0768 - Terra-Patrouille
seiner hoffnungslosen Lage mehr Übersicht bewies als die Mitglieder von TERRA-PATROUILLE auf der Erde. Saedelaere hatte sich nicht getäuscht: Kanthall war ein Mann, der immer in das Nächstliegende dachte.
„Unter jenen, die das Manifest unterzeichnet haben, befand sich ein Extraterrestrier namens Douc Mankur", drang Kanthalls Stimme in Saedelaeres Bewußtsein.
„Langur", korrigierte Alaska.
„Wie kommt er auf die Erde? Ist es nicht möglich, daß er etwas mit diesem großen Flugobjekt zu tun hat?"
Alaska hatte sich diese Frage insgeheim ebenfalls schon gestellt. Natürlich war nicht auszuschließen, daß der Forscher ein Doppelspiel betrieb, aber Alaska hielt das für unwahrscheinlich.
„Langur ist in Ordnung", sagte er zögernd.
„Ich will ihn sprechen!" forderte Kanthall.
„Das geht nicht!" lehnte Alaska ab. „Er befindet sich zur Zeit auf dem Mond."
„Was?" brauste Kanthall auf. „Ausgerechnet dort, wo sich die lebenswichtige Biopositronik NATHAN befindet! Wer hat das veranlaßt?"
„Das war ich!"
„Sie müssen wahnsinnig sein!" hielt ihm Kanthall vor. „Rufen Sie diesen Burschen sofort zurück. Er darf unter keinen Umständen an NATHAN herankommen, das könnte schlimme Folgen für uns haben."
Alaska winkte unwillkürlich ab.
„Keine Sorge! NATHAN ist total ausgefallen. Deshalb haben wir Langur zum Mond geschickt. Er soll versuchen, den Großrechner wenigstens zum Teil zu aktivieren."
Nach wenigen Augenblicken des Schweigens sagte Kanthall: „Warum sind Sie eigentlich noch nicht auf den Gedanken gekommen, mich von diesem Langur retten zu lassen?"
*
Nach dem dritten Versuch gab Douc Langur auf.
Es war sinnlos, wenn er sich weiter bemühte. Alle Schaltversuche hatten zu keinerlei Reaktionen geführt.
Wenn man NATHAN aktivieren wollte, mußte man wahrscheinlich in die eigentliche Zentrale eindringen und dort Manipulationen vornehmen, zu denen Langur nicht in der Lage war. Er bezweifelte auch, daß es einer der Terraner von der Erde geschafft hätte.
Der Forscher entschloß sich, die Station wieder zu verlassen und zu der HÜPFER zurückzukehren. Auf der Erde wartete man sicher schon ungeduldig auf eine Nachricht von ihm.
*
„Es fällt mir nicht leicht, Ihnen die Wahrheit zu sagen", antwortete Alaska langsam. „Doch das Schiff Langurs ist für eine Rettungsaktion denkbar ungeeignet, weil es zu klein dafür ist.
Natürlich gäbe es eine Möglichkeit, wenn Sie einen Schutzanzug trügen."
„Die Kapsel paßt nicht in die Schleuse dieses Schiffes?" fragte Kanthall gespannt.
„Nein", sagte Alaska. „Stellen Sie sich eine Keule vor, die zwanzig Meter lang ist und sich von acht Meter Durchmesser am Bug auf zwei Meter Durchmesser am Heck verjüngt. Das ist Langurs Schiff."
„Ich werde darüber nachdenken", erklärte Kanthall. „Es muß eine Möglichkeit geben. Sie sollten sich ebenfalls Gedanken machen."
Damit schaltete er ab. Alaska saß vor der Anlage und wußte nicht, was er sagen sollte. Kanthall machte sich etwas vor, wenn er an eine Rettung durch die HÜPFER glaubte. Aber bei Kanthall war das nicht so, daß er sich an den berühmtem Strohhalm klammerte. Dieser Mann wollte sich einfach nicht mit seiner Situation abfinden.
Inzwischen waren Kauk und Tingmer vom Dach zurückgekehrt.
Sie hatten den letzten Teil des Gesprächs mitgehört. Kauk warf seine heizbare Jacke über einen Stuhl und sagte kopfschüttelnd: „Sie sollten ihm das schnell wieder ausreden, sonst läßt er uns nicht mehr in Ruhe."
Tingmer deutete zum Dach.
„Wir bekommen einen Sturm, wie wir ihn wahrscheinlich noch nicht erlebt haben! Darum sollten wir uns kümmern." Er begann damit, seine Utensilien zusammenzusuchen.
„Was haben Sie vor?" fragte Marboo.
„Ich ziehe es vor, die kommenden Stunden oder Tage im Keller des Gebäudes zu verbringen", erklärte Tingmer. „Da ich dem Konstrukteur des Cherryl-Hauses niemals begegnet bin, konnte er mir nicht sagen, ob dieses Gebäude einem Orkan standhalten wird."
„Jemand muß immer in der Nähe der Funkanlage sein", warf Kanube ein.
„Machen Sie das doch!" schlug Tingmer ungerührt vor und verließ den Ausstellungssaal.
„Rufen Sie ihn zurück!" schrie Pollard wütend. „Sie können ihm das nicht durchgehen lassen, Alaska."
„Er hat recht, mein Junge!" gab der Maskenträger zurück. „Da die Menschheit das Klima unter Kontrolle hatte, bestand keine Notwendigkeit mehr, sturmsichere Gebäude zu errichten."
Speideck lachte
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