0764 - Schrei, wenn dich der Teufel holt
normales Maß eingepegelt.
Zamorra machte sich den Spaß, aus einfachen Wiesenblumen einen Blütenkranz zu flechten, den er Nicole wie eine Krone aufsetzte.
Nicht mehr lange, und das Grün würde den bunten Herbstfarben und dann dem tristen Wintergrau weichen. Irgendwie, fand Zamorra, gingen die Jahreszeiten und Jahre immer schneller vorüber, je älter er wurde, ohne dabei zu altern. Seit Nicole und er vom Wasser der Quelle des Lebens getrunken hatten, blieben sie biologisch auf dem Stand von damals, sie erkrankten nicht mehr - sie konnten ewig leben, wenn man sie ließ.
Wenn nicht irgendwelche Dämonen es schafften, sie umzubringen…
Aber die relative Unsterblichkeit brachte auch ihre Probleme mit sich. Schon jetzt wurden Zamorra und seine Gefährtin oft darauf angesprochen, dass sie sich ja überhaupt nicht veränderten und nach all den Jahren immer noch jung und frisch aussahen. Irgendwann musste jemand misstrauisch werden und Nachforschungen anstellen.
Dann half vermutlich nur noch ein Identitätswechsel.
Aber es war müßig, jetzt darüber nachzudenken. Die beiden Spaziergänger wollten sich einfach nur ein wenig entspannen und den Tag genießen, ohne auf die Zeit zu achten.
Die Erholung hatten sie sich redlich verdient, denn die vergangenen Wochen waren doch reichlich anstrengend gewesen.
Das erneute Auftauchen der rätselhaften Unsichtbaren, die Zerstörung des Meegh-Raumschiffs im unterirdischen Geheimlabor der Tendyke Industries… Zamorra begriff immer noch nicht richtig, wie es der Agentin der DYNASTIE DER EWIGEN gelungen war, die Hochsicherheitssperren zu durchdringen und ihren Sabotageakt durchzuführen. Auf jeden Eall hatte sie Robert Tendyke und Professor Zamorra damit einen bösen Schlag versetzt. Sie verfügten jetzt nur noch über zwei dieser gefährlichen Raumschiffe. Und eines davon wurde von den Experten der Tendyke Industries zerlegt, um seine Technik zu erforschen.
Weniger, um diese Raumschiffe irgendwann nachbauen zu können, sondern allgemein. Was an elektronischen Raffinessen in den Schiffen verbaut war, konnte der Tendyke Industries einen ähnlichen technologischen Vorsprung bringen wie vor Jahren die heimliche Zusammenarbeit mit der Dynastie.
Und vor ein paar Tagen erst mussten sie in Rom gegen Vampire vorgehen. Dabei war ein Vampir auf dem Plan erschienen, der sich Don Jaime deZamorra nannte und dem Dämonenjäger gegenüber behauptete, sie seien Brüder!
Aber auf solche Verwandtschaft konnte Zamorra gern verzichten.
Er hatte schon Probleme genug. Mit einem alten Freund, der in Depressionen zu verfallen begann. Ted Ewigks langjährige Freundin Carlotta war spurlos verschwunden, hatte nur eine handschriftliche Nachricht hinterlassen, Ted möge nicht nach ihr suchen. Einen Grund für ihr Verschwinden nannte sie nicht, und Ted behauptete immer wieder, sie sei von Agenten der Dynastie entführt worden. Er ließ sich nicht davon abbringen.
Zamorra glaubte nicht an diese Theorie. Carlotta hatte sich schon längere Zeit recht merkwürdig verhalten. Ihr Verschwinden musste einen anderen Grund haben.
Zamorra seufzte.
»Ich habe ein ungutes Gefühl.«
Nicole wandte ihr schönes Gesicht dem Dämonenjäger zu.
»Wieso denn, Cheri?«
»Ach, ich weiß auch nicht. Es läuft momentan alles zu verquer…«
Er wollte noch mehr sagen. Doch dann erblickte er den leblosen Körper.
Aus der größeren Entfernung hatte der Dämonenjäger zunächst geglaubt, dass ein Kleiderbündel an das Ufer der Loire gespült worden war. Doch während sie näher kamen, stellte sich heraus, dass dort offenbar ein Mensch lag!
Lebte er noch oder war er tot?
Zamorra und Nicole eilten zu dem Körper hin. Die Dämonenjägerin ging neben ihm in die Knie. Vorsichtig drehte sie ihn auf den Rücken.
Der Mann lebte noch. Er trug abgeschabte, unmodische Kleidung. Seiner Hautfarbe nach zu urteilen konnte er aus dem Nahen Osten oder auch vom indischen Subkontinent stammen. Auf jeden Fall schien er ohnmächtig zu sein.
»Wie der arme Kerl wohl hierher gekommen ist?«, dachte Nicole laut nach. Gleich darauf beantwortete sie ihre Frage selber. »Vielleicht ist er aus einem der Sammellager abgehauen, in die Frankreich seine abgelehnten Asylbewerber pfercht…«
»Kann sein«, sagte Zamorra geistesabwesend. Sein Misstrauen war erwacht. Etwas stimmte hier nicht. Aber was? Und dann fiel es ihm auf.
»Seine Kleidung ist knochentrocken«, bemerkte Zamorra. »Wenn er nicht im Wasser gewesen ist, dann frage ich mich, wieso
Weitere Kostenlose Bücher