0764 - Der Wall um die Welt
mein erster Unfall, und er macht mir klar, daß ich jeden Tag sterben kann. Daran habe ich bisher nie gedacht.
Du hast mir geholfen und dich als Freund erwiesen, darum rede ich mit dir. In zwei Tagen wird das Schiff kommen..."
Ich bleibe, wenn du es wünschst, unterbrach ich ihn."Oder ich bringe dich zur nächsten Ansiedlung mit einem Krankenhaus."
„Nein, auf keinen Fall!" rief er und richtete sich auf. Ich fühle mich schon wieder besser und komme nun allein zurecht. Du kannst mit dem Schiff in die Zivilisation zurückfahren, Tolot. Und du wirst mich hier zurücklassen. Aber vorher sollst du mein Geheimnis erfahren, denn wem sonst sollte ich es anvertrauen? Du wirst wieder mit Rhodan zusammentreffen, und eines Tages werdet ihr wieder die Erde verlassen und die Milchstraße suchen."
Er schwieg. Ich saß ganz still neben ihm im Gras und sah hinüber zum Waldrand. Ich durfte ihn jetzt nicht mehr unterbrechen.
Nach einer Weile fuhr er fort: „Richtig, es gibt noch vier besitzlose Zellaktivatoren, und ich weiß, wo einer von ihnen zu finden ist."
Obwohl ich etwas Ähnliches fast erwartet hatte, hielt ich unwillkürlich die Luft an, Lraton. Da saß ich mit einem alten Mann mitten in der terranischen Wildnis, und er behauptete zu wissen, wo es einen Zellaktivator gab. Wenn ich nicht gewußt hätte, daß er nicht log, wäre ich aufgestanden und gegangen. So aber blieb ich reglos sitzen.
„Du glaubst mir nicht, das kann ich verstehen", sagte er mit einem enttäuschten Unterton in der Stimme. „Mir erginge es an deiner Stelle genauso. Aber ich spreche die Wahrheit, nur fehlte mir die Gelegenheit, diesen Planeten jemals aufzusuchen.
Zwar wurde ich kurz vor der großen Katastrophe, die unsere Erde traf, noch zum Ersten Offizier eines Explorerschiffes befördert, aber es war bereits zu spät, meinen damaligen Kommandanten zu einem kleinen Abstecher zu bewegen. Und dann, etwas später, wurde ich pensioniert."
Ich beschloß, nun doch eine Frage zu stellen, um mir Klarheit zu verschaffen.
„Woher weißt du das alles? Niemand kann auch nur ahnen, wo die vier verbliebenen Aktivatoren verborgen sind."
„Jemand gab mir die Unterlagen über das Versteck, aber du darfst mich nicht fragen, wer das war. Um bei der Wahrheit zu bleiben: ich kenne seinen Namen ebenfalls nicht, aber er war vertrauenswürdig. Er verriet mir das Geheimnis auch nur, weil er im Sterben lag. Ich war zufällig bei ihm, das ist alles."
„Unterlagen?" erkundigte ich mich vorsichtig. „Was für Unterlagen?"
„Beschreibung einer Welt und Koordinaten. Letztere sind nicht vollständig, aber ich bin sicher, als Hinweis sind sie geeignet!"
Wir sahen zu, wie die Sonne unterging, dann bat mich der Alte, ihn in die Hütte zurückzubringen. Ich tat es und zwängte mich durch die viel zu schmale Tür.
„In der Truhe dort, Tolot. Öffne sie und hole die Mappe heraus."
Er blätterte sie durch und reichte mir ein einziges Blatt. Ich sah einige Zahlen und Buchstaben, mit denen ich nicht sofort etwas anfangen konnte. Aber ein Satz im Klartext fiel mir auf, und ich habe ihn bis heute nicht vergessen: Der Planet, auf dem die Grenze die ganze Welt umschließt.
Ich weiß auch heute noch nicht, was diese Bemerkung bedeuten soll, aber sicherlich würde mir ihr Sinn klarwerden, wenn ich den Planeten mit eigenen Augen sähe.
„Du kannst es behalten", sagte der Alte, nachdem ich die Mappe mit den übrigen Papieren wieder in der Truhe verstaut hatte."Das ist alles. Es muß ein Planet sein, dessen Sonne im inneren Zentrumsgürtel der Milchstraße steht. Ich nehme an, er ist auf den Karten verzeichnet, sonst gäbe es keine Koordinaten."
„Sie sind nicht vollständig", erinnerte ich ihn.
„Wahrscheinlich nicht. Der Mann, von dem ich sie bekam, hat sie nach dem Gedächtnis niedergeschrieben. Er verstand eine Menge von Astronavigation, ihm dürfte also kaum ein Fehler unterlaufen sein." Er seufzte."Wie auch immer, die Koordinaten erhalten erst dann einen Wert, wenn wir wissen, wo die Milchstraße ist.
Vielleicht wird das eines Tages der Fall sein, aber dann lebe ich nicht mehr. Darum, Icho Tolot, gab ich dir die Notizen. Denke an mich, wenn du den Zellaktivator findest." Ich wollte ihn nicht enttäuschen."Ich werde dich nie vergessen -und ich danke dir.
Vielleicht habe ich wirklich eines Tages die Gelegenheit, diesen seltsamen Planeten aufzusuchen. Schlaf jetzt, du brauchst Ruhe."
Ich ging wieder nach draußen und wanderte zum Ufer hinab.
Es dämmerte und wurde
Weitere Kostenlose Bücher