0763 - Sarkanas Rache
Problem.
Er war als Einziger in dem Durcheinander entkommen, das Zamorra und seine Begleiter entfesselt hatten. Wären sie nicht aufgetaucht, hätte es nicht einen einzigen Überlebenden der Runde gegeben. Aber so hatte der Spanier seine Chance nutzen können.
Und das war nicht gut.
Denn Jaime war nun der Einzige, der wusste, dass nicht alle der versammelten Clansoberhäupter von den Dämonenjägern ermordet worden waren, sondern dass auch Sarkana mit tödlicher Präzision aufgeräumt hatte.
Gut war nur, dass Jaime ein Feigling war, der sich versteckte und nicht wagte, Kontakt mit anderen Vampiren aufzunehmen, nicht einmal mehr mit denen seiner eigenen Sippe. Denn er musste damit rechnen, dass Sarkana auftauchte und ihn, den einzigen Zeugen, beseitigte, sobald er sich wieder in der Öffentlichkeit zeigte.
Sarkana musste ihn töten.
Es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass kein Vampir einen anderen Vampir tötete, außer in Notwehr. Aber Notwehr war es in diesem Fall absolut nicht gewesen. Sarkana hatte die anderen Vampirfürsten hinrichten wollen, weil sie sich gegen ihn stellten und Tan Morano auf ihren Schild heben wollten. Das war etwas, das er auf keinen Fall dulden konnte.
Deshalb hatte der alte Vampirdämon gegen das Gesetz verstoßen.
Wenn das ruchbar wurde, wenn auch nur der Schatten eines Verdachts auf Sarkana fiel, war er erledigt. Dann würden andere den Vorfall genau untersuchen und ihn vor ein Tribunal stellen, anklagen und verurteilen. Und er würde nichts dagegen unternehmen können.
Deshalb musste der Massenmord geheim bleiben. Deshalb musste Don Jaime ausgeschaltet werden, ehe er über die Angelegenheit zu plaudern begann.
Staub redete nicht.
Aber um ihn unschädlich zu machen, musste Sarkana ihn erst einmal finden. Sicher, er kannte den spanischen Vampirclan, der nur selten von sich reden machte - vielleicht einmal im Jahrhundert. Er wusste auch, wo die deZamorra-Familie ihre Schlupfwinkel hatte. Schließlich war er jahrhundertelang das Oberhaupt aller Clans gewesen und hatte genügend Wissen gesammelt.
Aber Don Jaime wäre ein Narr, sich in diesen Schlupfwinkeln zu verbergen. Ihm musste klar sein, dass Sarkana sie alle kannte. Also hielt er sich irgendwo in der Welt auf, nur nicht in Spanien.
Dennoch: Über kurz oder lang würde er wenigstens für kurze Zeit wieder einmal in Erscheinung treten müssen. Es gab in einer Familie immer Dinge zu entscheiden, die man wohl für einige Zeit hinauszögern konnte, aber nicht für alle Ewigkeit. Und dann musste er sich wieder zeigen.
Darauf wartete Sarkana.
Er hoffte, dass er nicht zu lange warten musste. Die Zeit arbeitete gegen ihn.
***
Don Jaime hoffte, Zamorra aufmerksam gemacht zu haben. Aber dabei durfte es natürlich nicht bleiben. Zamorra musste so neugierig werden, dass er eingriff. Jaime wusste nur zu gut, dass er selbst einen Kampf gegen Sarkana niemals überstehen würde. Deshalb brauchte er Schutz.
Er wusste auch, dass er sich anderen Vampiren nicht einfach mit seinem Wissen über Sarkanas Morde offenbaren durfte. Niemand würde ihm glauben.
Ein Sarkana, der gegen die ehernen Gesetze verstieß? Undenkbar! Eher würde man es für eine Verleumdung halten, mit der er versuchte, Sarkana in Misskredit zu bringen, damit Morano an die Spitze der Sippen treten konnte. Immerhin war Jaime eines der Mitglieder jener Versammlung gewesen.
Eine Versammlung, die von Professor Zamorra und seinen Begleitern Gryf und Ewigk gesprengt worden war. Jeder musste doch glauben, dass diese Menschen die Vampirfürsten getötet hatten. Immerhin war zumindest der Silbermond-Druide Gryf ap Llandrysgryf als absoluter Vampirhasser bekannt. Wer würde da glauben wollen, dass diese Menschen nur einen Teil der Versammelten umgebracht hatten und der Rest auf Sarkanas Konto ging?
Niemand!
Jaime konnte nur versuchen, sich irgendwie mit Zamorra zu verbünden. Das war auch ein gewaltiges Risiko, aber es war weitaus geringer als das, sich mit Sarkana anzulegen. Da war er auf jeden Fall tot. Bei Zamorra konnte er vielleicht etwas heraushandeln. Wie, wusste er nicht. Das musste sich zeigen. Aber es hieß, dass Zamorra hin und wieder mit sich reden ließ. Und wenn Zamorra anderen Vampiren die Information zuspielte, dass Sarkana ein Mörder war, war das für jene glaubhafter, als wenn Jaime damit herausrückte. Zamorra würden sie eher glauben.
Und sie würden Jagd auf Sarkana machen und ihn hinrichten. Danach war Don Jaimes Leben wieder sicher.
Sofern Zamorra ihm
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