0765 - Fehde der Mächtigen
Ich sehe nicht ein, warum sie stattfinden soll."
„Sie sind Philosoph und Rechner", herrschte Rhodan den Kelosker an. „Was Sie zur Sache zu sagen hatten, interessierte uns alle. Den Rest können Sie sich sparen."
„Ihre persönliche Ausstrahlung ist durcheinandergeraten", sagte Dobrak ungerührt. „Aber das scheint ein vorübergehender Zustand zu sein, hervorgerufen durch unerklärliche Emotionen."
Rhodan wollte schon zu einer heftigen Erwiderung ansetzen, als er sich darauf besann, daß es völlig sinnlos war, mit einem Wesen wie Dobrak zu streiten. Die Wertmaßstäbe eines Keloskers waren für einen Menschen überhaupt nicht vorstellbar.
Wie kam es dann, daß Dobrak ziemlich offen Kritik übte?
Rhodan verwarf diesen Gedanken, er hatte keine Zeit dazu, sich damit auseinanderzusetzen.
„Ein Ausbruch ist also nicht sinnlos", wandte er sich an die in der Zentrale versammelten Besatzungsmitglieder. „Wir haben eine reelle Chance, die Schale der NEI-Schiffe zu durchbrechen."
„Heißt das, daß Sie es versuchen wollen?" fragte Mentro Kosum verblüfft.
Rhodan zögerte unmerklich, dann nickte er.
Waringer trat zwischen ihn und den Emotionauten.
„Wenn wir jetzt auszubrechen versuchen, bedeutet das, daß wir das Feuer eröffnen müssen, Perry! Ich glaube noch immer, daß wir uns ohne Gewaltanwendung aus dieser Lage befreien können."
„Wie denn?" fragte Rhodan düster.
„Zumindest sollten wir abwarten, was Joscan Hellmut erreicht.
Er hat Funkkontakt mit der DEMETER."
„Wahrscheinlich wird man ihm nur sagen, daß er sich sofort zurückziehen soll", mutmaßte Rhodan. „Wir sollen losschlagen, dann haben wir das Überraschungsmoment auf unserer Seite."
Die anderen sahen ihn abwartend an. Im Grunde genommen wartete Rhodan nur darauf, daß sie ihm ein vernünftiges Argument lieferten, wie er sich ohne Anwendung von Gewalt zurückziehen konnte. Die ganze Situation war unwirklich. Den größten Teil seines Lebens hatte Rhodan damit zugebracht, Kriege zwischen Menschen zu verhindern - nun sollte ausgerechnet er den Befehl dazu geben, das Feuer auf Raumschiffe zu eröffnen, in denen sich Menschen aufhielten.
Darüber hinaus befand sich an Bord eines dieser Schiffe ein Mann, der neben Reginald Bull sein bester Freund war.
Als niemand etwas sagte, erklärte Rhodan: „Es ist ganz einfach so, daß wir keine andere Wahl haben. Atlan zwingt uns zum Handeln."
„Zugegeben - er hat uns umzingeln lassen", sagte Lloyd. „Aber bisher haben die NEI-Schiffe das Feuer nicht eröffnet."
„Wahrscheinlich ist Atlan in der gleichen Situation wie wir", gab Waringer zu bedenken. „Er hat sich in etwas eingelassen und weiß nicht, wie er wieder herauskommen soll. Es gibt einen Punkt, von dem aus eine Entwicklung scheinbar automatisch verläuft. Wir sind dabei, diesen Punkt zu erreichen."
Rhodan blickte auf die Kontrollen.
Er wußte, daß ein einziges Wort von ihm genügte, um das Inferno, das im Grunde genommen niemand wollte, zu entfesseln. Bitterkeit stieg in ihm hoch. Warum brachte der Arkonide sie alle in eine so scheußliche Lage? Hatte er die Fähigkeit vernünftigen Denkens verloren?
Die Ereignisse der vergangenen Wochen kamen Rhodan in den Sinn.
Zuviel war geschehen.
Atlan und er hatten sich verbissen an Ideen festgeklammert, deren Richtigkeit erst durch zukünftige Ereignisse bewiesen werden konnte.
Nun waren sie beide in eine Sackgasse geraten.
*
Lareena Breiskoll betrat zum zweitenmal in ihrem Leben die Hauptleitzentrale der SOL. Beim erstenmal hatte es sich um einen rein informatorischen Besuch gehandelt, den jeder SOL-Geborene in jungen Jahren mit beinahe ritueller Hingabe abstattete.
Diesmal jedoch kam sie, um den rotbraungefleckten Katzer aus einer Lage zu befreien, für die er längst noch nicht gewappnet war.
Sie blieb im Eingang stehen und ließ ihre Blicke durch den großen Raum wandern, bis sie Bjo entdeckt hatte. Der Junge stand in der Nähe der Kontrollen, nur ein paar Schritte von Rhodan, Waringer und Kosum entfernt.
Deighton, Lloyd und der Mausbiber hatten Bjo umringt, es sah aus, als redeten sie auf ihn ein.
Lord Zwiebus sah Lareena Breiskoll im offenen Schott stehen und kam auf sie zu.
Lareena, die ein Gespür für Stimmungen hatte, fühlte, daß die Atmosphäre unter dem Eindruck einer bedrohlichen Entwicklung stand. Die Anwesenden machten einen seltsam verkrampften Eindruck, als ständen sie unter dem Zwang, irgend etwas Widernatürliches zu tun.
„Kommen Sie, Lareena
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