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077 - Die Hexe von Andorra

077 - Die Hexe von Andorra

Titel: 077 - Die Hexe von Andorra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Hinterteil, und Schauergestalten, Monstren, zur Hälfte Mensch, zur anderen Tier, tanzten dazu einen teuflischen Reigen durch Höllen und Fegefeuer.
    Ein Geräusch riß Dorian aus sei-, nen Betrachtungen.
    Das große Tor mit dem drachenartigen Türklopfer schwang nach innen auf. Dorian glaubte, über das Knarren der Angeln hinweg die Schreie der Gemarterten von dem Portalgewände zu hören. Und der Mann, der heraustrat und eine Hand vor die Augen hielt, um sie vor dem Scheinwerferlicht zu schützen, schien den Szenen der Burgfassade entsprungen.
    „He!" rief er polternd. „Was soll der Krach und das Licht?"
    Er war groß, an die zwei Meter, und von massiger Gestalt, ein wandelnder Fleischberg - oder zumindest erschien er Dorian in seinem sackähnlichen Umhang zuerst als solcher; bei genauerem Hinsehen erkannte er, daß die Körpermasse des Mannes keineswegs aus Fett und Fleisch bestand, sondern aus durchtrainierten Muskeln. Das zeigten seine Bewegungen, wie er die Hand hielt, wie er ging, und seine aufrechte Haltung. Dabei konnte er nicht mehr der Jüngste sein, denn er hatte schlohweißes Haupthaar, das ihm wallend über die Schultern fiel, und einen ebenso wallenden Vollbart, der sich über seinen mächtigen Brustkorb wellte. Die Augen unter den schwarzen, buschigen Brauen waren kleine, dunkle Punkte, von einem Kranz kleiner und kleinster, verästelter Fältchen umrahmt. Ihr Blick war stechend, und manchmal blitzte es in ihnen auf wie bei einem Wetterleuchten.
    Der Mann strotzte vor Kraft und Gesundheit. Um so verwunderter war Dorian über die unnatürliche Blässe seiner Haut. Als er ins Freie trat, verbreitete er einen Geruch nach Rauch, Schwefel und einen süßlichen exotischen Duft, so daß Dorian im ersten Moment angewidert den Atem anhielt. Irgendwie hatte Dorian das Gefühl, daß das penetrant süßliche Aroma Leichengeruch sein mußte, und seine erste Assoziation war, daß der Mann wie die Inkarnation eines jener Folterknechte aussah, die er in früheren Leben kennengelernt hatte.
    „Entschuldigen Sie die Störung!" begann Dorian, aber der andere unterbrach ihn.
    „Machen Sie die Scheinwerfer aus und kommen Sie erst einmal herein!" sagte er zuvorkommend.
    Er war auf einmal die Freundlichkeit in Person. Die Barthaare in Höhe seines Mundes verschoben sich, als würde er lächeln. „Warum sollen wir hier draußen herumstehen? Machen Sie schon, junger Mann!"
    Dorian ging zu seinem Wagen und schaltete die Scheinwerfer aus. Der graubärtige Riese hielt das Tor für ihn offen und ließ ihn in eine riesige Halle eintreten, die von verschiedenartigen Säulen gestützt wurde. Manche der Säulen waren glatt und besaßen nur Kapitelle, die irgendwelche mythologisch anmutende Szenen und Wesen darstellten. Andere Säulen wiederum waren mit reliefartigen Verzierungen geschmückt, die ebenfalls Szenen mit Monstren und Fabelwesen, die Menschen bedrängten, darstellten. Dorian nannte sie bei sich „Bestiensäulen".
    Im Hintergrund führte eine breite Steintreppe nach oben; links und rechts verloren sich breite Gänge in der Dunkelheit. Es schien kein elektrisches Licht zu geben, zumindest konnte Dorian keine Lampen oder Lüster entdecken, sondern sah nur Fackelhalter in Form von Teufelsfratzen an den Wänden, die jedoch allesamt leer waren. Ein siebenarmiger Kerzenhalter auf dem Boden, den der Graubärtige wahrscheinlich hier abgestellt hatte, als er das Tor öffnete, war die einzige Lichtquelle.
    Das Tor fiel krachend zu.
    „Mein Name ist Isidor Quintano", stellte sich der Graubärtige vor.
    Dorian hatte es sich bereits gedacht.
    „Ich bin der Verwalter dieser Burg und lebe hier allein. Aber ich habe nie Langeweile, denn es gibt viel zu tun. Wenn man nicht ständig dahinter her ist und nicht die notwendigen Ausbesserungsarbeiten durchführt, schreitet der Verfall unaufhaltsam voran. Und auf einmal ist es dann zu spät, und diese einmaligen Kulturzeugen und Kunstschätze sind unrettbar verloren. Ich bemühe mich, den Urzustand der Burg zu erhalten. Sie scheinen von dieser Halle beeindruckt, junger Mann, oder irre ich mich?"
    „In der Tat, der Anblick dieser steinernen Abbilder einer mir unbekannten Mythologie ist überwältigend", sagte Dorian. „Ich habe schon das Portal bewundert. Etwas Vergleichbares kenne ich nicht. Ich wußte gar nicht, daß es hier ein solches Bauwerk gibt."
    „Nicht?" Isidor Quintano runzelte die Stirn. Er betrachtete Dorian Hunter mißtrauisch. „Sie sind nicht gekommen, um Castillo

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