«, fragte Nicole.
Ted fuhr zu ihr herum. »Was soll das?«, fauchte er sie an. »Was unterstellst du mir?«
»Jetzt bleib erst mal auf dem Teppich, Mann!« Zamorra erhob sich ebenfalls und drängte Ted auf seinen Sessel zurück. »Hock dich erst mal hin, Alter, ich rede nicht gern mit Leuten, die vor mir aufragen wie der Eiffelturm.« Er ließ sich selbst wieder zurückfallen.
»Wir wissen beide, wie sehr du Carlotta liebst«, fuhr er fort. »Reg dich also nicht künstlich auf. Aber ihr Verschwinden muss doch nicht wirklich eine Entführung sein.«
»Was sonst?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Zamorra. »Aber ich weiß, wie oft sie dir in den letzten beiden Jahren gesagt hat, sie wolle nicht, dass du dich in Risikoeinsätze begibst. Und einige Male war sie dann selbst an vorderster Front mit dabei, wie eine Selbstmörderin.«
»Carlotta ist keine Selbstmörderin!«, protestierte Ted laut. »Sie liebte das Leben.«
Er nahm Zamorras Whiskyglas und leerte es mit einem Zug. »Sie liebte mich. Und jetzt ist sie fort. Einfach so, mit diesem Zettel als Hinterlassenschaft. Verdammt !«
Zamorra deutete auf das leere Glas »Wenn du das noch einmal machst, fliegst du raus«, warnte er. »Du brauchst Hilfe, aber keinen Alkohol. Der hilft dir nicht.«
Er entsann sich der vergangenen Nacht. Alkohol als Vehikel für die Flucht aus der Realität. Ausflippen Einfach nur leben, einfach nur da sein, einfach nur irgendwas tun, um die Erinnerungen zu blockieren.
Aber Ted hatte noch gar nicht mitbekommen, was nach seiner Abreise passiert war!
»Du bist nicht der Einzige, der ein Problem hat«, sagte Zamorra. »Sperr die Lauscher auf, alter Freund.« Und er erzählte von dem Sabotageanschlag, von der mörderischen Aktion eines Attentäters, genauer gesagt einer Attentäterin.
»Eine Ewige«, sagte Ted düster. »Natürlich. Sie wollen uns fertig machen, Zamorra, begreifst du das nicht? Sie wollen mich kaltstellen, damit ich euch nicht helfen kann und im entscheidenden Moment versage. Deshalb haben sie Carlotta entführt.«
»Du spinnst«, sagte Nicole.
»Es ist doch nicht der erste Versuch«, erwiderte Ted mit rauer Stimme. »Und…«
»Was, und?«
Der Reporter schüttelte den Kopf.
Er hatte in den knapp 5 Jahrzehnten seines Lebens nichts ausgelassen. Mit der Ausnahme zweier Phasen - solange er mit Carlotta zusammen war, und viele Jahre vorher mit Eva Groote. Die hatte er auch geliebt, so sehr, dass er sie hatte heiraten wollen, um mit ihr zusammen alt zu werden.
Aber ein Dämon hatte sie ihm genommen. Hatte sie vor seinen Augen getötet.
Danach hatte er den Dämon gejagt und getötet. [4]
»Ich liebe sie, und ich werde sie finden«, sagte er.
»Sie schreibt, sie möchte nicht gefunden werden«, sagte
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