0770 - Kind der Finsternis
Eunuche, dem eine Stripteaseshow gezeigt wird. Dabei war die Gefahr deutlich zu spüren.
Die feinstoffliche Bosheit suchte sich erneut einen »Wirtskörper«. Diesmal fuhr sie in Trish! Die stets versonnen lächelnde junge Frau verwandelte sich im Handumdrehen in eine Berserkerin.
Mit einem satanischen Lachen stürzte sie sich auf Nicole, die in ihrer Nähe stand. Selbst die Reaktionsschnelligkeit der Dämonenjägerin reichte nicht aus, um der Besessenen zu entgehen.
Die Französin wurde hoch in die Luft geschleudert und knallte gegen die Wand! Sie rutschte daran herunter. Als Kampfsportlerin konnte sie instinktiv richtig fallen. Sonst hätte sie sich gewiss etliche Knochen gebrochen.
Nun wollte sich Trish auf Zamorra stürzen. Dessen Amulett funktionierte immer noch nicht. Es war in diesem Moment als Waffe so ungeeignet wie ein Zahnstocher.
Asha Devi aktivierte ihre Gebetsmühle!
Mit ausgestrecktem Arm richtete sie die weißmagische Waffe auf Trish. Dabei drehte sie den Zylinder der Mühle um die eigene Achse. Auf diese Weise wurden die Schutzmantras aktiviert, mit denen das Metall versehen war. Die positive Energie, die sich während Jahrhunderten durch meditierende Mönche aufgebaut hatte, schoss auf die Besessene zu.
Trish verschwand, als hätte es sie nie gegeben!
»Ha!« Triumphierend stieß Asha Devi ihre linke Faust in die Höhe. Die rechte Hand hielt immer noch die Gebetsmühle.
»Das wäre erledigt! Manche weißmagischen Waffen funktionieren eben besser als andere!«
»Sehr einfühlsam ausgedrückt, Asha«, bemerkte Nicole trocken.
»Wie auch immer. Jedenfalls sind wir alle hierher gekommen, um Gandharva anzurufen, nicht wahr? Dann sollten wir das auch mal tun. Mir kommt es immer noch seltsam vor, dass Zamorra der Künder meines Sohnes sein soll.«
»Da bist du nicht die Einzige«, bemerkte der Dämonenjäger.
»Ich verstehe es selbst nicht.«
»Shiva hat ja darüber gesprochen, wie du sagtest. Es ist also der Wille der Götter. Und dem habe ich noch niemals widersprochen.«
»Göttin müsste man sein«, sagte Nicole schnippisch. »Dann würde man endlich von dir keine Widerworte mehr bekommen…«
Asha Devi warf ihr einen wütenden Blick zu. Aber dann besann sie sich doch auf ihr ursprüngliches Vorhaben. Die Polizistin warf sich vor der Statue von Gandharva auf den Boden.
»O großer Gandharva, Herr aller Sänger und Musikanten! Vater der Liebe und der Medizin, Symbol der Schönheit in unserer Welt! Bitte sprich zu deiner unwürdigen Dienerin!«
»Unwürdig ist das treffende Wort«, murmelte Nicole.
Es geschah zunächst nichts. Asha Devi verharrte in ihrer kauernden Stellung in der Meditationshalle. Weder Nicole noch Zamorra oder Meister Nando bemerkten, dass ihre Seele auf Reisen ging.
Doch es gab noch eine andere wichtige Tatsache, die keiner der Anwesenden bemerkt hatte.
Trish war nicht durch Asha Devis Energiestrahlen vernichtet worden. Die Besessene war verschwunden, bevor die Kraft der Gebetsmühle sie treffen konnte…
***
Kalis Blutpalast
Trish befand sich in einem Albtraum, der nicht enden wollte.
Erst war da dieser Schatten, der sich über ihre Seele gelegt hatte. Wie eine Marionette war sich die junge Frau in seiner Gewalt vorgekommen.
Sie hatte Dinge getan, die ihr normalerweise fern lagen. Trish kämpfte niemals gegen ihre Mitmenschen. Sie war fest überzeugt von der Kraft der Liebe. Aber wie konnte dieser besinnungslose Hass von ihr Besitz ergreifen? Trish begriff es nicht. Und sie verstand auch diesen Ort nicht, an dem sie gelandet war. Ihre Umgebung kam der jungen Frau wie die tiefste Hölle vor.
Die Wände waren mit Blut verkrustet. Vielleicht bestanden sie auch ausschließlich aus dem Lebenssaft. Wer konnte das schon sagen? Trish hatte jedenfalls nicht das Bedürfnis, es zu untersuchen.
Altes, dunkles Blut lag in unzähligen Schichten übereinander.
Frisches helles Blut floss aus nie versiegenden Strömen die Wände hinunter. Vor den großen Fenstern erblickte Trish einen bleifarbenen Himmel, der nicht zu ihrer Welt gehörte.
Jedenfalls gab es keine Sonne. Das Licht strömte aus mysteriösen Quellen, die unsichtbar blieben.
Trishs Blick wanderte nach unten. Sie schrie laut auf. Der Boden, auf dem sie stand, war aus Totenschädeln zusammengefügt!
Der Boden des Raumes war förmlich gepflastert mit ihnen.
Da ertönte ein schauriges Lachen. Eine grässliche Gestalt manifestierte sich in dem Blutsaal.
Als Anhängerin eines indischen Gottes wusste Trish
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