077 - Die Gruft der bleichenden Schädel
es,
dein Vater!« Er kippte auf die Seite. Pinky Shorthand stand völlig bewegungslos
da und wurde Zeuge dieses Massakers.
Vivian
Whitacker hatte sich befreit. Die drei Ärzte mußten einen folgenschweren Fehler
begangen haben, als sie versuchten, die junge Frau in den Operationssaal zu
schaffen.
Die Kette
rauschte durch die Luft. Die blutverschmierten Glieder rochen süßlich und
betäubend. Pinky Shorthands Gesicht erinnerte an eine Maske. Er wich Schritt
für Schritt zurück, um sich der stählernen Waffe zu entziehen.
Aber zum
ersten Mal in seinem Leben war er von einem Geschehen so gefesselt, daß er
vergaß, an seine eigene Sicherheit zu denken und sofort und umfassend etwas zu
unternehmen.
Beobachten,
registrieren, das stand an erster Stelle seiner Überlegungen.
Und das wurde
ihm zum Verhängnis.
Zielsicher
schlang sich die rasselnde Kette um seine Armgelenke.
Da erst wurde
ihm klar, daß auch für ihn die Begegnung mit diesem wie ein Berserker wütenden
Ungetüm tödlich enden konnte.
Sein Arm
wurde hochgerissen.
Die Waffe!
Sie war mit giftigen Pfeilen geladen!
Erst jetzt
wurde sie ihm wieder bewußt.
Noch während
seine Hand mit der Waffe hochflog, drückte er ab.
Lautlos jagte
der Pfeil durch die Luft. Er schlug schräg unterhalb der Decke an, prallte ab und
fiel zu Boden. Zwei Zentimeter vor Vivian Whitackers schmalen Füßen blieb er
liegen.
Sie zertrat
mit dem Absatz den winzigen Pfeil.
Ein zweites
Mal konnte Pinky Shorthand seine Waffe nicht mehr benutzen.
Er mußte sie
fallen lassen und beeilte sich, mit beiden freien Händen die Kette zu lösen,
ehe sie ihm zum Verderben wurde – und es gelang ihm, sich zu befreien.
Ein verzweifelter
Gedanke setzte sich in ihm fest.
Der Trakt war
so abgesichert, daß nur ein einziger Gang, nur eine einzige Tür dorthin führte.
Er mußte
diese hinter sich verriegeln, auf die andere Seite des Hauses gelangen und von
dort aus die Polizei benachrichtigen. Das Ungetüm durfte auf keinen Fall dieses
Haus verlassen.
Er rannte
los.
Hinter ihm
rasselte die Kette, die Vivian Whitacker wieder durch die Luft schwang.
Pinky
Shorthand erreichte die vorderste Tür und wollte sie aufreißen. Es ging nicht!
Er erinnerte sich, daß Robert A. Whitacker jede Tür, die sie passiert hatten,
hinter sich wieder geschlossen hatte. Der Reporter riß an der Klinke und warf
sich gegen das Holz, aber es war stabil. Die Zeit verrann. Vivian Whitacker trieb
ihn in die Enge. Ein vollendeter weiblicher Körper mit einem schrecklichen
Knochenschädel, eine Phantasmagorie des Grauens! Pinky Shorthand ballte die
Fäuste. Hinter der näherschreitenden Vivian sah er die leblosen, in ihrem Blut
liegenden Körper.
●
Larry Brent
schlug die Augen auf.
Er war von
einer Sekunde zur anderen hellwach, spürte instinktiv die Nähe der Gefahr und
richtete sich auf. Da wurde auch schon sein Zelt aufgerissen – von beiden
Seiten.
Larry sah die
dunklen, grell bemalten, nackten Gestalten, die wie Raubkatzen auf ihn
zuschnellten.
Das waren
nicht ihre Träger, das waren Fremde!
Larry
überlegte nicht lange.
Er handelte.
Seine Rechte
jagte er dem heranstürmenden Angreifer entgegen und traf voll. Es krachte.
Dem
Getroffenen flog der Kopf zurück. Er japste nach Luft, gab einen piepsenden
Laut von sich und ging in die Knie.
Schreie und
Kampflärm wurden lauter und erfüllten die Nacht.
Stöhnen und
harte Faustschläge waren zu hören.
Das Lager
wurde überfallen.
Larry tippte
auf die Baraks!
Plötzlich
griffen die Hände seines zweiten Widersachers von hinten nach ihm. Hier machte
X-RAY-3 ebenfalls kurzen Prozeß. Er bückte sich und schleuderte den Angreifer
über sich hinweg. Dumpf schlug der Körper gegen den anderen auf den Boden.
Larry warf
sich nach draußen und zog die Smith & Wesson Laserwaffe aus der Halfter,
die neben ihm auf dem Boden lag.
Auf dem
kleinen Lagerplatz im Schutz der Felsen war der Teufel los.
Unzählige
dunkle Körper mit farbenprächtigen Bemalungen huschten zwischen den Zelten hin
und her.
Es spielte
sich alles in einer fast absoluten Dunkelheit ab.
Das
Überraschungsmoment kam den Eingeborenen außerdem zugute.
Etwas zischte
an Larrys Ohr vorbei.
Sein Atem
stockte.
Ein
Giftpfeil!
Die
Eingeborenen kämpften mit allen Mitteln. Es kam ihnen darauf an, die Expedition
aufzureiben.
»Hilfe!
Hilfe!« schrie eine Frau. Larry sah, wie seine Schwester von mehreren dunklen
Gestalten aus dem Zelt gezerrt wurde. Mit zwei, drei Sätzen überquerte er
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