0768 - Das Ende der Ewigkeit
Zamorra hatte ihm diesen E.T.-Verschnitt untergejubelt, also sollte er sich auch bitte schön um die Leiche kümmern.
Aber es meldete sich nur der Butler im Château. Auf Rikers Nachfrage hin behauptete er, Zamorra und Nicole seien für einige Tage außer Haus und telefonisch nicht erreichbar.
»Wo stecken die denn, dass man sie nicht anrufen kann«, fauchte Riker ungehalten. »Auf einem anderen Planeten, oder was?«
Das Schweigen am anderen Ende der Leitung währte einen Moment zu lang.
»Soll ich dem Professor vielleicht etwas ausrichten?«, fragte William endlich.
»Danke, sagen Sie ihm nur, dass ich angerufen habe.«
Er legte auf, ohne sich zu verabschieden, und blickte versonnen ins Leere. Auf einem anderen Planeten… Es hatte nur eine bissige Bemerkung sein sollen, aber diesem Zamorra war alles zuzutrauen. Wenn er tatsächlich im Weltraum unterwegs war, dann hatte seine Reise bestimmt mit dem toten Unsichtbaren zu tun. Ein Narr, wer da keinen Zusammenhang vermutete.
Riker revidierte seine Einschätzung. Möglicherweise war diese Unsichtbaren-Sache doch wichtiger als er gedacht hatte.
Er überlegte, Robert Tendyke einzuschalten, entschied sich aber dagegen. Burke würde alle Hebel in Bewegung setzen, um Berenga zu finden. Wirklich alle. Und das würde Tendyke sicher nicht gefallen.
Nicht dass es Riker gekümmert hätte, was Tendyke dachte. Aber er hatte vom Morgenkaffee und all den schlechten Nachrichten schon Sodbrennen bekommen. Da konnte er auf einen moralischen Sermon des T.I.-Inhabers gut verzichten.
***
Als Burke auf dem Grundstück der Radcliffes eintraf, erwarteten ihn bereits zwei Werkschutzmitarbeiter.
Das Haus stand leer, der Vorgarten lag verlassen da. Nichts deutete darauf hin, dass hier ein überhasteter Aufbruch stattgefunden hatte.
»Eine Nachbarin hat gesehen, wie die Familie weggefahren ist. Das war heute Morgen, kurz nachdem Todd Radcliffe das Haus verlassen hat. Die Frau - Mary - und die beiden Kinder sind mit einem Van los.«
»Kennzeichen?«
»Haben wir notiert. Außerdem wurde das Department informiert. Wir haben den Wagen als gestohlen gemeldet. Wenn er auftaucht, ist es eben ein Irrtum gewesen…«
Burke nickte knapp. Er war trotzdem nicht sicher, ob es die richtige Entscheidung war.
Keine Polizei, hallten Rikers Worte in ihm nach. Aber wie zum Teufel sollte er einen Mini-Van finden, der irgendwo in Texas auf einer einsamen Landstraße herum kurvte? Das Department musste ja nicht wissen, für wen es in diesem Fall arbeitete…
»Außerdem haben wir im ersten Stock etwas gefunden, das Sie sich unbedingt ansehen sollten.«
Als Burke das Haus betrat, brauchte er nur Sekunden, um die Umgebung in sich aufzunehmen. Eine Küche aus billigen, aber nicht geschmacklosen Einbauschränken, das Wohnzimmer mit einer Sitzgruppe und einem kleinformatigen Fernseher. Ein durchgebogenes Bücherregal, dessen Inhalt nicht darauf schließen ließ, dass die Radcliffes an hochgeistiger Lektüre interessiert waren.
Burke erinnerte sich an seine Ausbildung bei der Polizei. Er hatte gelernt, nichts zu übersehen, jede Kleinigkeit zu beachten. In der Küche war ihm etwas aufgefallen.
»War die Familie allein, als sie das Haus verlassen hat?«
Der Werkschutzmann zuckte die Schultern. »Die Nachbarin sprach nur von der Frau und den beiden Kindern.«
»Nur die Kinder?« Burkes Blick glitt über die Küchenfliesen und blieb an dem Fressnapf hängen, der vor dem Kühlschrank stand. »Was ist mit dem Hund?«
»Ein altersschwacher, schwerhöriger Rehpinscher, dem schon der Rücken durchs Fell wächst.« Der Mitarbeiter zuckte entschuldigend die Achseln. »Hat die Nachbarin gesagt.«
»Schon gut. Mich interessiert nicht, ob der Köter eine Halbglatze hat oder ein Hörgerät trägt. Ich will wissen, wo er steckt.«
Der Mann drückte abermals das Sprechgerät an die Wange. »Geh noch einmal zur Nachbarin und frag sie, ob die Familie den Hund mitgenommen hat.« Er unterbrach die Verbindung und deutete auf die Treppe in den ersten Stock. »Kommen Sie, Sir.«
Burke folgte ihm. Sein Spürsinn war jetzt vollständig erwacht. Er war sich sicher, dass in diesem Haus ein Verbrechen geschehen war.
Burke hatte sich Radcliffes Akte angesehen. Ein loyaler Mitarbeiter, pflichtbewusst und unauffällig. So einer drehte nicht einfach durch.
Der Werkschutzmann öffnete die Tür zu einem Nebenzimmer und deutete auf den Teppichboden. Burke starrte auf die schmierig braune Substanz, die die Fasern eingefärbt
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