0768 - Lady Bluthaar
zwischen Grau und Grün, glänzte zudem ölig, als wäre sie mit einer Fettschicht bestrichen worden, und Suko konzentrierte sich nach seinen ersten allgemeinen Eindrücken auf die Augen der Wesen.
Sie waren vorhanden, doch sie hielten den Vergleich zu menschlichen Augen nicht stand, denn sie bestanden aus einer puddingartigen Glibbermasse, die nie zur Ruhe kam und sich innerhalb der Augenhöhlen zitternd bewegte.
Zwischen ihren Lippen klafften schmale Lücken. Zähne waren dort nicht zu sehen. Es interessierte Suko auch nicht sonderlich, denn er konzentrierte sich jetzt voll auf die Hände.
Auch die Finger waren von der grünlichen Haut überspannt worden. Suko kamen sie gleichzeitig vor, als wären sie gewachsen. Das lag wohl an den dunklen Nägeln, die sich lang und auch spitz wie kleine Messer nach vorn schoben.
In diesem Augenblick wurde ihm klar, was mit all den Toten geschehen war, nachdem Isabella sie angelockt hatte. Sie hatten eine furchtbare Metamorphose durchlaufen, aber sie waren nicht getötet worden, sondern lebten als unheilige, zombieähnliche Geschöpfe weiter.
Suko sah es inzwischen als einen Nachteil an, daß er sich allein auf dem Boot befand. Er hätte es gern gesteuert, was natürlich nicht möglich war, da er sich um die Gestalten kümmern mußte, die sicherlich nicht gekommen waren, um ihm nur guten Tag zu sagen.
Sie wollten etwas von ihm, sie wollten ihn holen, ihn in ihr verfluchtes Reich ziehen, in die Untiefen des Wassers dicht vor der Küste der schwarzen Blutinsel.
Das Boot schlingerte, krängte über. Mal lag es auf der Backbord- mal lag es auf der Steuerbordseite.
Wenn die Wellen besonders hart zufaßten, drohte es sogar zu kentern.
Suko stellte das Ruder fest. Mit dem Rücken preßte er sich dagegen, baute sich breitbeinig auf und zog eine seiner Waffen, die Dämonenpeitsche. Sie war für ihn die sicherste, denn trotz der geringen Entfernung hätte er mit der Beretta bei diesen Schwankungen leicht danebenschießen können.
Also versuchte er es mit der Peitsche.
Er schlug einen Kreis.
Die drei Riemen rutschten hervor.
Sie waren von der Kraft eines mächtigen Dämons erfüllt, der einst in den Höhlen Islands gehaust hatte. Suko war sicher, daß die beiden Monstren mit seiner letzten Aktivität nichts hatten anfangen können. Er ging auch davon aus, daß sie keinesfalls von ihrem Vorhaben ablassen und ihn töten würden.
Sie kamen mit unsicheren Schritten und Bewegungen, als würden sie Schwimmflossen an den Füßen tragen.
Suko ließ es nicht zu einem Angriff kommen. Er war derjenige, der attackierte. Zielsicher schlug er zu, und er erwischte die beiden Monstren zugleich.
Er hörte das Klatschen. Er sah, wie sich die Riemen um die lederartigen Körper wickelten, wie sie wie Messer wirkten, die tief in die Haut einschnitten.
Breite Risse entstanden.
Einer brach zusammen.
Als er auf die Planken schlug, da fiel sein linker Arm ab. Eine grünliche Wolke hüllte ihn ein und breitete sich im nächsten Augenblick über dem Kopf aus, denn Suko hatte noch einmal zugeschlagen und sie wieder gemeinsam erwischt.
Bei einem war der Treffer so hart gewesen, daß sich die Gestalt nicht mehr hatte an Bord halten können. Die Wucht warf sie gegen die Reling und auch darüber hinweg.
Kopfüber und schon halb in der Auflösung begriffen tauchte sie in die Flut.
Suko schaute ihr kurz hinterher. Er bekam noch mit, wie sie sich unter Wasser auflöste.
Die Reste der zweiten Gestalt lagen auf seinem Boot, nur wenige Schritte von ihm entfernt.
Er ging hin.
Nicht nur der widerliche Gestank war schlimm - Suko konnte ihn nicht einmal identifizieren -, er sah auch zu, wie sich die Gestalt zu einem grünlichen Brei auflöste, der als Lache zurückblieb, ohne daß in ihr ein Stückchen Knochen schwamm.
Der Inspektor richtete sich wieder auf. Er konnte nur den Kopf schütteln, denn das alles zu begreifen und nach den Motiven zu forschen, kam ihm nicht in den Sinn.
Jedenfalls wußte er jetzt, daß sich die Menschen auf Korsika nicht geirrt hatten und die Legende in ihrer wirklich schlimmsten Abart existierte.
Er ging davon aus, daß es sich um die Diener der schönen Isabella handelte, und er konnte sich vorstellen, daß sie dieses Schicksal nicht erlitten hatte.
Sein Blick flog zurück über das Wasser, während er sich wieder dem Ruder näherte.
Es war nichts zu sehen. Weder ein Monster noch eine schöne Frau tanzten über der Wasseroberfläche. Alles sah so verflucht normal aus und
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