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077 - Die Hexe von Andorra

077 - Die Hexe von Andorra

Titel: 077 - Die Hexe von Andorra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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wollen schon in Ihre Zelle zurück?"
    Dorian erwiderte seinen Blick. „Sie meinen es doch nicht ernst, daß Sie mich gehen lassen wollen, ohne mich in die Praxis der Folter eingeweiht zu haben."
    Quintano lachte. „Gut formuliert. Aber Sie haben unrecht. Ich werde nicht Hand an Sie legen."
    „Und was hätten Sie davon?"
    „Überlegen Sie mal, warum Sie einstweilen für und wertvoller sind, wenn Sie an Leib und Seele gesunden."
    Dorian überlegte und glaubte zu erkennen, was Quintano vorhatte.
    „Sie wollen mich als Köder verwenden", stellte er sachlich fest.
    „Sie haben das Richtige falsch ausgedrückt", erwiderte Quintano. „Ein Mensch ist für mich kein Köder, auch wenn er vom bösen Feind besessen ist. Nach Julios Dahinscheiden sind Sie der Einzige, der der Hexe Sixta nahesteht. Wenn ich Sie nun verhöre, wird wahrscheinlich nicht viel dabei herauskommen. Auch Julio hat bis zuletzt nicht Sixtas Versteck verraten, obwohl er sonst alles gestand. Wenn wir Sixtas Versteck schon nicht finden können, so müssen wir versuchen, sie herauszulocken. Ihr scheint an Ihnen so viel zu liegen, daß sie es vielleicht auch wagen wird, sich an diesen gefährlichen Ort zu begeben, um Sie zu retten."
    „Es hat wohl keinen Sinn, Ihnen zu sagen, daß dieses Mädchen unschuldig ist", erklärte Dorian, „daß sie niemandem etwas getan hat und ihr einziges Verbrechen darin besteht, daß sie anders als die anderen ist."
    „Wer anders als die Guten ist, ist böse", sagte Quintano weise. Sein Mund, der in dem wallenden Graubart eingebettet war, bekam einen harten Zug. „Abführen!" befahl er.
    Dorian wurde ziemlich unsanft in seine Zelle zurückgebracht. Aber diesmal ersparte man ihm wenigstens die Fesseln. Das war natürlich kein Zeichen von Menschlichkeit, sondern Taktik, um den Köder für Sixta noch schmackhafter zu machen.

    Dorian dachte sofort an eine Teufelei von Quintano, als seine Zellentür langsam aufschwang. Er wartete darauf, daß sich einer der Kapuzenmänner zeigte, doch es war niemand zu sehen.
    Der Dämonenkiller schlich gebückt zur Tür und blickte vorsichtig in das Gewölbe hinaus, und da sah er sie.
    Sixta stand im gegenüberliegenden Gang, die Hände vor der Brust überkreuzt, den Zeigefinder an die Lippen gelegt.
    Ohne lange zu überlegen, durchquerte er das Gewölbe und rannte zu ihr.
    „Wußtest du denn nicht, in welche Gefahr du dich begibst, als du in die Burg eindrangst?" raunte ihr Dorian zu.
    „Gefahr? Mir ist nichts passiert", erwiderte sie ebenso leise. „Estrella hat mir den Weg zu dir gewiesen, und ich bin gekommen."
    Dorian zog sie tiefer in den Gang hinein.
    „Quintano hat dir eine Falle gestellt, in der ich der Köder bin“, sagte er. „Hattest du denn kein Gesicht, keinen Wahrtraum, der dir die Gefahr zeigte?"
    Sixta schüttelte traurig den Kopf. „Mit Estrella ist auch etwas in mir gestorben. Ich komme mir auf einmal wie taub und blind vor, sehe und höre nur noch mit den Augen und Ohren."
    Die Hexe von Andorra
    „Du hast mit Estrellas Tod also deine Fähigkeiten verloren", stellte Dorian fest. Er ergriff tröstend ihre Hand. „Du wirst dich damit schon noch abfinden. Es gibt Milliarden Menschen, sie ohne übernatürliche Fähigkeiten leben müssen und dennoch glücklich sind. Auch du wirst dich damit abfinden."
    „Ich werde sterben", sagte sie ernst. „Ich habe in einem meiner Wahrträume gesehen, wie ich auf dem Scheiterhaufen... "
    „Still!" ermahnte Dorian. „Sonst wird sich dein Traum doch noch erfüllen."
    Er hörte Schritte und drückte sich mit Sixta in eine Nische. Die Schritte kamen rasch näher, dann tauchten zwei Kapuzenmänner auf und gingen ahnungslos an ihnen vorbei.
    Dorian zögerte keine Sekunde. Er sprang aus seinem Versteck und schlug die beiden Vermummten mit zwei schnell hintereinandergeführten Handkantenschlägen nieder. Dann schleppte er sie in einen finsteren Seitengang und nahm ihnen die Umhänge und die Kapuzen ab.
    „Da, zieh das an!" befahl er Sixta und reichte ihr einen Umhang und eine Kapuze. „Damit wird man uns nicht so schnell erkennen."
    Er wandte sich in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    „Wohin willst du?" fragte Sixta. „In der anderen Richtung liegt der Ausgang."
    Dorian schüttelte den Kopf. „Ich muß zuvor noch Quintano das Handwerk legen. Ich bringe es einfach nicht über mich, die Gefangenen ihrem Schicksal zu überlassen."
    Als er mit Sixta in den Zellentrakt zurückkehrte, hatten sich dort bereits ein Dutzend

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