0765 - Fehde der Mächtigen
allein!" brauste Rhodan auf. „Als es gebaut wurde, war noch kein SOL-Geborener am Leben.
Terraner haben die SOL gebaut. Das wirft ein deutliches Licht auf die Besitzverhältnisse."
„Waren Sie am Leben, als die Erde entstand?"
„Das ist...", Rhodan unterbrach sich. „Nehmen Sie jetzt Vernunft an, Joscan Hellmut."
„Warten Sie!" rief Hellmut aufgeregt. „Ich glaube, ich bekomme jetzt Funkkontakt mit der DEMETER."
*
Rhodan stieß eine Verwünschung aus, aber er konnte nicht verhindern, daß Hellmut die Verbindung zur SOL abbrach.
Trotz der Eigenmächtigkeit, die der Kybernetiker zeigte, brachte Rhodan es nicht fertig, Feuerbefehl zu geben. Obwohl er es sich nicht eingestehen wollte, empfand er sogar Bewunderung für den Sprecher der SOL-Geborenen, denn er war sich über das Risiko im klaren, das Hellmut einging. Dieser Mann setzte sein eigenes Leben aufs Spiel.
„Sollen wir ihn aufhalten?" erkundigte sich Senco Ahrat.
Rhodan winkte ab.
„Warten wir zunächst einmal ab, wie sich die Sache entwickelt."
Er verließ den Platz vor den Bildschirmen und wandte sich Bjo Breiskoll zu, den zwei Männer aus Vhegans Abteilung vor wenigen Augenblicken in die Zentrale gebracht hatten. Der Junge erwiderte Rhodans Blick unerschrocken.
Er besitzt tatsächlich die Augen einer Katze! dachte Rhodan irritiert Es war seltsam, welche verrückten Sprünge die Evolution manchmal vollführte. Bjo. Breiskoll war sicherlich in verschiedener 'Hinsicht eine Mutation.
„Warum erfahren wir erst jetzt von deiner Existenz?" fragte Rhodan.
„Meine Existenz ist bekannt", antwortete Bjo. „Ich bin genauso registriert wie jeder andere SOL-Geborene."
„Du weißt genau, was ich meine. Ich nehme an, deine Mutter hat dich ,der Öffentlichkeit ferngehalten. Das ist an Bord der SOL nicht unbedingt ein Problem.
„Lareena hielt es für besser", gab der rotbraungefleckte Katzer zu.
„Wir haben von deinen körperlichen Fähigkeiten gehört. Was kannst du noch?"
Bjos Gesicht wurde verschlossen.
„Er ist Telepath", schaltete Gucky sich ein. „Ich bin sicher, daß er Telepath ist. Was meinst du, Fellmer?"
Lloyd sagte vorsichtig: „Er macht den Eindruck."
„Was sagst du dazu, Bjo?" wollte Rhodan wissen. Im Grunde genommen war er für diesen Zwischenfall dankbar. Sein Gesicht entspannte sich. Es gelang ihm, Atlans Anschuldigung vorübergehend aus seinem Bewußtsein zu verdrängen.
Bjo schwieg.
„Seine, Mutter soll in die Zentrale kommen", wandte Rhodan sich an Galbraith Deighton. „Vielleicht bringen wir aus ihr etwas heraus."
Während Deighton über Interkom die entsprechende Durchsage machte, überlegte Rhodan, ob Bjo Breiskoll die einzige Mutation unter den SOL-Geborenen war. Mutanten waren überaus selten, aber viele SOL-Geborene waren unter ungewöhnlichen Umständen gezeugt und geboren worden.
Rhodan entschloß sich, diesem Problem nachzugehen - wenn er jemals noch Gelegenheit dazu erhalten sollte. Dieser Gedankensprung veranlaßte ihn wieder, einen Blick auf die Bildschirme zu werfen. Im Weltraum hatte sich nichts verändert.
Die Lightning-Jet mit Joscan Hellmut an Bord stand unverändert an ihrer Position. Die Schiffe des NEI hielten die Absperrung aufrecht.
Als Rhodan weitere Fragen an den Jungen richten wollte, betrat der keloskische Rechenmeister wieder die Zentrale.
„Da ist Dobrak!" rief Mentro Kosum. „Ich bin gespannt, ob er uns einen erfolgversprechenden Plan vorlegen kann."
„Der Rechenverbund besitzt alle Daten", verkündete der Kelosker. „Über ihn können alle notwendigen Manöver des Schiffes gesteuert werden."
„Wie sehen Sie unsere Aussichten?" fragte Rhodan. Mit einem Schlag hatte er Bjo Breiskoll wieder vergessen. Die strategische Situation nahm seine Aufmerksamkeit voll und ganz in Anspruch.
„Ich muß ein paar grundsätzliche Anmerkungen machen", entgegnete Dobrak. „An Feuerkraft sind die Schiffe des NEI in ihrer Gesamtheit der SOL überlegen, aber keines davon hat einen Rechenverbund an Bord. SENECA und das Shetanmargt gestatten uns, Manöver im voraus durchzurechnen. Darauf aufbauend, kann ich versprechen, daß die SOL über die Hälfte aller Energiesalven, die man auf sie abfeuern wird, aufgrund vorausplanender Manöver wirkungslos machen kann. Die Frage ist, ob die Schutzschirme dem Druck der unausweichlichen Treffer standhalten können.
Das ist die taktische Lage. Darüber hinaus ergibt sich natürlich die Frage nach der Notwendigkeit einer solchen Auseinandersetzung.
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