0770 - Kind der Finsternis
sehen, ließ sie es sich jedenfalls nicht anmerken. Stattdessen begrüßte sie die Inspektorin mit einem überirdischen Lächeln.
»Willkommen, Schwester.« Asha Devi nickte nur. In ihren Augen hatten die meisten dieser Sektentypen schwer einen an der Waffel.
»Ich will Gandharva anrufen!«, sagte die Polizistin und hakte lässig die Daumen in ihr Koppel.
»Da bist du bei uns an der richtigen Adresse. Ich heiße übrigens Trish.«
Asha Devi hielt es nicht für nötig, sich vorzustellen.
Schließlich prangte ein kleines Namensschild an ihrer linken Uniformbrust. Außerdem wollte sie mit diesen Spinnern nicht Bruderschaft trinken, sondern so schnell wie möglich ihr Kind aus den Dämonenklauen befreien! Das war jedenfalls die Art, wie Asha Devi die Dinge betrachtete.
Aber trotz der Friede-Freude-Eierkuchen-Atmosphäre in dem Zentrum merkte sie schnell, dass etwas nicht stimmte. Die Guru-Anhänger waren irritiert, teilweise auch verängstigt.
Etwas musste vorgefallen sein. Nur diese Trish strahlte wie ein Honigkuchenpferd und schleifte Asha Devi hinter sich her in einen großen Meditationsraum.
Dort redete ein indischer Guru gerade mit zwei Personen, die Asha Devi nur allzu bekannt waren.
»Professor Zamorra und Nicole Duval!«, rief die Inspektorin erbost. »Wie oft habe ich euch schon befohlen, euch nicht in meine Fälle einzumischen?«
Sie stürmte auf Zamorra zu und packte ihn am Revers.
»Hallo, Asha«, sagte der Dämonenjäger ungerührt. Er löste die Finger der Polizistin von seinem Jackett. »Vorsicht, der Stoff könnte leiden.«
»Hier wird gleich jemand ganz anderes leiden, wenn ihr nicht auf der Stelle verschwindet!«
»Deine Zunge ist voller Zorn«, sagte Meister Nando und machte eine beschwichtigende Handbewegung. »Warum beruhigst du dich nicht erst einmal, meine Tochter?«
»Ich bin nicht deine Tochter!«, blaffte Asha Devi. »Was hast du dich einzumischen, wenn ich mit den Verdächtigen rede? Verschwinde lieber und wasch dir die Haare!«
»Wir sind verdächtig?«, fragte Nicole spitz. »Wie lautet denn die Anklage?«
»Ihr… ihr sollt mich endlich in Ruhe lassen!« Asha Devi ging nicht auf die Frage ein. »Ich brauche niemanden, kapiert ihr das nicht?«
»So gern wir dich nicht wieder sehen würden, es geht leider nicht.«
»Und wieso nicht, Zamorra?«
»Weil Shiva mich gebeten hat, ein wachsames Auge auf deinen Sohn Vasu zu haben.«
Die Erwähnung des indischen Gottes nahm Asha Devi den Wind aus den Segeln. Wenn sie sich auch sonst völlig unmöglich aufführte - einen göttlichen Wunsch oder Befehl stellte sie niemals in Frage.
Die Inspektorin sackte in sich zusammen. Zamorra nutzte die Gelegenheit. Nun, da Asha Devi endlich den Mund hielt, berichtete er ihr schnell von der Begegnung mit Shiva. Die Inderin sog seine Worte förmlich in sich auf.
»Dann… dann soll also Gandharva der Vater meines Kindes sein?«
»Ja, wenn ich Shiva richtig verstanden habe.«
»Ich schätze, du hast mal wieder nichts kapiert, Zamorra! Würde mich nicht wundern, schließlich bist du noch nicht mal Inder! Du kannst doch eine Götterstatue nicht von einem Kühlschrank unterscheiden!«
»Warum lässt du dir das immer wieder bieten, Chef?«, fragte Nicole ihren Lebensgefährten. »Soll doch Asha alleine zurechtkommen!«
»Und was ist mit der Dämonengefahr, Nici? Du hast doch selbst erlebt, was die Mächte der Finsternis hier veranstalten!«
Dagegen ließ sich natürlich nichts sagen. Nicole schwieg einstweilen diplomatisch. Sie fand es nur einfach gemein, dass sie und Zamorra Vasu retten wollten und sich dafür von der Mutter des Halbgotts noch beleidigen und beschimpfen lassen mussten.
»Ich sehe keine dämonische Bedrohung!«, höhnte Asha Devi.
»Nur diese Filzlaus da könnte als böser Kinderschreck durchgehen!«
Sie deutete mit dem Daumen auf den Guru.
Dessen Anhänger keuchten ungläubig angesichts der Beleidigung ihres Herrn und Meisters. Doch die Verwunderung hielt nicht lange an. Sie wich einem grenzenlosen Entsetzen.
Das Unbekannte war zurückgekehrt!
Bis auf Zamorra, Nicole und Asha Devi erschraken alle Anwesenden, als die unsichtbare böse Energie abermals den Raum okkupierte.
Zamorra wurde allerdings durch eine andere Tatsache beunruhigt. Sein Amulett reagierte nämlich diesmal nicht auf das Etwas! Bei dem ersten Angriff hatte das Haupt des Siebengestirns von Myrrian-ey-Llyrana die dämonische Bedrohung noch rechtzeitig verkündet. Nun aber blieb das Amulett so kalt wie ein
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