0768 - Lady Bluthaar
abzeichnenden Sonnenstrahlen zu reiten.
Das Wasser hatte eine blaugrüne Farbe, schimmerte im Sonnenlicht allerdings in zahlreichen Nuancen.
Suko konzentrierte sich auf die schwarzen Inseln. Er dachte an die Legende, die sich darum rankte.
Damals war das Schiff mit den Pestkranken gesunken. Die Wellen hatten die Menschen gepackt und sie gegen die Klippen der Inseln geschleudert. Ihr Blut hatte das Gestein gefärbt. Im Laufe der langen Jahrhunderte hatte es dann seine schwarze Farbe bekommen.
Gischtstreifen turnten über die Scheibe hinweg, benetzten Sukos Haut und setzten sich wie kühle Perlen auf seinen Lippen nieder. Der Bug des Bootes schaute aus dem Wasser. Er zertrümmerte die anrollenden Querwellen wie ein Hammer die Glasscheiben und wirbelte die Splitter in die Höhe.
Um die Inseln herum herrschte so gut wie kein Schiffsverkehr. Wer immer sich auf dem Meer befand, umkurvte sie in sicherer Entfernung. Das hatte Marion Suko berichtet, was sie wiederum von den Einheimischen wußte, und der Inspektor sah dies nun in der Praxis bestätigt. Denn er war der einzige, der sich den Inseln näherte. Alle anderen Boote, ob mit Fischern oder Ausflüglern besetzt, machten einen Bogen um die fünf Inseln, die Suko ausmachen konnte.
Über ihnen stand die Sonne und schickte ihr golden wirkendes Licht in einem schrägen Winkel gegen das schwarze Gestein, als wollte sie es dadurch wertvoller machen.
Der Abend hatte bereits begonnen, obwohl es noch hell war. Am Himmel zeigte sich bereits der schwache Umriß des Mondes. Er, würde später mehr Farbe bekommen und wesentlich voller werden.
Um die Inseln herum war das Meer nicht mehr so ruhig wie sonst. Suko hoffte nur, daß er einen Platz fand, wo er anlegen konnte.
Suko drosselte das Tempo. Der Bootsverleiher hatte nur mit den Schultern gezuckt, als er von Suko nach den ersten Klippen gefragt worden war. Er wußte nur, daß sich vor den Inseln welche abzeichneten und manchmal sehr dicht unter der Wasserfläche lagen, so daß sie den Rumpf eines Bootes durchaus aufschlitzen konnten. Genaue Angaben hatte er nicht machen können.
Suko wollte jeder Gefahr aus dem Weg gehen, paßte scharf auf und ließ den sich bewegenden Wasserteppich vor dem Boot auf keinen Fall aus den Augen.
Er huschte weiter.
Die Wellenkämme sahen aus wie gläserne Grenzen, über die er hinwegglitt. Zu beiden Seiten des Bootes schäumte das schnell fließende grüngraue Wasser entlang. Die erste Insel wuchs vor ihm hoch wie ein mächtiger dunkler Klotz. Als hätte in grauer Vorzeit ein Titan voller Wut dieses Spielzeug ins Meer geschleudert.
Hoch, wuchtig und mit einer Steilküste versehen. Suko sah keine Chance, irgendwo anzulegen. Die Brandung hämmerte direkt gegen die Felsen, kein Streifen Strand war zu entdecken. Suko mußte um die Insel herum und es an der zweiten versuchen, die hinter der ersten lag. Man hatte ihm auch erzählt, daß die Inseln unterschiedliche Größen aufwiesen. Gemeinsam war ihnen nur das schwarze Gestein.
Er sorgte dafür, daß er nicht zu nahe in den Bereich der Brandung geriet und entdeckte plötzlich weiter vor sich die dunklen Streifen unter der Wasseroberfläche.
Das waren die gefährlichen Klippen, vor denen auch der Bootsverleiher gewarnt hatte.
Suko hielt sich davon fern, als er die erste Insel umrundete und die zweite ansteuerte.
Sie war tatsächlich kleiner und hatte eine besondere Form. Sie glich einem Dreieck.
Auch auf dieser Insel war der Fels dunkel, aber Suko sah auch den hellen Streifen, der das Ufer bildete. Das war der feine Sand, der wie ein erstarrtes Wellenmuster wirkte, das sich im Laufe der Jahrtausende angesammelt hatte. Bei genauerem Hinsehen entdeckte er auch, daß der Strand breit genug war, um dort anzulegen. Er würde das Boot sogar noch ein paar Meter auf den Sand ziehen können, nur das allein war für ihn im Augenblick wichtig.
Noch immer zeigte das Wasser eine bemerkenswerte Klarheit, auch wenn es sich vom Aussehen her verändert hatte, denn es war grauer geworden und beinahe schon schwarz.
Es lag an der Spiegelung der schwarzen Felsen, die sich im Meer abzeichneten.
Er fuhr noch langsamer, denn dicht vor dem Strand entdeckte er die schaumigen Wirbel, die nur deshalb hatten entstehen können, weil sich das Wasser um die Felsen drehte und sie dort mit hellen Bärten versah. Gefährliche Untiefen und Strudel, in die Suko auf keinen Fall hineingeraten durfte.
Hinzu kamen die messerscharfen Klippen dicht unter der Wasserfläche, die
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